Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lazarus-Vendetta

Die Lazarus-Vendetta

Titel: Die Lazarus-Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
gespenstisch flackernden Schein. Stacheldrahtrollen und hastig errichtete Straßensperren aus Beton riegelten die Auffahrten dieser Viertel zur Autobahn ab. Jeder Sperrposten war von einem massiven Polizeiaufgebot und Soldaten in voller Kampfausrüstung besetzt. Mit Tränengaswerfern und Maschinengewehren bestückte Panzerfahrzeuge, gepanzerte Kettenmannschaftstransporter und sogar einige fünfzig Tonnen schwere Leclerc-Kampfpanzer standen an strategisch wichtigen Punkten entlang der Autobahn.
    » Les Arabes! « Der Taxifahrer schnaubte verächtlich und drückte seine Zigarette im überquellenden Aschenbecher des Wagens aus. Er zuckte mit seinen schmalen Schultern. »Sie gehen auf die Barrikaden wegen dem, was in La Courneuve passiert ist. Brennen ihre eigenen Wohnungen und Geschäfte nieder – wie immer. Pah!«
    Er verstummte, um sich mit zwei Händen eine neue filterlose Zigarette anzuzünden, während er den Mercedes mit den Knien steuerte. »Sie sind Idioten. Niemand schert sich sonderlich darum, was in diesen Rattennestern passiert. Aber sobald sie auch nur einen Fuß nach draußen setzen … ppfft! « Er machte eine schnelle Bewegung mit der Hand quer über seinen Hals. »Dann sprechen die Maschinengewehre!«
    Smith nickte stumm. Es war kein Geheimnis, dass die übervölkerten und von Kriminalität und Vernachlässigung gezeichneten Trabantenstädte von Paris von den Stadtarchitekten so geplant worden waren, dass sie, sollte es zu ernsten Unruhen kommen, rasch und ohne Probleme abgeriegelt werden konnten.
    Der Mercedes bog von der Al auf den Bouvelard Périphérique, der in Richtung Süden und Osten das brodelnde Labyrinth der Straßen, Alleen, Avenuen und Boulevards der Stadt umspannte. Noch immer über die Unfähigkeit der Regierung schimpfend, die von den Steuern, die er berappen musste, die Sozialhilfe von Ganoven, Dieben und »les Arabes« bezahlte, bog der Taxifahrer an der Ausfahrt Porte de Vincennes von der Ringautobahn. Das Taxi fuhr jetzt Richtung Westen, umkreiste den Place de la Nation, brauste die Rue du Faubourg-St. Antoine hinab, kurvte um den Place de la Bastille herum und schlängelte sich dann durch das Gewirr schmaler Einbahnstraßen des Marais-Distrikts, des Dritten Arrondissement der Stadt.
    Dieser Teil von Paris, früher einmal ein Sumpf, war eines der wenigen Viertel der Innenstadt, die im neunzehnten Jahrhundert auf Geheiß von Kaiser Napoleon III. nicht großflächig abgerissen und von Baron Haussmann im modernen Stil und von grandiosen Avenuen und Boulevards durchzogen wieder aufgebaut wurden. Viele der Häuser stammten noch aus dem Mittelalter. Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts hatte das damals heruntergekommene und düstere Marais eine Wiedergeburt erlebt und war jetzt eine der beliebtesten Wohn- und Einkaufsgegenden der Stadt. Elegante Palais, Museen und Bibliotheken prunkten zwischen Szenebars, Antiquitätenläden und exquisiten, sehr teuren Modesalons.
    Mit einer mechanischen Bewegung nahm der Taxifahrer die qualmende Zigarette aus seinem Mundwinkel, stieß sie ohne hinzusehen mit seinen vom Tabak braunen Fingern in den Aschenbecher und brachte den Mercedes vor dem Eingang des Hôtel des Chevaliers zum Stehen – ein kleines, hübsches Hotel, nur eine Querstraße vom eleganten, von Bäumen gesäumten Place des Vosges entfernt. »Wir sind da, m’sieur! Und zwar in Rekordzeit!«, verkündete er. Er grinste säuerlich. »Vielleicht sollten wir den Chaoten und Krawallmachern dankbar sein, nicht? Weil die flics « – er benutzte den französischen Slangausdruck für Polizisten – »zu beschäftigt damit sind, ihnen die Köpfe einzuschlagen, und keine Zeit haben, ehrliche Bürger wie mich mit Strafzetteln zu belästigen!«
    »Vielleicht«, gab Smith ihm Recht, insgeheim heilfroh, gesund und wohlbehalten angekommen zu sein. Er drückte dem Taxifahrer eine Handvoll Euros in die Hand, angelte sich sein Handgepäck und das Reisenecessaire, das er sich besorgt hatte, bevor er am Dulles-Airport an Bord gegangen war, schwang die Füße auf das Trottoir und stieg aus. Noch bevor die Beifahrertür ins Schloss gefallen war, brauste der Mercedes davon und verschwand in der Nacht von Paris.
    Smith blieb ein Weile auf dem Bürgersteig stehen und genoss die Ruhe und Stille der nass glänzenden Straße. Vor kurzem hatte es hier noch geregnet, und die kühle Nachtluft roch sauber und frisch. Er stellte die Tasche ab und streckte seine Glieder, die vom langen Sitzen in dem engen Flugzeugsitz

Weitere Kostenlose Bücher