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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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darauf, dass sie farblich perfekt zu den Türklinken passten. Koste es, was es wolle.
    Ein giftgrünes oder pinkfarbenes Schlafzimmer würde ihn entweder in den Selbstmord oder aus der Wohnung treiben. Beide Möglichkeiten fand ich viel versprechend.
    Allerdings war es wichtig, dass der Wandanstrich eine gute Deckkraft besaß und sich nicht so ohne weiteres überpinseln ließ. Auf Joschs Rat hin entschied ich mich schlussendlich für pinkfarbene Latexfarbe.
    »Barbiepink. Da wird dein Ex seine helle Freude dran haben«, prognostizierte er schadenfroh und gab mir noch ein paar Tipps für die Auswahl der richtigen Pinsel und Malerrollen.
    Schließlich hatte ich alle Tatwerkzeuge beisammen, und wir machten uns auf den Weg zur Kasse. Neugierig spähte ich in Joschs Wagen. Außer dem blauen Holzlack stapelten sich dort verschieden große Bretter und Latten. »Was wird denn das?«
    »Ein Hochbett für meinen kleinen Neffen. Es ist jeden Abend ein Drama, den Knirps ins Bett zu bekommen. Das Hochbett soll ihm die Sache ein bisschen schmackhaft machen.« Dass ausgerechnet Josch etwas für Kinder übrig hatte, überraschte mich. Aber warum eigentlich? Streng genommen wussten wir nicht besonders viel voneinander. Klar, wir verbrachten in der Redaktion viel Zeit miteinander, doch die Gespräche drehten sich fast ausschließlich um berufliche Themen. Oder wir rissen Scherze und flachsten herum.
    »Kannst du beim Streichen Hilfe brauchen?«, erkundigte sich Josch, als wir auf dem Parkplatz angekommen waren.
    Was für eine Frage! Ich hatte den Verdacht, dass diese Farbpanscherei nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen zählen würde. »Ich nehme jede Hilfe, die ich kriegen kann.«
    »Herzlichen Dank, junge Frau. Sehr schmeichelhaft für mich.«
    Erstaunlicherweise machte die Anstreicherei mit Josch zusammen sogar richtig Spaß! Wir hatten das Radio auf volle Lautstärke gedreht, so hatten die Nachbarn wenigstens auch etwas davon. Einen Hit nach dem anderen grölten wir lauthals mit. Bei Joschs Parodie auf die Backstreet Boys machte ich mir vor Lachen schier in die Hose. Seine Choreographie kam dem Balztanz der Originale, bei dem hysterisch kreischende Girls wie die Dominosteine umkippten, sehr nahe.
    Irgendwann, als das Knurren unserer Mägen die laute Musik übertönte, rief ich das Pizzataxi. Wir waren kurz vorm Verhungern. Giovanni lieferte subito. Mit einem kühlen Bier und der Pizza machten wir es uns auf dem Boden gemütlich.
    »Was passiert eigentlich, wenn dein Ex plötzlich in der Tür steht?«, fragte Josch und leckte sich genüsslich das Fett von den Fingern.
    Auf die Idee war ich noch gar nicht gekommen.
    »Was soll schon groß passieren? Außer, dass er dich krankenhausreif schlägt«, ulkte ich.
    »Och, dann bin ich ja beruhigt.«
    Ein pinkfarbener Farbspritzer tanzte beim Kauen auf seiner Wange auf und ab. Kurz unter dem kleinen Grübchen. Fasziniert beobachtete ich, wie Josch sich hungrig ein Stück Pizza nach dem anderen in den Mund schob. Der Farbspritzer blieb ständig in Bewegung. Plötzlich spürte ich den unbändigen Drang, ihn wegzuwischen.
    »Was ist, schmatze ich?«, nuschelte Josch, als er meinen Blick bemerkte.
    »Du hast da was«, sagte ich lachend. Ich streckte die Hand aus, doch da hatte Josch schon nach seiner Serviette gegriffen und den Spritzer beim Mundsaubermachen entfernt. Irgendwie war ich enttäuscht. Ich hätte gerne gewusst, wie sich das Grübchen anfühlte.
    »Besser?«, fragte Josch und legte den Kopf schief.
    Zum ersten Mal registrierte ich bewusst, dass er grüne Augen hatten. Grüne Augen mit grauen Sprenkeln.
    »Grüne Augen Froschnatur, von der Liebe keine Spur.« O nein, hatte ich das jetzt gedacht oder gesagt? Wahrscheinlich laut gedacht, aber das machte wohl keinen großen Unterschied.
    »Meinst du mich?« Die grünen Augen, die ich eben so übel verunglimpft hatte, sprühten Funken. Allerdings beschlich mich so langsam das beunruhigende Gefühl, dass hier unterschwellig noch ganz andere Funken mit im Spiel waren.
    Hilfe!!!
    Ich wurde puterrot. »Oh, ich habe nur gerade an diese Sprüche aus der Schulzeit gedacht, du weißt schon, diese kurzen Reime. Gab’s natürlich für jede Augenfarbe.« Hastig biss ich in meine Pizza. Mitten in eine Peperoni. Langsam bekam ich Übung darin, mir den Mund zu verbrennen.
    »So, so.« Josch schmunzelte. »Schon beeindruckend. Und da sag nochmal einer, dass man in der Schule nichts fürs Leben lernt. Vielleicht hätte ich in der Pause

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