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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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warum ausgerechnet jetzt? So ein hundsmiserables Timing!
    Meine Lust verpuffte, der Nebel in meinem Kopf lichtete sich. Und auf den Rausch folgte die Ernüchterung. Ich hatte zwar schon oft davon gehört, dass sich dieses schale Gefühl gelegentlich am nächsten Morgen einstellte, aber doch nicht mittendrin. Bevor überhaupt irgendetwas gelaufen war!
    Rien ne va plus! Mein Körper war plötzlich so geschmeidig wie ein Kiefernholzbrett.
    »He, was ist los?«, flüsterte Josch ganz nah an meinem Ohr und verstärkte mit seinen Fingern den Druck auf meinen Oberschenkel.
    Ich schloss die Augen und versuchte, die positive Kraft der Autosuggestion zu nutzen: Thomas ist ganz weit weg (schätzungsweise sieben bis acht Meter Luftlinie), du und Josch, ihr wollt zusammen Liebe machen (Blödsinn: Sex wollten wir machen, je schmutziger, desto besser; von Liebe konnte hier überhaupt keine Rede sein!), du bist ganz entspannt (ungefähr so entspannt wie auf dem Zahnarztstuhl).
    Ich kapitulierte. Das mit der Autosuggestion musste ich wohl noch ein bisschen üben!
    »Josch, es tut mir Leid. Es geht nicht«, murmelte ich kleinlaut. »Es geht nicht???«
    »Weißt du, die Sache mit Thomas ...« Hilflos brach ich ab. Wie sollte ich ihm bloß etwas erklären, das ich selbst nicht verstand?! Josch sah aus, als hätte ich ihm einen Eimer kaltes Wasser ins Gesicht geschüttet. Kein Wunder, erst machte ich ihn heiß, und dann ließ ich ihn – im wahrsten Sinne des Wortes – einfach stehen.
    Doch er reagierte erstaunlich verständnisvoll. »Kein Problem.« Er strich mir zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Vielleicht ist es einfach noch zu früh. Ich kann warten.«

Vierzehn
    Am nächsten Tag sann ich über meine Sünden nach. Streng genommen handelte es sich wohl mehr um eine Unterlassungssünde. Wer – außer mir natürlich – wäre schon so dämlich, einen Mann wie Josch von der Bettkante zu schubsen? Jede andere Frau würde vermutlich alles dransetzen, ihn dorthin zu locken. Ich konnte wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank haben! Wenn ich bloß an diesen festen, wunderbar geformten Hintern dachte ...
    Scheiß Kontaktlinsen! Jetzt wurde ich für meine Blindheit sogar noch bestraft! Wären wir in Joschs Wohnung gefahren, hätte der Abend bestimmt ein anderes, wesentlich erfreulicheres Ende genommen. Oder vielleicht nicht? Irgendwie war ich mir in diesem Punkt gar nicht so sicher.
    Ich ging hart mit mir ins Gericht. Ohne Frage, Josch war ein toller Mann. Attraktiv, einfühlsam, intelligent, humorvoll, zärtlich ... Und die Krönung von allem: Er war weder verheiratet, noch war er schwul! Damit verfügte er über sämtliche Qualitäten, die man sich nur wünschen konnte. Seine Aufmerksamkeit wirkte bei mir Wunder. Wie ein Frühjahrsputz für die Seele, eine Politur für das Selbstbewusstsein. Klar war ich irgendwie in ihn verknallt, vielleicht konnte auch mehr daraus werden. Vielleicht. Aber solange ich mit Thomas noch unter einem Dach hauste, war die Sache, so wie’s aussah, zum Scheitern verurteilt.
    Thomas verfolgte mich auf Schritt und Tritt. Wie ein Schatten, der sich einfach nicht abschütteln ließ. Er war es gewesen, der mir gestern die Tour vermasselt hatte, dachte ich wütend. Erst wenn er komplett von der Bildfläche verschwunden war, würde ich mich wieder auf eine neue Beziehung einlassen können. Selbst das Feld zu räumen kam für mich nicht in Frage. Schon aus Prinzip. Unsere Lavendelschlacht hatte sich mittlerweile fast zu einem sportlichen Wettkampf entwickelt. Dabei sein ist alles? Von wegen! Die gestrige Nacht hatte mir nochmal deutlich vor Augen geführt, wie viel von dem Sieg abhing. Josch würde nicht ewig warten. Also blieb mir gar nichts anderes übrig, als in Zukunft mit noch härteren Bandagen zu kämpfen!
    Das Chaos in meinem Kopf wurde überschaubar. Problem erkannt, Problem gebannt! Für den Moment zumindest. Wonach mir jetzt der Sinn stand, war Zerstreuung. Vielleicht würden mich die Katastrophen aus dem Leben der Schönen und Reichen von meiner eigenen Misere ablenken. Auf der Suche nach einer Illustrierten, die mit möglichst vielen Scheidungen, schmutzigen Affären und persönlichen Schicksalsschlägen gespickt war, marschierte ich ins Wohnzimmer.
    Während ich den Zeitschriftenstapel durchsah, begann es plötzlich in meiner Nase zu kribbeln. »Hatschi!« Eine Grippe im Anflug? Das fehlte mir noch zu meinem Glück! Husten, Schnupfen, Heiterkeit ... Zwei Minuten später musste ich erneut

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