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Die Lava

Die Lava

Titel: Die Lava Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Magin
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einem Kaff bei Koblenz hauste. Wo die Unterkunft von MacGinnis lag, wusste niemand.
    Joe band sich ein Handtuch um und trat dampfend aus der Dusche. Er wuschelte sich mit einem Tuch durch die Haare, sie wurden schnell trocken.
    Sein Pieper meldete sich. Neal hatte einen Arzt verständigt, der schon unterwegs war, um sich die Wunde anzusehen.
    Joe ging ins Schlafzimmer und streifte sich schnell etwas über. Im nächsten Moment klopfte es schon an der Tür.
    Ein junger Mann trat ein, vermutlich der Dorfarzt. Er wirkte kompetent, und Joe streifte das T-Shirt hoch, das er frisch angezogen hatte, damit der sich die Wunde ansehen konnte. Sie war nun sauber, aber das heiße Wasser der Dusche hatte sie wieder aufplatzen lassen, sie sonderte ein wenig Blut ab. Der Arzt gab ihm eine Spritze und ein paar Pillen für den Fall, dass die Schmerzen stärker würden.
    »Es ist nichts Schlimmes, keine tiefe Wunde«, meinte er, als er seine Instrumente schon wieder in seinem Koffer verstaute.
    »Schonen Sie sich noch ein paar Tage.«
    Joe musste grinsen. »Das ist schwer möglich. Aber ich passe auf mich auf.«
    Er dachte an Franziska, nachdem der Arzt gegangen war. Er vermisste sie, ihre Nähe, ihr Lächeln. Er würde sich gleich bei MacGinnis abmelden, ihm sagen, er müsse einen klaren Kopf bekommen und wolle spazieren gehen.
    Er telefonierte kurz und holte sich das OK von seinem Chef. Wie er sich darauf freute, Franziska zu treffen!
    Er legte sich hin, und als er wieder die Augen öffnete, war es bereits nach 17 Uhr. Er hatte den halben Tag verschlafen. Er holte ein Glas aus dem Schrank und genehmigte sich einen Fingerbreit seines geliebten Glenmoriston. Es tat gut, füllte ihn mit neuer Wärme.
    Er zog sein Handy aus der Jackentasche und klingelte bei Franziska an. Sie war schon Zuhause.
    »Ich bin bald bei dir«, sagte er, zog die Wohnungstür hinter sich zu und fuhr zu ihr.
    »Aber du blutest ja!«, rief Franziska entsetzt aus, als er eintrat.
    Joe blickte an sich herab. Tatsächlich färbte sich sein frisches weißes T-Shirt an der Seite wieder rot.
    »Ich bin nicht James Bond«, stellte Hutter fest, »ich blute, wenn man auf mich schießt.«
    »Du bist ja auch kein Agent.«
    »Doch, genau das bin ich!«
    Sie sah ihn verblüfft an.
    »Ich bin … bin …« Joe überlegte, wie er es besser formulieren und erklären konnte, und wiederholte schließlich einfach nur, was Franziskas gesagt hatte, »… tatsächlich ein Agent.«
    »Ein Agent?«
    »Ja, ich bin vom Geheimdienst.«
    Sie starrte ihn an, als hätte er ihr gestanden, ein Außerirdischer vom Mars zu sein, der im Bermuda-Dreieck Schiffe entführt.
    Er musste es ihr irgendwie verständlich beibringen – verständlich, glaubhaft und sorgsam.
    »Manchmal fühle ich mich, als sei ich in der Geschichte von Elia und den Baalpriestern gefangen – mit Wasser, Feuer, Rauch und Vernichtung.«
    Franziska warf ihm einen ungläubigen Blick zu. »Elia was?« Ihre Eltern waren keine calvinistischen Eiferer gewesen, die das Alte Testament in sie hineingeprügelt hatten. Sie fühlte sich als Wissenschaftlerin, die all den religiösen Firlefanz nicht mehr benötigte, mit dem man kleinen Kindern Angst machte und sie auf Spur brachte.
    »Elia war ein Prophet. Er lag im Streit mit König Ahab von Israel, weil der den Baal anbetete. Da sagte er eines Tages: Lassen wir das doch einmal endgültig entscheiden, wer von uns beiden recht hat. Also versammelte sich das ganze Volk und die vierhundertundfünfzig Baalpriester und die vierhundert Propheten der Aschera auf dem Berg Karmel. Die Heiden schlachteten einen Stier, ritzten sich die Haut, das Blut floss, und sie tanzten sich in eine wilde Ekstase, aber ihre Götter antworteten nicht.«
    »Antworten sie denn je?«
    »Elia aber war ganz allein – allein gegen alle anderen. Er schlachtete seinen Stier, zog einen Kreisgraben um den Altar, füllte ihn mit Wasser und benetzte dann auch den Holzstapel und den Stier. Da fiel das Feuer Gottes herab und fraß Brandopfer, Holz, Steine und Erde und leckte das Wasser auf im Graben. Klingt das nicht wie ein Vulkanausbruch in einem Eifelmaar – symbolisch natürlich nur? Das Volk bekehrte sich, und über dem leeren Meer stieg eine kleine Wolke auf wie eines Mannes Hand. Und ehe man sich versah, wurde der Himmel schwarz von Wolken und Wind, und es kam ein großer Regen.«
    »Da haben sich sicher alle gefreut, oder?«
    »Alle bis auf die Baalpriester. Sie wurden noch an Ort und Stelle erschlagen. Ich habe

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