Die Lazarus-Formel
wurde.
»Das ist jetzt nicht mehr von Belang, Doktor Sinclair«, sagte der Mann mit der Spritze. Er machte einen Schritt auf sie zu, und sie machte einen zurück.
»Thiopental?«, fragte sie mit argwöhnischem Blick auf die Spritze.
»Ein Wahrheitsserum?« Der Mann schüttelte den Kopf. »Was Sie wissen, ist nicht von Interesse. Was Sie hätten herausfinden können, das war das Problem. Zum Glück ein kurzlebiges.« Er hielt die Spritze hoch. »Kaliumchlorid.«
»Ohne vorherige Betäubung?« Egal, was Tierärzte oder Scharfrichter behaupteten, Eve wusste, dass das Zeug einen elend und unter großen Schmerzen verrecken ließ. »Dann erschießen Sie mich lieber.«
Noch einmal schüttelte der Maskierte den Kopf. »Wir wollen nicht zu viele Spuren hinterlassen.«
Als Eve noch einen Schritt zurück machte, traten die anderen beiden Männer hinzu und hielten sie an den Armen fest. Es war so absurd. Gerade war sie dem Geheimnis des ewigen Lebens auf die Spur gekommen, da sollte sie sterben? Sie sah Professor Berg an. »Was springt für Sie dabei heraus, Christian, dass Sie Ihre beste Wissenschaftlerin über die Klinge springen lassen?«
Professor Berg holte Luft, um zu antworten, doch der Mann mit der Spritze knurrte ihn an: »Schweigen Sie.«
»Kommen Sie«, sagte Eve. »Warum mussten Feldmann und Anne sterben und jetzt auch noch ich? Weil es ohne kranke Menschen keine Pharmaindustrie mehr gäbe?«
Der Maskierte und der Professor wechselten einen irritierten Blick.
»Anne ist tot?«, fragte Berg.
»Oh, bitte jetzt nicht dumm stellen«, sagte Eve mit Zorn in der Stimme. »Ihre Leute haben sie in meinem Haus förmlich in Stücke gehackt.«
Professor Berg wandte sich aufgebracht an den Anführer des Trios. »Von Anne war niemals die Rede. Und wer ist Feldmann?«
»Ich sagte, schweigen Sie!«, herrschte ihn der Maskierte an und wechselte zugleich fragende Blicke mit den anderen beiden, die Eve festhielten. Sie schüttelten die Köpfe.
»Wir müssen uns beeilen«, sagte der Anführer mit plötzlicher Hast. »Schnell. Haltet sie gut fest.«
Die Griffe um Eves Arme wurden härter. Eine Hand verkrallte sich in ihrem Haar, und ihr Kopf wurde zur Seite gezogen, damit die Halsschlagader leichter zugänglich war. Obwohl sie wusste, dass es keinen Sinn machte, versuchte sie sich zu wehren. Doch die Männer waren unglaublich stark.
Die Spritze kam näher.
Da krachte es plötzlich, und Glassplitter regneten auf Eve herab. Gleichzeitig löste der Mann zu ihrer Linken den Griff, und der Anführer des Trios machte einen weiten Satz zurück, wobei er die Spritze fallen ließ und eine kleine Maschinenpistole aus dem Schulterhalfter unter seinem Mantel hervorzog.
Eve wirbelte herum und sah den Fremden aus dem Kloster. Er war durch das Glasdach gebrochen, direkt neben dem Maskierten zu ihrer Linken gelandet und hatte ihm dabei eines seiner beiden Krummschwerter von oben herab dicht am Hals vorbei in die Schulter und tief in den Körper gerammt. Der Maskierte zuckte konvulsivisch, während sein Blut in einer pulsenden Fontäne in die Höhe spritzte.
Der Anführer der Maskierten hob die MP i und drückte ab. Der Fremde jedoch riss sein Opfer am Schwert, das noch in seinem Leib steckte, herum in die Schusslinie und benutzte ihn als Schild, während er sein zweites Schwert dem Mann zu Eves Rechten, der überhaupt noch nicht begriffen hatte, dass sie angegriffen wurden, in die Seite stieß.
»Laufen Sie! Zu Ihrem Wagen!«, rief der Fremde Eve zu, und sie reagierte ohne zu zögern. Hinter ihr hämmerten erneut Schüsse, aber sie verschwendete keine Zeit damit, sich umzudrehen. Sie rannte so schnell sie konnte zum hinteren Ausgang des Wintergartens und weiter zu ihrem Auto. Noch auf dem Weg dorthin kramte sie in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel, drückte den Öffnen-Knopf und hechtete hinein. Kaum hatte sie den Motor gestartet und den Gang eingelegt, wurde die Beifahrertür aufgerissen, und der Fremde sprang neben ihr auf den Sitz.
»Fahren Sie«, sagte er merkwürdig gelassen, und sie gab Vollgas, bevor er noch die Tür zugezogen hatte. Die Reifen des Audi wühlten im Kies, ehe sie endlich griffen und der Wagen nach vorn schoss.
Im Innern des Wintergartens steckte der Anführer der Maskierten die Maschinenpistole zurück in das Halfter und half seinem nur an der Seite verwundeten Bruder auf die Beine.
»Sie haben versagt, Kabir!«, kreischte Professor Berg hysterisch. »Was, wenn sie jetzt zur Polizei rennt und mich
Weitere Kostenlose Bücher