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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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liebe Tierchen sich in zwei Meter Höhe außerhalb meiner Reichweite befand, entschied ich mich für Thomas.
    »Miez, miez, miez, komm, Miezekätzchen, komm. Kriegst auch ein feines Fresschen.« Lockend streckte er die leere Hand aus. Aber das Vieh dachte gar nicht daran, sich mit so einem linken Trick leimen zu lassen.
    »Mulle, mulle, mulle«, säuselte Thomas.
    »Wie heißt das Biest überhaupt?« Diese Katzen-Babysprache ging mir langsam echt auf den Zeiger.
    »Muschi.«
    »Muschi???«, fragte ich entgeistert. Ein bisschen mehr Einfallsreichtum hätte ich Lili schon zugetraut.
    Thomas legte die Stirn in Falten. »Vielleicht auch Murle. So heißen doch alle Katzen, oder nicht?«
    Das übertraf nun wirklich alles. Thomas wusste noch nicht einmal den Namen dieser Bestie, die dort in unserer Gardine hing. Als er den Klettermaxe endlich zu packen bekam, machte er die gleiche Erfahrung wie Linus.
    »Autsch!« Fette rote Striemen zierten seinen Arm.
    Äne näne näne! Ich zeigte Thomas innerlich meinen silbern beringten Mittelfinger. Das geschah ihm recht! In diesem Augenblick wurde mir die Katze, die längst schon wieder über alle Berge war, richtig sympathisch.
    Hoffentlich kratzte Muschi, Murle oder wie auch immer Thomas beide Augen aus!
    Liebend gerne hätte ich dieses Schauspiel noch ein bisschen länger beobachtet, aber meine Nase brach sämtliche Rekorde: Sie lief und lief und lief. Meine Augen juckten höllisch und schwollen von Minute zu Minute mehr an. Langsam wurde es Zeit zu verschwinden!
    »Komm, Linus, wir gehen!«
    Misstrauisch äugte Linus unter dem Sofa hervor, sah die Katze und verzog sich wieder. Er dachte gar nicht daran, sein sicheres Plätzchen zu verlassen.
    Wie so oft in letzter Zeit hatte ich Mona als seelischen Müllabladeplatz auserkoren. Als sich nach dem ersten Läuten nichts rührte, klingelte ich Sturm. Verdammt, wo trieb sie sich bloß rum? Sie musste  ganz einfach zu Hause sein!
    Endlich vernahm ich das sonore Summen des Türöffners. Ich eilte, immer drei Stufen auf einmal nehmend, in den zweiten Stock. Mona trug ein verwaschenes T-Shirt mit einem riesigen Elch auf der Brust. Sie sah aus, als ob sie sich heute noch nicht gekämmt hätte, ihre roten Haare standen wüst in alle Richtungen ab. Höchstwahrscheinlich hatte ich sie gerade bei einem kleinen Mittagsschläfchen gestört.
    »Du wirst es nicht glauben, was dieser Arsch sich jetzt schon wieder geleistet hat«, schnaubte ich anstelle einer Begrüßung. Meine Versuche, durch die Wohnungstür zu treten, wurden von Mona vereitelt. Immer, wenn ich einen Schritt nach rechts tat, ging sie nach links. Bewegte ich mich nach links, trat sie nach rechts. Und so tanzten wir auf der zehn Zentimeter zu breiten Fußmatte lustig hin und her.
    »Sag mal, willst du mich eigentlich nicht reinlassen?«, versuchte ich, unseren kleinen Ringelreigen zu beenden.
    Mona fuhr sich durch die verwuschelten Haare. »Ich hab nicht aufgeräumt«, druckste sie herum. »Außerdem ist es gerade ein bisschen ungünstig.«
    Schlafen war eine von Monas Lieblingsbeschäftigungen, aber bei aller Liebe, darauf konnte ich jetzt wirklich keine Rücksicht nehmen.
    »Also komm, fünf Minuten wirst du für deine beste Freundin ja wohl Zeit haben. Danach verdrücke ich mich, und du kannst wieder ins Bett. Versprochen.« Ich drängte mich an ihr vorbei in die Diele und peilte zielstrebig Monas Wohnzimmercouch an. Meine Freundin trottete ergeben hinter mir her.
    Als ich an der offenen Schlafzimmertür vorbeiging, stutzte ich. Mein Unterbewusstsein registrierte einen apfelförmigen, nackten Po und breite Schultern. Beides kam mir irgendwie bekannt vor. Und so viele unverhüllte Männerhintern hatte ich in letzter Zeit nicht zu sehen bekommen ...
    War das etwa Josch?
    Es dauerte eine Weile, bis der Groschen fiel. Pfennigweise. Von hinten sah der Kerl aus wie Thomas. Mona würde doch nicht... Die beiden hatten doch nicht ... Nein, das konnte nicht sein! Thomas spielte zu Hause Raubtierdompteur.
    Weder Josch noch Thomas, fürs Erste war ich beruhigt.
    In diesem Augenblick drehte der Mann sich zu mir um.
    »Aaaaaahhh!« Ich schrie wie am Spieß. Die freie Sicht auf den Familienschmuck war zu viel für mich.
    »Was brüllst du denn so? Hast du noch nie einen nackten Mann gesehen?«, fragte Kai cool.
    »Mona, sag, dass das nicht wahr ist!« Ich war einem hysterischen Anfall nahe. »Hast du deine Begeisterung fürs Aktmalen entdeckt, oder warum springt Kai nackt in deiner Wohnung

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