Die Lavendelschlacht
gestellt. Sogar in meinen Kleiderschrank hat er eins reingeschmuggelt. Lavendel, ausgerechnet Lavendel. Ich ha-, hasse Lavendel!!!«
Mona hielt sich die Nase zu. »Das ist kein Rosenkrieg, das ist eine Lavendelschlacht. Eigentlich schade, Rosen würden bestimmt besser riechen.«
Nachdem Mona und Frauke mich mit vereinten Kräften aufs Sofa verfrachtet hatten, fiel ich sofort in einen bleiernen Schlaf. In dieser Nacht hatte ich einen herrlichen Traum: Mein derangierter Fiesta stand mitten in einem riesigen Lavendelfeld. Unter dem Auto lag Thomas. Er trug eine rosafarbene Feinrippunterhose, auf der sich höchst dekorativ die dunklen Spuren des Reifenprofils abhoben.
Traumhaft, einfach traumhaft!
Zufrieden schmatzend wälzte ich mich auf die andere Seite.
Acht
Die ganze nächste Woche zermarterte ich mir das Hirn darüber, was der Lavendeltraum zu bedeuten hatte. Was wollte mir mein Unterbewusstsein damit sagen? Dass ich auf dem besten Wege war, völlig den Verstand zu verlieren? Das war nichts Neues. Dass eine kaltblütige Mörderin in mir schlummerte? Höchst unwahrscheinlich. Wo gab’s denn so was, eine Mörderin, die kein Blut sehen kann?!
Meine Freundinnen, die ich natürlich sofort am nächsten Tag in meine morbiden Phantasien eingeweiht hatte, waren bei der Traumdeutung voll in ihrem Element.
Frauke packte die Sache wie immer mit viel pädagogischem Fingerspitzengefühl an. »Was dir dein Unterbewusstsein sagen möchte, ist doch sonnenklar: Finger weg vom Alkohol!« Blödsinn! Gut, der Traum war blau gewesen. Ziemlich blau sogar. Aber das hatte weniger an meinem alkoholisierten Zustand als an dem riesigen Lavendelfeld gelegen.
Mona war im Vergleich zu Frauke handfester veranlagt. »Ich persönlich kann deine Mordgelüste zwar verstehen, rate dir aber trotzdem dringend davon ab. Das bringt nichts als Scherereien«, warnte sie mich mit unbewegter Miene. Meine Herren, die traute mir aber auch alles zu! Ich wusste nicht, ob ich mich geschmeichelt oder beleidigt fühlen sollte.
»Während Thomas sich die Radieschen von unten ansieht, glotzt du die tristen grauen Wände einer Gefängniszelle an«, redete sie weiter. »Schwer zu sagen, welcher Anblick erfreulicher ist.«
Auf einmal begann es in meinem Kopf fieberhaft zu arbeiten. Ohne es zu wollen, hatte Mona mich auf eine geniale Idee gebracht.
Der Zufall, der sonst nicht gerade mein bester Kumpel war, meinte es ausnahmsweise einmal gut mit mir. Alles lief nach Plan. Samstagvormittag verließ Thomas mit unbekanntem Ziel die Wohnung. Ich war mir jedoch sicher, dass das Ziel extrem kurvig war. Ergo konnte ich mir an fünf Fingern ausrechnen, dass Thomas nicht so schnell nach Hause kommen würde. Das war gut. Sehr gut sogar.
Den ganzen Morgen hatte ich auf der Lauer gelegen und nur darauf gewartet, dass er sich endlich aus dem Staub machte. Jetzt war meine Stunde gekommen, die Stunde der Abrechnung. Den Anschlag auf seinen Computer hatte Thomas erstaunlich gut weggesteckt. Einen schlappen Tag hatte es gedauert, bis Lara wieder quietschfidel über den Bildschirm hüpfte. Langsam war es an der Zeit, schwerere Geschütze aufzufahren.
Na warte, mein Lieber, Rache ist süß! Grimmig stieg ich in mein Auto, das ich gerade erst frisch aus der Werkstatt zurückbekommen hatte. Dann gab ich Gas.
Schade, dass Linus mich auf meiner kleinen Exkursion nicht begleiten konnte. Er war mit Thomas unterwegs. Das passte mir gar nicht. Zum ersten Mal hatte ich Verständnis für Mütter, die Zeter und Mordio schreien, wenn ihre Kinder mit dem Exmann und dessen neuer Freundin Sonntagnachmittag ins Kino und anschließend zu McDonald’s gehen. Wobei das Rindfleisch in den Burgern vermutlich noch der geringste Anlass zur Besorgnis ist.
»Fass, Linus! Fass!«, erprobte ich an der nächsten roten Ampel meine telepathischen Fähigkeiten. Auch eine genaue Spezifikation lieferte ich mit: Popo, und zwar mit Schmackes! Aber dafür war Linus viel zu anständig. Ich seufzte resigniert. Wie man’s macht, ist es verkehrt. Warum hatte ich den Hund bloß so gut erzogen?
Mit Schwung und Begeisterung bog ich auf den Parkplatz des Baumarkts ein. Beides legte sich rasch wieder, denn hier war die Hölle los. Ein Gewimmel und Gewusel wie auf einem Ameisenhaufen oder bei C&A im Winterschlussverkauf. Mit Ach und Krach ergatterte ich noch einen Parkplatz.
Das weihnachtlich geschmückte Land der Heimwerker und Bastler schien am Wochenende ein beliebtes Ausflugsziel zu sein. Zumindest für die
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