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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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kein Indiz dafür ist, dass frau auch wirklich was zum Anziehen hat. Und schon gar nicht für so einen besonderen Anlass!
    Josch hatte mich zum Essen ins Luxor eingeladen. Ich kannte das vornehme Restaurant von einigen Geschäftsessen, bei denen ich Thomas begleitet hatte. Mein lieber Freund hatte hinterher jedes Mal Magenschmerzen bekommen. Nicht aufgrund des Essens – die Küche dort galt als die beste der Stadt –, sondern weil die Rechnung (ganz im Gegensatz zu den Portionen) alle Größenvorstellungen übertraf. Den Preisen nach zu urteilen, gab es im Luxor nur glückliche Schnecken, und jede Auster hätte eigentlich mit einer Perle serviert werden müssen.
    Trotz meiner Versicherung, dass er sich solche »Werbungskosten« bei mir sparen könne, hatte Josch auf diesem Luxusschuppen bestanden. Nach dem verpatzten Kinoabend hatten wir vereinbart, alles ganz langsam und behutsam angehen zu lassen. Fürs Erste waren wir Freunde. Ich war einfach noch nicht bereit für eine neue Beziehung. »Setz dich nicht unter Druck. Wir haben alle Zeit der Welt«, hatte Josch mir versichert. Wir wollten nichts überstürzen, sondern uns erst mal richtig kennen lernen. Und Josch war der Meinung, dass das Luxor der angemessene Rahmen dafür sei.
    Na schön, wenn ich ihm einen Gefallen damit tat, würde ich gerne ein paar Gäbelchen Kaviar oder Hummer runterschlingen. Aber doch wohl kaum nur in BH und Höschen! Obwohl ich mir sicher war, dass Josch das gefallen würde ...
    Nach langem Ringen entschied ich mich für das kleine Schwarze, das aufgrund meiner gepolsterten Hüften zwar nicht ganz so klein, dafür aber sehr schwarz ausgefallen war.
    Ich hatte noch nicht beide Füße über die güldene Schwelle des Luxor gesetzt, als auch schon ein befrackter Hausangestellter an meinem Mantel herumzerrte. Also so was von aufdringlich! Bevor er mit dem guten Stück im Dunkeln der Garderobe auf Nimmerwiedersehen verschwinden konnte, erwischte ich ihn gerade noch am Rockzipfel, um meine Zigaretten aus der Manteltasche zu retten.
    Und da stürmte auch schon der nächste Pinguin auf mich los. Irgendwo musste hier ein Nest sein. »Gnädige Frau, Sie haben reserviert.« Keine Frage, sondern eine Feststellung.
    Ich sah ihn freundlich an. »Nein, habe ich nicht.«
    Sein Hundert-Watt-Lächeln mutierte zu einer Grimasse. Leicht angewidert musterte er mich von oben bis unten. Hinweg mit dir, du lästiger Parasit! Dann blätterte er aufreizend langsam in seinem Reservierungsplan herum und machte ein überhebliches Gesicht.
    »Ja ohne Reservierung ... das sieht aber ganz schlecht aus. Wir sind, Gott sei’s gedankt, keines dieser Fastfood-Restaurants.« Den Namen McDonald’s würde dieser blasierte Wicht wahrscheinlich nicht einmal unter Folter über die Lippen bringen. »Vielleicht nächste Woche ...«
    »Ich habe nicht reserviert. Aber ich hoffe doch sehr, dass Herr Blankenburg das erledigt hat«, unterbrach ich ihn. Meine Stimme klang schneidend. Hoheitsvoll blickte ich auf seinen lichten Scheitel. Hohe Absätze zahlten sich eben aus!
    Er stutzte. Nervös nestelte er an seiner Fliege herum. Krawatten sind für meinen Geschmack auch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei, aber diese lächerlichen Propeller um den Hals sind wirklich das Letzte. Wer diese Dinger entworfen hat, gehört hinter Schloss und Riegel, damit er nicht noch mehr Unheil anrichten kann.
    Im Gegensatz zu seinen antarktischen Artgenossen schien der dressierte Pinguin hinter dem Empfangspult nicht besonders glatteiserprobt zu sein. Ich hatte ihn aus dem Gleichgewicht gebracht. Nach einigen Schrecksekunden fing er sich jedoch. Ruck, zuck wurde das schmierige Hundert-Watt-Lächeln wieder angeknipst. »Ach, der Herr Blankenburg. Ja, der ist schon da. Warum haben Sie das denn nicht gleich gesagt? Darf ich Sie zu Ihrem Tisch führen, gnädige Frau?« Ich hielt wachsam nach einer breiten Schleimspur auf dem Parkett Ausschau.
    »Sie dürfen«, sagte ich so hoheitsvoll wie möglich. Ich kam mir vor wie im falschen Film: Pretty Woman für Arme. Julia Roberts’ Beine waren mindestens zwei Meter länger als meine. Aber dafür konnte Josch Richard Gere durchaus das Wasser reichen. Die fehlenden Millionen machte er mit seinem knackigen Body und seinem unwiderstehlichen Charme dreimal wieder wett. Unter dem schlammfarbenen Anzug, der toll zu seinen blonden Haaren passte, trug er ein schwarzes Hemd. Dazu das typische Strahlemann-Lächeln mit dem kleinen Grübchen, und fertig war der Josch.
    »Hallo,

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