Die Lazarus-Formel
am Leben waren. Auf keinen Fall wollte er zulassen, dass sie Set in die Hände fielen.
Er sammelte sich, suchte und fand seine Balance und konzentrierte sich wieder voll auf sein Gegenüber.
Set nahm Anlauf und rannte mit hoch erhobenem Säbel auf Ben zu. Er wollte seine allererste Attacke wiederholen und auch Bens zweites Schwert zertrümmern. Doch statt den Angriff abzuwarten, schnellte auch Ben vorwärts und ihm entgegen, das Schwert in Halshöhe weit nach vorn gestreckt wie eine Lanze.
Set blieb keine Wahl, als die Position seines Säbels zu verändern, um Bens überraschende Gegenattacke abzuwehren. Die Klingen kratzten kreischend aneinander entlang, und die beiden Männer prallten zusammen. Ben stieß die Stirn hart nach vorn, und der Rammstoß brach Set das Nasenbein.
Set sprang zurück und hackte nach Ben, allerdings ohne große Wucht.
Ben arretierte den Hieb und konterte mit einem doppelten. Set ging in die Defensive und schnaubte das Blut aus der Nase. Ben nutzte den Moment, tauchte unter Sets Waffe hinweg und landete einen Stich gegen Sets Brust. Der Panzer fing den Treffer ab, und Set führte mit dem Knauf seines Säbels einen Befreiungsschlag gegen Bens gerade eben verheilte Schulter, um Gelegenheit zu finden, nach hinten zu springen, und damit zu verhindern, dass Ben sein Schwert an dem Brustpanzer entlang nach oben in seinen Hals treiben konnte.
Er wirbelte im Halbkreis und ließ seinen Säbel sensen. Ben setzte zurück und dann gleich wieder vor. Sein Gegner wich nach hinten aus und erreichte die Treppe zur brennenden Brücke. Mit schnellen Schritten hatte er vier der Stufen erklommen und war durch die höhere Position wieder im Vorteil und seitlich durch das Geländer der Treppe geschützt.
Ben blieb unten stehen und wartete.
Manchmal ist es das Klügste in einem Kampf, einfach abzuwarten. Doch da sah Ben, wie sich auf der Galerie vor der Brücke jener Soldat, den er vorhin von hinten niedergeschossen hatte, unbeholfen aufrappelte. Er durfte nicht erlauben, dass das Kräftegleichgewicht wieder ins Wanken geriet, und sprintete zur anderen Treppe.
Als Set merkte, was geschah, hechtete er die Stufen empor und über die Galerie, um Ben abzufangen. Doch Ben war schneller. Mit panthergleichen Sätzen sprang er die Stufen der zweiten Treppe hinauf und gelangte auf der Galerie an, ehe Set ihn erreichte. Allerdings stand Set nun schräg neben dem sich allmählich erholenden Soldaten und deckte ihn. Er musste nur warten, bis sein Mann wieder sicher genug auf den Beinen war, um mit ihm zusammen Ben in die Zange zu nehmen.
Ben durfte nicht zögern. Er machte einen dreifachen Ausfallschritt und attackierte Set mit einer Serie von Abwärtshieben, die er so schnell ausführte, dass sein Gegner sie nur blocken, aber nicht kontern konnte. Doch gelang es Ben nicht, die Deckung des Ägypters zu durchbrechen oder zu umgehen. Stattdessen bewegte er sich durch das schrittweise Zurückweichen Sets so weit nach vorn, dass der sich aufrappelnde Soldat immer mehr in seinen Rücken geriet.
Ben entschied sich.
Er täuschte eine weitere Attacke an, der Set ganz bereitwillig nach hinten auswich, kreiselte dann aber auf den Fußballen herum und war mit zwei schnellen Schritten bei dem Soldaten.
Noch ehe der überhaupt reagieren konnte, lag sein Körper bereits enthauptet am Boden, und Ben wirbelte bereits wieder herum.
Set hatte gedankenschnell reagiert und war schon bis auf drei Schritte heran. Damit hatte Ben gerechnet. Er hatte sich sogar darauf verlassen. Auch darauf, dass Set den schweren Säbel wieder von oben herab auf ihn niedersausen lassen wollte.
Mit dem Schwert seitlich ausholend, machte Ben einen schnellen Kniefall nach vorn und schlug mit aller Kraft zu.
Sets Hieb ging weit über ihm hinweg, und der Ägypter selbst fiel über den Rücken seines gebückten Widersachers. Ben hatte ihm das linke Bein abgeschlagen, in der Mitte des Oberschenkels.
Als Set am Boden liegend versuchte, mit dem Säbel nach ihm zu stechen, schlug Ben ihm auch die Hand ab.
Mit vor Schmerzen und Hass funkelnden Augen wollte sich Set nach hinten wegschleppen. Doch da war das Feuer der brennenden Brücke.
Ben stand über ihm.
»Ich verfluche dich, Osiris!«, zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Ben musterte ihn lange. Dann sagte er leise: »Ich bin nicht Osiris.«
Set runzelte die Stirn. »Du lügst!«
»Warum sollte ich einen Sterbenden belügen?«
»Aber … Wenn du nicht Osiris bist, wer bist du
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