Die Lavendelschlacht
schließlich seine persönlichen Vorlieben ...«
»So was setzt ein hohes Maß an Vertrauen voraus. Vielleicht seid ihr einfach noch nicht so weit ... «
»Damit könntest du Recht haben.« Valeries Stirn umwölkte sich. Ha, wenn das mal keine fiesen Falten gab! »Weil du so ehrlich zu mir warst, kann ich es dir ja ruhig sagen. Und Thomas hat sicher auch nichts dagegen.« Was immer es auch war – wenn sie sich in Bezug auf Thomas mal nicht täuschte! Ich war gespannt wie ein Flitzbogen.
Sie holte tief Luft. »Das war unsere erste gemeinsame Nacht«, vertraute sie mir in einem verschwörerischen Tonfall an.
»Waaas?« Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Meine Gedanken fuhren Karussell. Valerie band mir einen Bären auf! Das konnte ganz einfach nicht stimmen. »Und die Uhr? Und dein Anruf? Und die Kondome?«
»Was für Kondome?« Sie hatte zwei große Fragezeichen in den Augen stehen. »Falls du die Uhr meinst, die ich Thomas zu Weihnachten geschenkt habe: Das war ein Dankeschön.«
Eben darum!
»Ein Dankeschön von Mama und Papa.«
»Ein Dankeschön von Mama und Papa«, echote ich dümmlich. Verteilten die Geschenke, wenn jemand ihre Tochter bestieg?
»Ich kümmere mich nämlich um das Bauprojekt meiner Eltern«, fuhr Valerie eifrig fort, »ein unbefriedigender Job. Du glaubst gar nicht, wie viel Ärger man da auf einmal am Hals hat. Die Rangelei mit der Stadt wegen der Erschließung und des Bebauungsplans ... Ich will dich nicht langweilen, jedenfalls hat Thomas das alles ganz souverän gemanagt.«
»Souverän gemanagt.« Langsam kam ich mir vor wie ein Papagei. Meine Wut auf Thomas wuchs ins Unermessliche. Wenn bis letzte Nacht zwischen den beiden nichts gelaufen war, warum hatte er dann behauptet, mit Valerie ein Verhältnis zu haben? War diesem Scheißkerl keine originellere Methode eingefallen, um mich abzuservieren?
Irgendwie paradox. Mir konnte man es nie recht machen! Hatte er mich betrogen, passte mir das nicht, hatte er mich nicht betrogen, passte mir das auch nicht.
Valerie plapperte unverdrossen weiter, ich hörte gar nicht richtig zu. »... so haben wir uns kennen gelernt«, schloss sie endlich. »Weißt du, vor Thomas gab es in meinem Leben schon viele Männer. Aber ich glaube, jetzt habe ich endlich den richtigen gefunden.«
»Na herzlichen Glückwunsch«, murmelte ich.
Meine Offenbarung, was Thomas’ Sexpraktiken betraf, hatte ihre Wirkung anscheinend verfehlt. Ich an ihrer Stelle hätte mich schnellstens vom Acker gemacht. Die Frau war nicht nur unsagbar naiv, sie ließ sich auch durch nichts abschrecken. Das musste wahre Liebe sein. Die beiden hatten einander wirklich verdient! Ich hatte nicht die geringste Lust, weiter über das junge Glück zu plaudern. Gott sei Dank wechselte Valerie in diesem Moment das Thema.
Als sie sich gerade über die ungewöhnliche Farbe unseres Schlafzimmers ausließ – die Wände waren seit Kais Pinselaktion nicht mehr pink, sondern schweinchenrosa –, kam Thomas mit zerknautschtem Gesicht in die Küche geschlurft. Der Zaubertrank wirkte also nicht bei jedem! Dafür, dass er eine heiße Liebesnacht hinter sich hatte, sah er nicht besonders glücklich aus. Im Türrahmen blieb er wie vom Donner gerührt stehen. Unser kleines Kaffeekränzchen irritierte ihn sichtlich.
Valerie sprang auf und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. »Morgen, mein Schatz, hast du gut geschlafen?«, gurrte sie. Nicht nur über seine sexuellen Vorlieben musste sie noch eine Menge lernen, dachte ich ironisch. Thomas hasste es, Schatz oder Liebling genannt zu werden! Erst recht, wenn er sich noch im komaähnlichen Halbschlaf befand.
Thomas nuschelte sich etwas in den Bart und schüttelte Valerie ab wie ein lästiges Insekt.
»Nimm’s nicht persönlich«, sagte ich. Es kostete mich viel Mühe, mir meine Schadenfreude nicht anmerken zu lassen. »Er ist ein Morgenmuffel.« Genau wie ich. Auch in dieser Hinsicht hatten Thomas und ich hervorragend zueinander gepasst.
Er beäugte mich misstrauisch, wahrscheinlich hatte er erwartet, dass ich wie eine Furie auf Valerie losgehen und ihr jedes ihrer hübschen Haare einzeln ausreißen würde. Aber falls er sich auf eine heftige Szene oder ein bisschen Schlammcatchen gefreut hatte, musste ich ihn enttäuschen!
»Setz dich doch zu uns und nimm dir einen Kaffee, in der Kanne ist noch was drin«, forderte ich ihn stattdessen auf.
Thomas war völlig durcheinander. »Es tut mir Leid.« Eine vage Kopfbewegung in Valeries Richtung. »Ich
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