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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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ich dieses nervöse Ameisenkribbeln im Bauch.
    »Ja. – Nein. – Vielleicht. Ich weiß nicht.« Das Gefühlschaos war perfekt. Ich zuckte die Schultern und nahm noch einen Schluck von dem beruhigenden Blubberwasser. »Er bringt mich total durcheinander. Keine Ahnung, ob ich in ihn verliebt bin.«
    »Grober Unfug, natürlich bist du verknallt«, nahm mir Mona die Entscheidung ab. »Der Knabe ist aber auch so was von schnuckelig«, schwärmte sie geradezu euphorisch. »Und das Beste daran: Er steht auf dich. Schätzchen, worauf wartest du noch? Ich an deiner Stelle würde zugreifen, bevor dir eine andere zuvorkommt.«
    Es war eine Sache, Josch aus der Ferne anzuschmachten oder einfach nur ein bisschen herumzuträumen, aber im wahrsten Sinne des Wortes »zuzugreifen« war etwas komplett anderes. Bisher hatte ich das nie ernsthaft in Betracht gezogen. So ein Casanova machte frau ohnehin nichts als Kummer .. .Aber nach dem, was ich eben von Mona gehört hatte, war Josch wohl doch nicht so ein alter Schwerenöter. Kein Hallodri, der alles mitnahm, was er kriegen konnte. Mein Herzschlag legte ein paar Takte zu. Völlig neue Perspektiven eröffneten sich plötzlich ...
    Die nächste Überraschung bereitete uns Frauke. Auf die Frage, was sie sich für die Zukunft am meisten wünschen würde, antwortete sie nicht etwa »Ein braves Kind«, »Friede für die ganze Welt« oder »Mehr Gleichberechtigung am Arbeitsplatz«, sondern frank und frei »Einen Mann«.
    Ich war baff.
    Monas dunkle Schokoladenaugen weiteten sich vor Erstaunen. »Ich dachte immer, du hast für Männer nichts übrig! Warte mal, wie war noch gleich dein Lieblingssatz? Ach ja, jetzt hab ich’s wieder: Kennst du einen, kennst du alle.«
    »Und wer hat denn immer behauptet, dass alle Männer Schweine sind?«, pflichtete ich Mona bei.
    »Ach was«, winkte Frauke ab, »das muss man schon etwas differenzierter sehen.«
    Hört, hört!
    Nachdenklich nippte sie an ihrem Glas. »Das ganze Gewäsch ist doch bloß Selbstschutz. Mal ehrlich, wer will denn schon ’ne allein erziehende Mutter mit Kind? Noch dazu eine über dreißig. Das ist nicht gerade das, was Männerherzen höher schlagen lässt. Manchmal habe ich das Gefühl, ich habe ein Schild auf der Stirn kleben: zweite Wahl oder B-Qualität.« Sie seufzte. »Wenn ich so aussehen würde wie ihr beide, dann vielleicht ... «
    Danke für die Blumen! Es schmeichelte mir kolossal, dass sie mich mit Mona auf eine Stufe stellte, aber im Vergleich zu meiner schnittigen Freundin war ich doch eher der Durchschnittstyp mit der Serienausstattung. Aber hier ging es schließlich nicht um mich, sondern um Frauke. Und die musste sich auch nicht gerade verstecken. Sie zählte zwar zu den etwas burschikoseren Frauen, doch man durfte die Männer nicht unterschätzen: Selbst ihre Geschmäcker waren bisweilen verschieden.
    »Ich hab sogar schon auf etliche Kontaktanzeigen geantwortet«, vertraute Frauke uns mit verschwörerischer Miene an. Nervös schaute sie sich um, so als könnte uns jemand belauschen. Erst nachdem sie festgestellt hatte, dass die Luft rein war, fuhr sie fort: »Aber sobald Tillmann ins Gespräch kam, waren die Kerle schneller von der Bildfläche verschwunden, als ich bis drei zählen konnte. Irgendwann bin ich dazu übergegangen, gleich in meinem ersten Brief die Karten offen auf den Tisch zu legen. Doch außer einem pädophilen Lüstling und einem alten Tattergreis, der auf seine alten Tage nochmal Vater werden wollte, hat sich seitdem keiner mehr bei mir gemeldet.«
    »Nur Geduld, das wird schon noch«, versuchte Mona ihr Mut zuzusprechen.
    Der Gehörlose tröstet den Blinden ... Das Ganze entbehrte nicht einer gewissen Komik. Da saßen wir nun und hatten auf die eine oder andere Art alle unsere liebe Not mit den Männern. Manchmal keimte in mir der Verdacht, dass der liebe Gott aus purer Boshaftigkeit Männlein und Weiblein erschaffen hatte. Wahrscheinlich saß er dort oben auf seiner Wolke, schaute herunter und schlug sich vor Lachen wiehernd auf die Schenkel.
    Frauke brachte ihr Glas mit einem Gabelhieb zum Klingen.
    »Mädels, lasst uns trinken!«
    »Auf uns und unsere Freundschaft!«
    »Auf die Zukunft!«
    »Auf das neue Jahr!«
    Ein Trinkspruch jagte den nächsten. Eine wohlige Wärme breitete sich in meinem Körper aus, und mein Kopf wurde Schluck für Schluck der Golden Gate Bridge immer ähnlicher: Er versank im dichten Nebel.
    Das neue Jahr fing sehr viel versprechend an! Nämlich mit einem

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