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Die Lazarus-Vendetta

Die Lazarus-Vendetta

Titel: Die Lazarus-Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Gatte Hakkim nicht gerade ein Haupttreffer gewesen war, aber sie würde trotzdem lieber sterben, als sich von diesen menschlichen Parasiten, die um sie herum lauerten, zuerst umschmeicheln und dann ausbeuten zu lassen. Und deshalb ging Nouria immer schnell, wenn sie ihre kleine Wohnung verließ, und hielt den Blick stets vor sich auf den Boden gesenkt. Sowohl sie wie auch ihre Tochter trugen den Hidschab, das weite Gewand mit Kopftuch, das sie als ehrbare Muslime von bescheidenem Wohlstand auszeichnete.
    »Mama, schau!«, rief Tasa plötzlich und deutete in den blauen
    Himmel über ihnen. Die Stimme der Kleinen war aufgeregt und klang schrill und laut. »Ein großer Vogel! Schau, dort oben fliegt ein großer Vogel. Er ist riesig! Ist das ein Kondor, Mama? Oder vielleicht sogar ein Roch? Wie der aus dem Märchen? Das hätte Papa bestimmt gern gesehen!«
    Mit einem ärgerlichen Schscht befahl Nouria ihrer Tochter, still zu sein. Aufzufallen war das Letzte, das sie gebrauchen konnten. Noch immer ging sie mit schnellen Schritten und zerrte Tasa an der Hand über den von Abfall übersäten Gehsteig hinter sich her. Es war zu spät.
    Ein Betrunkener mit wildem, verfilztem Bart und einem von Aknekratern zernarbten Gesicht torkelte aus einer Gasse und versperrte ihr den Weg. Nouria überkam ein Würgen, als ein ihr den Atem verschlagender Gestank nach saurem Wein und ungewaschenem Fleisch über sie hinwegwaberte.
    Nach ihrem ersten entsetzten Blick auf dieses taumelnde menschliche Wrack schlug Nouria die Augen zu Boden und versuchte, um den Mann herumzugehen.
    Er schwankte näher und zwang sie zurückzuweichen. Der Betrunkene, dessen Augen seltsam hervorquollen, hustete und spuckte und stöhnte dann laut auf – ein tiefes, gutturales Ächzen, das mehr an einen Hund als an einen Menschen erinnerte.
    Angewidert verzog Nouria das Gesicht und wich, Tasa mit sich ziehend, noch weiter zurück. Es schmerzte sie, dass ihre hübsche kleine Tochter so viel Verderbtheit, Schmutz und Entwürdigung mit ansehen musste. Es war widerlich! Dieser Cochon hatte sich so volllaufen lassen, dass er kein verständliches Wort mehr hervorbrachte. Sie wandte die Augen ab vor diesem Anblick und überlegte fieberhaft, was sie tun sollte, um diesem stinkenden Kerl zu entkommen. Sollte sie Tasa einfach auf den Arm nehmen und wieder auf die andere Straßenseite laufen? Oder würde das zu viel Aufmerksamkeit erwecken?
    »Mama!«, flüsterte ihre Tochter. »Etwas Schreckliches passiert mit dem Mann. Schau! Er blutet überall!«
Nouria hob den Blick und sah mit Entsetzen, dass Tasa Recht hatte. Der Betrunkene war zusammengebrochen und lag jetzt auf Händen und Knien vor ihr. Blut tropfte aus seinem Mund und aus den furchtbaren Wunden überall an seinen Armen und Beinen auf den Gehsteig. Hautstreifen schälten sich von seinem Gesicht und fielen, bereits nur mehr eine rötliche, durchsichtige schleimige Masse, auf den Boden. Er stöhnte erneut auf, und begann am ganzen Leib heftig zu zittern, während konvulsivische Zuckungen seinen sich auflösenden Körper schüttelten.
Ihre eigenen entsetzten Schreie erstickend, legte Nouria eine Hand über die Augen ihrer Tochter, um ihr den grauenvollen Anblick zu ersparen, und schob sich rückwärts von dem sterbenden Mann fort. Als sie hinter sich noch mehr gellende Schmerzensschreie und qualvolles Stöhnen hörte, wirbelte sie herum. Viele der anderen Männer, Frauen und Kinder, die ebenfalls auf der Straße gewesen waren, lagen auf ihren Knien oder krümmten sich vor Schmerzen, schreiend, stöhnend oder mit den Händen in ungläubigem Entsetzen an ihrem sich auflösenden Fleisch zerrend, als seien sie von einem rasenden, zuckenden Wahnsinn besessen. Dutzende waren bereits befallen, und selbst während ihr Blick noch über die Straße schweifte, fielen immer mehr und mehr dem unsichtbaren Grauen zum Opfer, das über ihr Viertel gekommen war.
Mehrere, endlos scheinende Sekunden lang starrte Nouria nur reglos und mit wachsendem Entsetzen auf die ihr wie ein Blick in die Hölle anmutenden Szenen um sie herum, kaum fähig, die Tragweite dessen zu verstehen, was sich direkt vor ihren vor Panik geweiteten Augen abspielte. Dann raffte sie Tasa auf ihre Arme und rannte in einem verzweifelten Versuch, Schutz zu finden, auf den nächsten Hauseingang zu.
Doch es war bereits viel zu spät.
Nouria Besseghir fühlte die ersten brennenden Schmerzwellen, die von ihren keuchenden Lungen ausstrahlten und sich mit jedem Atemzug weiter

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