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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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zauberhaft, mit Ihnen geplaudert zu haben. Wir sehen uns später sicher noch, ich bin nämlich mit meinem Liebhaber hier, wir sitzen gleich dort drüben.«
    Die Baronin schluckte und schluckte. Aber, aber! So trocken war der Wein nun wirklich nicht! Mit hochrotem Kopf kämpfte sie hustend und keuchend gegen einen Erstickungsanfall.
    »In jeder guten Ehe braucht man seine Freiräume. Aber Sie kennen das ja sicher.« Vertraulich blinzelte ich dem Baron zu und drückte Thomas einen Kuss auf die Wange. »Bis später, Liebling. Amüsier dich gut.«
    Das Letzte, was ich hörte, war Thomas’ hilfloses Gestammel. Alkohol. Medikamente. Verheerende Wirkung. Verglichen mit ihm waren die Teletubbies die reinsten Sprachgenies.
    Winke, winke!
    Ich spürte, dass Thomas mich mit seinen Blicken von hinten durchbohrte. Zu einem perfekten Auftritt gehört auch immer ein gelungener Abgang. Jetzt bloß nicht auf dem glatten Parkett ausrutschen, ermahnte ich mich. Schön einen Fuß vor den anderen setzen.
    »Und, wie war ich?«, fragte ich atemlos und ließ mich auf meinen Stuhl plumpsen.
    »Absolut oscarverdächtig, soweit ich das von hier aus beurteilen konnte«, lobte mich Josch.
    Ich strahlte.
    Jetzt hatte ich aber Kohldampf!

Sechzehn
    Seit ich sie mit Kai in flagranti erwischt hatte, war Mona das personifizierte schlechte Gewissen. Ich tat auch nichts, um sie von ihren Schuldgefühlen zu befreien. Sollte sie ruhig noch ein bisschen zappeln! Obwohl ich ihr im Grunde schon lange nicht mehr böse war. Monas glückliches Lachen hatte meine Vorbehalte gegen Kai im Keim erstickt. Es war schön, dass sie endlich mal wieder verliebt war.
    Als kleine Wiedergutmachung für die Heimlichkeiten hatte Mona einen gemeinsamen Einkaufsbummel vorgeschlagen. Na gut, was sollte ich mich lange bitten lassen? Nach den Turbulenzen der letzten Zeit würde mir ein bisschen Shoppen bestimmt gut tun.
    Nach einem gemütlichen Frühstück- ich verdrückte zwei Scheiben Toast, ein Spiegelei und ein Croissant, Mona ein winziges Töpfchen Müsli und eine Pampelmuse – überließen wir uns frisch gestärkt dem Konsumrausch.
    Gemächlich streiften wir durch die Geschäfte und begutachteten die neue Frühjahrsmode. Bei lausigen zehn Grad und Nieselregen hielt sich unsere Begeisterung für Sommertops und Miniröcke zwar in Grenzen, aber ich war fest entschlossen, mein Geld unter die Leute zu bringen.
    Zwischen Kleiderständern und Regalen erzählte ich Mona zum x-ten Mal, wie ich Thomas im Luxor  bis auf die Knochen blamiert hatte. Sieg auf der ganzen Linie! Wir hatten schon fast Bauchschmerzen vor Lachen, als Mona mich mitten im Satz unterbrach und einen anerkennenden Pfiff ausstieß.
    »Wow, das ist wie für dich gemacht!« Sie hielt mir ein weich fließendes, nachtblaues Kleid vor den Körper. Im Gegensatz zum Dekolleté war das Preisschildchen überaus dezent. Ähnlich wie bei dem Kleingedruckten in Verträgen brauchte ich fast eine Lupe, um herauszufinden, ob meine Sparkasse den Kauf dieses blauen Luxusfummels befürworten würde. Mitnichten. Herr Wittgenstein, dieser alte Erbsenzähler, würde Zeter und Mordio schreien.
    Allerdings war es weniger der hohe Preis als der tiefe Schlitz, der mich lautstark protestieren ließ. »Ein Wunder, dass der Schlitz von dem Rock nicht direkt ins Dekolleté übergeht.«
    »Seit wann bist denn du so spießig? Keine Widerrede! Das wird jetzt anprobiert.« Mona schob mich unsanft in die nächste freie Umkleidekabine.
    Widerstrebend pellte ich mich aus meinem Schlabberpulli und den bequemen Jeans. Als ich mir gerade unter wüsten Verrenkungen das Kleid über den Kopf streifte, steckte meine Freundin den Kopf durch den Vorhang.
    »Und?«
    »Hilf mir mal mit dem Reißverschluss.«
    Ich zog die Luft ein, und Mona stemmte sich mit aller Gewalt gegen meinen Rücken. Ein Ruck, und der Reißverschluss kapitulierte vor ihrem eisernen Willen.
    Jetzt zu atmen wäre ein folgenschwerer Fehler! Also half nur eins: Luftanhalten! Mit hochrotem Kopf trat ich mutig aus der Umkleidekabine heraus und begutachtete mich im Spiegel. Bei diesem Anblick färbte sich das Rot in meinem Gesicht noch eine Nuance dunkler. Bevor ich beschämt zurück in die Kabine verschwinden konnte, eilte auch schon die dienstbeflissene Verkäuferin herbei.
    »Das Kleid sitzt ja wie angegossen!«
    Damit hatte sie leider Recht, denn in mir keimte die dumpfe Befürchtung, dass ich aus diesem Stoffschlauch nie wieder herauskommen würde.
    »Und wie es Ihre Taille betont.

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