Die Lazarus-Vendetta
Live-Berichte, um mit den sich überschlagenden Ereignissen überall auf der Welt Schritt zu halten. Während sich die Welle der Gewalt über alle fünf Kontinente ausbreitete, konnte selbst der langjährige und in vielen politischen Stürmen erprobte Nachrichtensprecher der CBS seine wachsende Erregung nicht mehr für sich behalten. »Haltet eure Hüte, Leute«, sagte er in seinem schleppenden Südstaatentonfall, der mit jeder Minute breiter wurde. »Denn ein Sturm fegt über den Planeten. Das französische Fernsehen hat soeben eine Bombe platzen lassen: Es beschuldigt die CIA und das FBI, mit Unterstützung der Briten einen heimlichen Krieg, in dem Mord und Sabotage die strategischen Mittel sind, gegen die Lazarus-Bewegung zu führen. Berichterstatter in Paris behaupten, sie könnten beweisen, dass ehemalige Mitglieder U.S. amerikanischer und britischer Kommandoeinheiten und Geheimagenten für die Ermordung von Lazarus-Führern und Aktivisten überall auf der Welt und auch hier in den USA verantwortlich sind. Darüber hinaus unterstellen sie, dass diese Übergriffe ›nur in den höchsten Ebenen der amerikanischen und britischen Regierungen autorisiert worden sein können‹.«
Der Nachrichtensprecher blickte auf und sprach mit ernstem Gesichtsausdruck direkt in die Kamera. »Als unsere Reporter Regierungsvertreter in Washington und London um Stellungnahme baten, erhielten sie nur Absagen. Alle Befragten
– vom Präsidenten und Premierminister abwärts – weigerten sich, gegenüber der Presse konkrete Aussagen zu machen. Niemand vermag zu sagen, ob es sich dabei lediglich um die übliche Zurückhaltung handelt, Operationen der Nachrichtendienste und polizeiliche Untersuchungen zu kommentieren, oder ob unter all dem Rauch doch ein Feuer ist. Eines ist jedoch sicher. Die aufgebrachten Menschen, die überall auf der Welt amerikanische Fahnen verbrennen und Unternehmen in amerikanischem Besitz zerstören, werden nicht so lange warten, bis dies geklärt ist.«
Weißes Haus, Besprechungsraum
»Hören Sie mir gut zu, Mr Hanson. Ich will kein Wischiwaschi oder Ausreden oder bürokratisches Blabla hören. Ich will die Wahrheit, und ich will sie jetzt!«, knurrte Präsident Sam Castilla. Über den langen Tisch hinweg fixierte er seinen ungewöhnlich schweigsamen CIA-Direktor mit einem durchdringenden Blick.
David Hanson, normalerweise selbst unter den misslichsten Umständen smart und wie aus dem Ei gepellt, sah aus wie ein Schatten seiner selbst. Unter seinen Augen lagen dunkle Ringe, und sein zerknitterter Anzug sah aus, als hätte er darin geschlafen. Mit den Fingern seiner rechten Hand umklammerte er fest einen Stift im vergeblichen Bemühen, zu verbergen, dass seine Hände zitterten. »Ich habe Ihnen das Wenige, das ich weiß, gesagt, Mr President«, entgegnete er wachsam. »Wir graben in unseren Akten und Datenbänken so tief wir können, aber bisher haben wir nichts gefunden, das auch nur im Entfernten mit dieser so genannten TOCSIN-Operation zu tun hat. Falls Hal Burke in irgendwas Illegales involviert war, dann bin ich mir sicher, dass er das auf eigene Faust getan hat – ohne die Genehmigung oder Unterstützung irgendeiner anderen Person in der CIA.«
Emily Powell-Hill beugte sich auf ihrem Stuhl nach vorn.
»Für wie dumm halten Sie die Leute, David?«, fragte die nationale Sicherheitsberaterin gallig. »Glauben Sie tatsächlich, irgendjemand kauft Ihnen ab, dass Burke und Pierson eine mehrere Millionen Dollar kostende verdeckte Operation aus der eigenen Tasche bezahlt haben – ganz allein von ihren Ersparnissen und ihren Beamtengehältern?«
»Ich verstehe die Probleme!«, knurrte Hanson zerknirscht. »Aber meine Leute und ich arbeiten daran so hart und so schnell, wie wir können. Im Augenblick sind meine Leute von der inneren Sicherheit damit beschäftigt, die Berichte und Aufzeichnungen aller Operationen durchzuforsten, an denen Burke je beteiligt war, und nach allem zu suchen, das auch nur entfernt verdächtig aussieht. Außerdem unterziehen wir jeden Agenten und Analytiker in Burkes Sonderkommando gegen die Lazarus-Bewegung einem Lügendetektor-Test. Falls noch irgendjemand innerhalb der CIA involviert war, kriegen wir ihn, aber das wird einige Zeit dauern.«
Er runzelte die Stirn. »Außerdem haben wir allen CIAAußenstellen rund um den Globus die Anweisung erteilt, unverzüglich jede Operation einzustellen, die in irgendeiner Weise mit der Bewegung zu tun hat. Inzwischen dürfte sich kein
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