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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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»Na, will er nicht?«, fragte er gutmütig.
    »Nein, er will nicht. Er springt einfach nicht an.« Ich lächelte Herrn Wünsch dankbar an und trat einen Schritt zur Seite, um ihm Einblick in das geheimnisvolle Innenleben meines Autos zu gewähren.
    »Na, Kindchen, dann wollen wir mal sehen!« Sein spärlich behaarter Kopf verschwand unter der Kühlerhaube. Eine Weile schraubte und tüftelte er still vor sich hin, dann stand seine Diagnose fest: Vernichtend! Die Zündkerzen waren verrostet, die Batterie leer, der Keilriemen war gerissen, der Luftfilter verstopft und so weiter und so weiter. Erstaunlich, wie viele Teile in so einem kleinen Auto Platz hatten. Und noch erstaunlicher fand ich, dass diese alle auf einen Schlag kaputtgegangen sein sollten, wo ich doch letzten Monat erst bei der Inspektion gewesen war. Hier musste Kamerad Zufall tatkräftige Unterstützung bekommen haben. Ich schwor Thomas, der mein schönes Auto ausgeschlachtet hatte wie eine Weihnachtsgans, Rache bis aufs Blut.
    »Da kann man nichts machen«, sagte Herr Wünsch bedauernd und entschwand auf leisen Pantoffelsohlen zu Gattin und Fernseher.
    Vor Kälte und Zorn bebend, stapfte ich in die Wohnung zurück. Ich hatte einen so dicken Hals, dass ich kaum mehr durch die Tür passte. Per Telefon funkte ich SOS, und ein paar Minuten später stand Frauke mit ihrem tadellos gepflegten und vor allem fahrtüchtigen Auto vor dem Haus.
    Nachdem wir die Dritte im Bunde auch noch eingesammelt hatten, diskutierten Frauke und Mona über meinen Kopf hinweg die jüngsten Ereignisse. Sie waren der Ansicht, dass Thomas mit der Operation »Fiesta« ein perfekter Gegenschlag zu meinem »Computerfeldzug« gelungen war. Ich hatte es geschafft, Thomas’ Festplatte in ihren jungfräulichen Urzustand zurückzuversetzen. Tabula rasa. Und im Gegensatz zu Thomas, der mir diesen Meisterstreich nie verzeihen würde und ihn vermutlich für immer in seinem Gedächtnis gespeichert hatte, war auf seinen PC in puncto Erinnerungsvermögen weitaus weniger Verlass. Lara Croft? Wer ist das? Hah, nicht ein einziges cellulitefreies Bit war von ihr übrig geblieben!
    Mit sorgenvoller Miene spekulierte Frauke, wie unser Stellungsgefecht weitergehen würde. »Du solltest in Zukunft vorsichtig sein«, riet sie mir. »Schau abends am besten immer erst unter der Decke nach, bevor du dich schlafen legst. Vielleicht schmuggelt er dir eine tote Ratte ins Bett. Soll alles schon vorgekommen sein.«
    Jetzt musste ich Thomas aber doch in Schutz nehmen. »Danke für den Tipp. Ein bisschen mehr Stil traue ich ihm allerdings schon zu. Immerhin hat er sich bei meinem Auto richtig Mühe gegeben.« Und mit einem winzigen Hauch von Bewunderung in der Stimme – Ehre, wem Ehre gebührt – fügte ich noch hinzu: »Ich wüsste nur zu gerne, wo er diese verrosteten Zündkerzen aufgetrieben hat.«
    Nicht, dass mir dieses Spiel mittlerweile Spaß gemacht oder dass ich Thomas für das, was er mir angetan hatte, weniger gehasst hätte, aber der Triumph würde am Ende umso größer sein, wenn ich einen gleichwertigen Gegner besiegt hatte. Und dass ich als Gewinner aus dieser Schlacht hervorgehen würde, stand für mich fest.
    »Gut, dass der arme Linus euch beiden gehört«, klinkte Mona sich von der Rückbank aus in das Gespräch ein. »Dann musst du wenigstens nicht befürchten, irgendwann Hundepastete serviert zu bekommen. Du weißt schon, so wie Michael Douglas in dem Film, wo sich das Ehepaar gegenseitig das Leben zur Hölle macht. Er lobt die Pastete, kaut genießerisch darauf herum, und sie macht nur kurz und trocken: ›Wuff!‹« Der Rosenkrieg war einer ihrer Lieblingsfilme, dreimal hatte sie sich die bitterböse Komödie im Kino angeschaut.
    Frauke riss entsetzt die Augen auf. »Sind die nicht am Ende alle tot?«
    »Das Paar schon, aber ich glaube, der Hund hat überlebt. Das mit der Pastete war nämlich eigentlich nur ein sadistischer Scherz von der Frau«, versuchte ich Frauke zu beruhigen.
    Der Weihnachtsmarkt erinnerte eher an einen dicht bevölkerten Jahrmarkt. Eine Fressbude neben der anderen.
    Sogar ein grell aufgemotzter Stand mit Losen war hier vertreten. Drei Stück für läppische zwei Euro. Mit heiserer Stimme plärrte ein hutzeliges, mageres Männlein irgendetwas von einer Riesenchance in sein Mikrophon. Von wegen Chance – der reinste Nepp und Betrug war das. Außer Nieten hatte ich jedenfalls noch nie etwas gezogen. Dem glücklichen Gewinner – sollte es tatsächlich einen geben –

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