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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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Supermarkt. Zueinanderfinden mit Hindernissen – typisch Mann; wie konnte er bloß so dämlich sein, ihre Telefonnummer zu verbummeln! Dann endlich der erste zärtliche Kuss. Cabrio, Sternenhimmel und aus dem Autoradio die samtweiche Stimme von Elvis: Love me tender. Mir kamen fast die Tränen. Schluchz, das Leben konnte so schön sein ...
    Die anschließende Liebesnacht war längst nicht mehr so soft und jugendfrei. Beim Anblick des sich nackt auf dem Bett windenden Liebespaars wurde mir ganz anders. O Gott, wie ging das doch gleich? Mein letztes Erlebnis dieser Art musste irgendwann in prähistorischer Vorzeit stattgefunden haben. Damals, als die Welt noch in Ordnung gewesen war ...
    Auf der Leinwand kamen sie jetzt richtig zur Sache. Der männliche Hauptdarsteller des Films schien den Tiger im Tank zu haben. Er gab alles. Seine Partnerin wusste seinen Einsatz zu schätzen und honorierte ihn lautstark. Hey, ging das nicht auch ein bisschen leiser? Ihre lustvollen Seufzer rissen meine Hormone unsanft aus dem Winterschlaf.
    Ich rutschte mit meiner vollen Tüte Popcorn auf dem Sitz hin und her. Aus dem Augenwinkel schielte ich so unauffällig wie möglich zu Josch rüber. Er saß locker und entspannt da und schob sich abwechselnd Popcorn und Gummibärchen in den Mund. Unfassbar! Wie konnte der jetzt bloß ans Essen denken?
    Als ich meine Aufmerksamkeit wieder nach vorne richtete, war das Pärchen immer noch heftig zugange. Jedoch verloren die Gesichter der Schauspieler immer mehr an Kontur, und ich sah mich selbst eng umschlungen mit Josch auf dem Bett liegen. Pfui, Annette! Peinlich berührt, versuchte ich, diese Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen. Ich war echt erleichtert, als sich die Akteure nach einem ekstatischen Höhepunkt voneinander lösten.
    Die »Zigarette danach« wurde hervorgeholt. Uff, überstanden! Was für eine Strapaze. Her mit ’ner Fluppe!
    Nach der Vorstellung statteten wir der kleinen, verräucherten Kneipe in der Nähe des Kinos einen Besuch ab, um uns noch einen Absacker zu genehmigen. Von mir aus durften es auch ruhig zwei, drei oder vier werden, denn meine ausgedörrte Kehle lechzte nach Flüssigkeit!
    »Wir sind wohl nicht die Einzigen, die auf diese glorreiche Idee gekommen sind«, stellte Josch fest, als wir uns einen Weg durch das Lokal bahnten. Es war brechend voll, und nur mit viel Mühe und gezieltem Ellenbogeneinsatz erkämpften wir uns einen halben Quadratmeter an der Theke.
    Der Film, den wir uns angeschaut hatten, spielte in den USA, und Josch erzählte mir begeistert von seiner letzten Amerikareise. Obwohl er die Fähigkeit besaß, Dinge sehr anschaulich und plastisch zu beschreiben, tauchten anstelle des Grand Canyons ganz andere Bilder vor meinem geistigen Auge auf.
    »Das muss man echt gesehen haben. Die Landschaft dort ist einzigartig. Der absolute Höhepunkt dieser Reise«, schwärmte Josch geradezu euphorisch.
    Höhepunkt? Das ging mir nun aber doch zu schnell. Gedanklich war ich noch beim Vorspiel.
    Als unsere Körper im Gedränge zufällig gegeneinander stießen, hatte ich das Gefühl, einen Stromschlag verpasst zu bekommen. Hundert Ampere schossen wie ein Blitz durch meine Eingeweide. Josch schien es ähnlich zu ergehen, denn auf einmal fand sein Reisebericht ein jähes Ende. Er schaute mir tief in die Augen. Wie ein hypnotisiertes Kaninchen schaute ich zurück. Prickelnde Schauer liefen mir den Rücken rauf und runter. Los, Elvis, jetzt sing schon endlich, bevor ich Schüttelfrost kriege!
    Und Elvis sang!
    Josch schmeckte wunderbar. Ein bisschen nach Popcorn und Gummibärchen. Der Duft seines Rasierwassers stieg mir aufregend kribbelnd in die Nase. Der Kuss, der so zärtlich begonnen hatte, wurde immer heftiger. Als Josch sich abrupt von mir trennte, nahm ich überrascht zur Kenntnis, dass wir nicht alleine waren. Wo war ich? Was machte ich hier eigentlich?
    Der Mann, dem ich diesen verwirrten Geisteszustand zu verdanken hatte, strich mit den Fingerspitzen ganz sanft über meinen Hals. »Ich würde dich morgen früh wahnsinnig gerne wecken. Soll ich dich anrufen oder lieber wachküssen?«, wollte er wissen.
    Möglichkeit A schied schon mal von vornherein aus, denn nichts hasste ich mehr, als vom Läuten des Telefons geweckt zu werden. Ein sicherer Garant für schlechte Laune. Möglichkeit B fand ich um Längen reizvoller.
    »Wachküssen«, entschied ich darum mit einem Blick in Joschs bittende Augen überzeugt.
    Die Frage »Gehen wir zu dir oder zu mir?« war

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