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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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Augenaufschlag. »Aber diese kleine Unpässlichkeit ist kaum der Rede wert. Der Arzt hat gesagt, es wäre kaum ansteckend.«
    »Äh ja, wie schön.« Der Baron setzte sich wieder und griff hastig nach seiner Serviette, um an seinen kleinen, dicken Wurstfingerchen herumzureiben. Ich lachte lautlos in mich hinein. Ach, diese bösen Viren und Bakterien!
    Thomas hielt es nicht mehr länger auf seinem Stuhl aus. »Du hättest im Bett bleiben sollen.«
    Das könnte ihm so passen!
    »Wir wollen doch schließlich nicht, dass du einen Rückfall bekommst, mein Liebling. Ich werde dem Kellner Bescheid sagen, dass er dir ein Taxi ruft.« In seinen Augen lag eine Mischung aus Fassungslosigkeit, Wut und Panik. »Sei so gut und verabschiede dich. Ich begleite dich nach draußen.« Seine Hand umklammerte meinen Oberarm wie ein Schraubstock, als er versuchte, mich vom Tisch wegzuzerren.
    Doch ich dachte gar nicht daran, mein kleines Gastspiel so schnell zu beenden. »Aber nein, sei unbesorgt, mir geht es blendend.«
    »Jetzt lassen Sie Ihrer Frau doch das Vergnügen«, schaltete die Baronin sich ein.
    Widerstrebend ließ Thomas von meinem Arm ab. Auf meiner Haut prangten feuerrot die Abdrücke seiner Finger.
    »Meine Liebe, Sie sehen heute Abend reizend aus«, sülzte die Baronin, als ich mich endlich auf dem freien Stuhl neben Thomas niedergelassen hatte.
    »Sie aber auch, liebe Baronin. Ihr Kleid ist zauberhaft, ganz zauberhaft«, erwiderte ich das Kompliment mit einem honigsüßen Lächeln. Irgendetwas Nettes würde mir zu diesem orangefarbenen Fummel der Marke Einfallslos & Sündhaft teuer bestimmt noch einfallen. »Ganz ehrlich, liebe Baronin, ich bewundere Ihren Mut. Nicht jede Frau in Ihrem Alter würde sich trauen, eine so auffällige Farbe zu tragen. Wirklich gewagt.«
    Autsch! Thomas’ Schuh donnerte mit Karacho vor mein Schienbein. Die Baronin hatte schon häufiger den Schönheitschirurgen konsultiert als andere Leute ihren Hausarzt. Man konnte ihr Verhältnis zu ihrem Alter also nicht gerade als entspannt bezeichnen.
    »Schatz, du hast mich gerade aus Versehen getreten.« Ich förderte mein Bein unter dem Tischtuch hervor und strich mit einer lasziven Geste darüber. »Sei bitte vorsichtig, du weißt doch, wie empfindlich diese Nylonstrumpfhosen sind.«
    Der Baron konnte seine Augen kaum von meinem Bein abwenden. Die Krankheitserreger waren vergessen. »Jetzt trinken Sie erst mal einen Schluck«, ermunterte er mich, während er den Weißwein in mein Glas perlen ließ. »Ein edles Tröpfchen, das Ihr Mann für uns ausgewählt hat. Eine australische Rarität. Kosten Sie!«
    Mit geschürzten Lippen nippte ich an meinem Glas. »Wirklich ein Gedicht.« Ich hörte, wie Thomas erleichtert die Luft ausstieß. Zu früh gefreut, mein Süßer, zu früh!
    »Zu Hause trinken wir ja nur Hausmarke«, säuselte ich. »Die von Aldi, na, Sie wissen schon.«
    Das Gesicht der Baronin wurde immer länger. Offensichtlich rangierte Aldi auf ihrer Sympathieskala gleich hinter Beulenpest und Syphilis.
    Ich leerte das Glas auf ex. »Hach, was bin ich durstig. Thomas, sei so lieb und schenk mir noch ein Schlückchen nach.« Thomas gehorchte. Voller Schadenfreude nahm ich das panische Funkeln in seinen Augen zur Kenntnis. Vermutlich gluckerte bereits ein kleines Vermögen in meinem Bauch. »Schatz, du hast eine hervorragende Wahl getroffen, wunderbar süffig«, sagte ich und schaute Thomas, während ich das zweite Glas wie ordinäre Limo runterkippte, triumphierend an.
    »Annette, denk doch bitte an deine Medikamente!« Seine Stimme klang flehend. Fast hatte ich ein wenig Mitleid mit ihm und schüttete das nächste Glas nur halb voll. Das edle Tröpfchen war eins von der besonders schnellen Sorte, ohne zeitraubende Umwege stieg es sofort in den Kopf. Langsam begann mir die Sache richtig Spaß zu machen.
    »Baron, wird Ihr bescheidenes Schlösschen umgebaut?«, neckte ich ihn. »Aber lassen Sie sich dieses Mal nicht wieder von meinem Mann über den Tisch ziehen.«
    Während die vorbildlich gezupften Augenbrauen seiner Frau irritiert in die Höhe schössen, lachte der Baron dröhnend. »Ho ho, sehr gut, sehr gut. Ich wusste gar nicht, wie viel Humor Ihre Gattin hat, werter Herr Vogel.«
    »Das wusste ich auch nicht«, grollte Thomas.
    So verlockend es auch war, ihn noch ein bisschen zu piesacken, dieser Abend gehörte Josch.
    »Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte.« Brav gab ich Pfötchen. Thomas begann sich sichtlich zu entspannen. »Ganz

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