Die Lazarus-Vendetta
hatte.
Das mysteriöse Verschwinden seines eigenen Vaters zu arrangieren, dem Letzten der ursprünglich neun Gründungsmitglieder von Lazarus, war vergleichsweise kinderleicht gewesen. Sobald das erledigt war, hatte er freie Bahn gehabt, die Zügel der eingeschüchterten und verängstigten Bewegung unbemerkt in die eigenen Hände zu nehmen. Und das Beste daran – die von der CIA angestrengte Suche nach Jinjiro hatte ihn mit Hal Burke in Kontakt gebracht. Und damit war plötzlich der letzte Mosaikstein von Hideos Plan an seinen Platz gefallen.
Hideo lächelte kalt, als er daran dachte, wie leicht es gewesen war, den CIA-Agenten zu ködern und für seine Zwecke einzuspannen und durch ihn auch andere in den amerikanischen und britischen Nachrichtendiensten. Er hatte ihre paranoiden Ängste vor dem Terrorismus geschürt und damit leichtes Spiel gehabt. Indem er Burke mit immer mehr Informationen über die Lazarus-Bewegung versorgte, hatte er ihn und seine Helfer so weit manipuliert, dass sie ihren lächerlichen und illegalen Krieg gegen den Terrorismus vom Zaun brachen. Von diesem Tag an war alles, was sich ereignet hatte, nach seinem Willen geschehen.
Die Resultate sprachen für sich. Die Menschen waren weltweit immer mehr verängstigt und suchten nach Sündenböcken. Seine Konkurrenten wie Harcourt Biosciences waren zur Untätigkeit verdammt, begraben unter einer Lawine von Regierungserlässen, die ihre Forschungsarbeiten beschränkten. Die Lazarus-Bewegung wurde von Tag zu Tag stärker und radikaler. Und jetzt waren die amerikanischen und britischen Spionagedienste durch den Skandal und die gegenseitigen Verdächtigungen gelähmt und handlungsunfähig. Wenn der erste tödliche Regen von Nanophagen auf Washington, D.C., New York, Chicago, Los Angeles und die anderen Ballungszentren fiel, würde es niemandem mehr möglich sein, die furchtbare Wahrheit aufzudecken.
Hideo Nomura lächelte still vor sich hin. Gibt es einen besseren Weg, ein Spiel zu gewinnen, dachte er grimmig, als auf beiden Seiten zugleich zu spielen?
Kapitel sechsunddreißig
Lazarus’ zweite Botschaft
Die Verbreitung des neuen digitalen Videos von Lazarus durch die Bewegung erfolgte nach dem gleichen Muster wie bei seiner ersten weltweit gesendeten Botschaft nach dem Massaker am Teller Institut. Kopien von nicht zurückverfolgbaren Videoaufnahmen wurden gleichzeitig an Fernsehstudios überall auf der Welt geschickt. Jede dieser Videokopien zeigte ein anderes digital konstruiertes Gesicht von Lazarus, am Computer mit der Intention entworfen, die Sehgewohnheiten und Sympathien der Zuschauer auf den verschiedenen Kontinenten anzusprechen.
»Es ist unmöglich geworden, sich vor der Wahrheit zu verstecken«, sagte Lazarus traurig. »Die schrecklichen Gräuel, derer wir alle Zeuge geworden sind, beweisen, dass eine neue Waffe gegen die Menschheit gerichtet wird – eine Waffe, die eine grausame und unmenschliche Wissenschaft schmiedet. Die Menschheit steht an einem Scheideweg. Der eine Weg, der Weg, den unsere Bewegung vorzeigt, führt in eine friedliche und einträchtige Welt. Der andere, ein Weg, den uns gierige, nach Macht und Profit strebende Menschen weisen wollen, führt in eine von Krieg und Völkermord zerstörte Welt – eine Welt voller Hass und Katastrophen.«
Lazarus’ Gesicht blickte direkt in die Kamera. »Wir müssen uns entscheiden, welche dieser zwei Möglichkeiten unsere Zukunft sein soll«, sagte er. »Die Verderben bringenden Fortschritte der Nanotechnologie, der Genmanipulation und das Klonen gottgeschaffener Kreaturen müssen ein Ende finden, oder es muss ihnen ein Ende gemacht werden, bevor sie uns alle vernichten. Deshalb fordert die Bewegung alle Regierungen auf
– vor allem jene in der so genannten zivilisierten westlichen Welt, insbesondere die Vereinigten Staaten von Amerika –, unverzüglich die Erforschung, Entwicklung und Anwendung dieser unheilvollen, Leben vernichtenden Technologien zu verbieten.«
Lazarus’ Gesicht wurde unnachgiebig. »Sollte irgendeine Regierung dieser Aufforderung nicht nachkommen, werden wir die Dinge in unsere eigenen Hände nehmen. Wir müssen handeln. Wir müssen uns selbst retten, unsere Familien, unsere Völker und die Erde, die wir alle lieben. Dies ist ein Kampf um die Zukunft der Menschheit, und wir haben keine Zeit mehr für weitere Verzögerungen und keinen Platz für Neutralität. In diesem Konflikt ist jeder, der nicht für uns ist, gegen uns. Mögen jene, die klug sind, diese
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