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Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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»Das ist deine Schuld.«
    Er schaute auf und blickte sie fragend an.
    »Hättest du da draußen nicht gezögert, wäre sie noch am Leben.« Sie ging zu dem Tisch hinüber, auf dem sie beim Hereinkommen ihr Schwert abgelegt hatte.
    »Vielleicht«, musste Ben eingestehen. »Wenn das Experiment funktioniert hätte.«
    Sie legte die Finger um den Griff. »Du hattest nicht das Recht, ihr die Unsterblichkeit zu verweigern.«
    »Nein, das hatte ich nicht«, räumte er ein. »Aber ich hatte die Pflicht, sie vor den Gefahren zu warnen.«
    »Gefahren?«, fragte Margaret erbost. »Sind die denn schlimmer als der Tod?«
    »Sehr viel schlimmer.«
    »Unsinn!«, stieß sie hervor. »Die Unsterblichkeit ist etwas Wunderbares!«
    »Was weißt du denn schon, mit deinen gerade mal tausend Lebensjahren?«
    »Was soll das werden, Methusalem?«, fragte sie herausfordernd. »Eine Ich-bin-ja-sooo-viel-älter-und-weiss-daher-ohnehin-alles-sehr-viel-besser -Predigt? Ja, ich bin vielleicht erst tausend Jahre alt, Ben, aber ich weiß, dass es immer genug Träume gibt, Hoffnungen und Sehnsüchte, um sogar hundertsechzig Jahre in einem Kerker in den Katakomben der Hüter zu überleben.«
    Ben lachte zynisch auf. »Es ist keine Kunst, in der Dunkelheit von der Sonne zu träumen und sich vorzumachen, es werde alles gut, wenn man erst einmal das Licht wiedersieht. Was aber, wenn du erkennst, dass das Licht keinen Unterschied macht?«
    »Du bist lebensmüde, Ben. Das ist es, was du bist. Und Eve musste dafür sterben. Sie ist zurückgekehrt, um dich zu retten. Und jetzt ist sie tot, weil sie wollte, dass du lebst!«
    Ben antwortete nicht darauf. Er sah sie einfach nur an.
    »Warum das alles, Ben? Warum nimmst du sie mit auf die Jagd nach der Unsterblichkeit, wenn du bereits unsterblich bist und nie im Sinn hattest, ihr zu helfen, es selbst zu werden?«
    »Das ist nicht deine Sache«, herrschte er sie an. »Nichts hiervon ist deine Sache.«
    »Und ob es meine Sache ist«, widersprach Margaret. »Beantworte meine Frage: Was wolltest du von ihr?«
    Wieder antwortete Ben eine ganze Zeit lang nicht, bis er mit leiser Stimme schließlich sagte: »Sie sollte mir helfen, einen Weg zu finden, endlich zu sterben.«
    Nun war es Margaret, die eine Weile lang schwieg, vor Verblüffung und weil ihr zunächst die Worte fehlten. Dann hakte sie nach: »Darum ging es dir die ganze Zeit? Du suchst einen Weg zu sterben?«
    »Ja.«
    »Den zeige ich dir!« Und sie stürmte mit dem Schwert in der Hand auf ihn los.
    Doch Ben war so viel schneller als sie. Er sprang ihr aus dem Stuhl heraus entgegen und packte sie an Kehle und Handgelenk.
    Margaret wollte ihm das Knie zwischen die Beine rammen, aber er wich aus, verdrehte ihr das Handgelenk, bis ihr das Schwert entfiel, und schleuderte sie mit einer einzigen kraftvollen Bewegung seines Armes weit nach hinten in den Raum. Sie krachte gegen einen der Tische, und ein Computerbildschirm und Geräte krachten mit ihr zusammen zu Boden.
    Bens Gesicht, eben noch wild und fast schon barbarisch aggressiv, nahm auf einmal wieder einen sanften Ausdruck an. »Als ob es so einfach wäre, Margaret.«
    »Es ist so einfach«, spuckte Margaret beinahe voller Verachtung hervor.
    »Ist es nicht.«
    »O doch, das ist es.« Sie deutete auf die Tür. »Dort draußen liegen oder brennen vier Leichen, die beweisen, wie einfach es ist. Warum also das ganze Theater, Ben? Warum das alles?«
    »Ich …«
    »Du hättest dich jederzeit selbst entleiben oder dich von den Aesirianern oder den Hütern umbringen lassen können, wenn du deines ewigen Lebens überdrüssig geworden bist.«
    Er kam zu ihr, um ihr aufzuhelfen. Sie schlug seine ausgestreckte Hand weg und rappelte sich allein auf die Füße.
    »Ich kann nicht sterben«, sagte er.
    »Was meinst du mit ›Ich kann nicht sterben‹? Wir sind unsterblich, aber man kann uns töten.«
    »Ich bin nicht wie du, Margaret.«
    Margaret zog fragend eine Augenbraue nach oben und wartete auf eine Erklärung.
    »Ich bin weder ein Aesirianer, noch habe ich je vom Baum des ewigen Lebens gegessen.«
    »Wie …?« Da erhellte sich Margarets Miene auf einmal, denn sie glaubte endlich zu begreifen. »Dann bist du tatsächlich Osiris selbst?« Doch gleich darauf verfinsterte sich ihr Gesicht wieder. »Nein, das kann unmöglich sein. Das würde absolut keinen Sinn ergeben. Außer vielleicht, du hättest bei deiner Verstümmelung wirklich das Gedächtnis verloren. Aber …«
    »Nein«, unterbrach Ben ihre laut

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