Die Lazarus-Vendetta
sich, seine wachsende Irritation und Unsicherheit zu verbergen und unter Kontrolle zu bekommen. All sein Training und seine psychologische Schulung hatten ihm immer wieder deutlich gemacht, wie nutzlos negative Emotionen sind. Mit einer kurzen, fast unmerklichen Bewegung seiner Beretta befahl er ihr, sich wieder zurückzulehnen. »Bleiben Sie ganz ruhig, Ms Pierson. Alles wird sich rechtzeitig klären.«
Der zweite der Horatier warf erneut einen Blick zu der Uhr auf dem Schreibtisch hinüber, wobei er die sechs Stunden Zeitdifferenz zwischen Virginia und Paris mit einkalkulierte. Der Anruf muss jeden Augenblick kommen, dachte er. Aber würde er früh genug kommen? Oder sollte er handeln, ohne die ausdrücklichen Befehle erhalten zu haben? Er schob den Gedanken beiseite. Seine Anweisungen waren unmissverständlich.
Sein abhörsicheres Telefon summte. Er drückte den Annahmeknopf. »Ja?«
Eine von der Verschlüsselungssoftware und durch die mehrfache Satellitenübertragung leicht verzerrt klingende Stimme am anderen Ende erteilte ihm in ruhigem Tonfall die Order, auf die er gewartet hatte. »Feldexperiment drei hat begonnen. Sie können weitermachen wie geplant.«
»Verstanden«, sagte Terce. »Over.«
Ein dünnes Lächeln spielte jetzt um seinen Mund, als er den Blick wieder auf die dunkelhaarige FBI-Agentin richtete. »Ich hoffe, Sie akzeptieren meine Entschuldigung im Voraus, Ms Pierson.«
Sie zog verwirrt die Stirn in Falten. »Ihre Entschuldigung? Wofür?«
Terce zuckte mit den Schultern. »Dafür.« Mit einer fließenden Bewegung hob er die Pistole, die er Burke abgenommen hatte, und zog zweimal den Abzug durch. Das erste Geschoss traf sie mitten in die Stirn. Das zweite durchbohrte ihr Herz. Mit einem leisen Seufzen kippte sie in die blutbespritzte Lehne des Sessels zurück. Ihre leblosen schiefergrauen Augen blickten ihn mit einem für immer erstarrten Ausdruck höchster Verwunderung an.
»Großer Gott!« Hal Burke umklammerte die Armlehnen seines Stuhls. Alles Blut wich aus seinem Gesicht, das jetzt eine schmutzig graue Farbe annahm. Er riss seinen entsetzten Blick von der toten Frau und richtete ihn auf den Hünen, der vor ihm stand. »Was – was zum Teufel tun Sie?«, stammelte er.
»Meine Befehle befolgen«, erklärte ihm Terce ohne erkennbare Regung.
»Ich habe nie verlangt, dass Sie sie töten!«, brüllte der CIAOfficer. Er schluckte krampfhaft, ganz offensichtlich, um den Brechreiz niederzukämpfen, der ihn würgte.
»Nein, das haben Sie nicht«, erwiderte der grünäugige Mann. Er legte die Beretta behutsam auf den Boden und zog Kit Piersons Smith & Wesson aus seiner Tasche. Wieder lächelte er. »Andererseits jedoch verstehen Sie die Situation nicht wirklich, Mr Burke. Ihre so genannte Operation TOCSIN war nur der Deckmantel für eine viel größere Operation und niemals Realität. Und Sie sind hier nicht derjenige, der die Befehle gibt – nur ein Helfer. Ein entbehrlicher Helfer allerdings.«
Burkes Augen weiteten sich entsetzt, als er plötzlich begriff. Er schob sich mit seinem Stuhl rückwärts und versuchte verzweifelt, auf die Beine zu kommen, um etwas zu tun, irgendetwas, das ihn vielleicht retten würde. Er schaffte es nicht.
Terce jagte dem CIA-Officer aus kürzester Entfernung drei 9mm-Geschosse in den Bauch. Jede der drei Geschosse durchschlug seinen Körper und riss ein riesiges Loch in seinen Rücken. Blut, Knochensplitter und Teile von seinen inneren Organen spritzten über den Drehstuhl, den Schreibtisch und den Computermonitor hinter ihm.
Burke wurde in den Stuhl zurückgeworfen. Seine Finger krallten sich vergeblich auf die furchtbaren Wunden in seinem Bauch. Sein Mund öffnete und schloss sich wie bei einem Fisch auf dem Trockenen, der nach Luft schnappt.
Mit einer verächtlichen Gleichgültigkeit hob Terce den Fuß und schob den Drehstuhl ein Stück zurück, wodurch der sterbende CIA-Officer mit dem Gesicht nach vorn auf den Fußboden kippte. Dann ging er zum Lehnsessel hinüber und ließ die Smith & Wesson in Kit Piersons blutdurchtränkten Schoß fallen.
Als er sich wieder umdrehte, sah er, dass Burke reglos dalag, zusammengekrümmt im letzten Todeskampf. Der grünäugige Hüne griff in seine Jackentasche und zog ein kleines, mit Plastik umwickeltes Päckchen hervor, auf dem ein digitaler Zeitschalter angebracht war. Mit raschen, routinierten Bewegungen stellte er den Timer auf zwanzig Sekunden, aktivierte ihn und legte das Päckchen auf den Schreibtisch, direkt unter die Regale
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