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Die Lazarus-Vendetta

Die Lazarus-Vendetta

Titel: Die Lazarus-Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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beruhigt«, sagte Klein trocken. Er fasste seinen alten Freund genauer ins Auge. »Nach deinem gequälten Gesichtsausdruck zu schließen, verlief das Treffen mit dem NSC nicht besonders gut, oder?«
    Castilla schnaubte ärgerlich. »Das ist fast so, als würdest du Mrs Lincoln fragen, wie ihr denn das Stück gefallen hat, bei dem ihr Mann erschossen wurde.«
    »So schlimm?«
    Der Präsident nickte düster. »So schlimm.« Mit einer einladenden Handbewegung forderte er Klein auf, auf einem der beiden Sessel vor dem großen Tisch, der ihm als Schreibtisch
    diente, Platz zu nehmen. »Die leitenden Beamten in der CIA, dem FBI, der NSA und anderen Behörden sind viel zu sehr damit beschäftigt, die Schuld für das TOCSIN-Fiasko weit von sich zu weisen. Niemand weiß, wie weit die Konspiration die Befehlsleiter hinaufreichte, und deshalb weiß niemand, ob und wie weit er noch irgendjemandem trauen kann. Alle umkreisen einander vorsichtig und warten mit eingezogenen Köpfen, wen es schließlich trifft.«
    Klein nickte schweigend, offenbar nicht sonderlich überrascht. Selbst in den besten Zeiten waren aufreibendes und die eigenen Kräfte schwächendes Zuständigkeitsgerangel und verbissene Grabenkriege stets eine nicht zu leugnende Tatsache im Umgang der amerikanischen Nachrichtendienste untereinander gewesen. Ihre lang gehegten Fehden und erbitterten Konflikte waren einer der wesentlichen Gründe gewesen, warum Castilla ihn gebeten hatte, Covert-One zu gründen. Jetzt, da ein massiver Skandal die beiden größten im Inland und im Ausland operierenden Nachrichtendienste des Landes erschütterte, würden die Spannungen rasch zunehmen. Unter diesen Umständen würde niemand, der einen hart erkämpften Posten zu verlieren hatte, das Risiko eingehen, den Kopf zu weit aus dem Fenster zu strecken.
    »Ist Colonel Smith schon nach Paris unterwegs?«, fragte
    Castilla schließlich und brach das Schweigen.
»Ja«, erwiderte Klein. »Ich rechne damit, dass er etwa um
Mitternacht unserer Zeit dort eintrifft.«
»Und du glaubst wirklich, dass Smith eine Chance hat,
rauszukriegen, womit wir es hier wirklich zu tun haben?« »Eine Chance?«, wiederholte Klein. Er zögerte. »Ich glaube
schon.« Er legte die Stirn in Falten. »Zumindest hoffe ich das.« »Aber er ist dein bester Mann?«, fragte Castilla hartnäckig. Diesmal zögerte Klein nicht. »Für diese Mission? Ja, absolut.
Jon Smith ist der richtige Mann für diesen Job.«
Der Präsident schüttelte ärgerlich den Kopf. »Ist das nicht
lächerlich?«
»Wieso lächerlich?«
»Hier sitze ich«, erklärte Castilla, »der Oberbefehlshaber des
mächtigsten Militärapparats in der Geschichte der Menschheit.
Das amerikanische Volk erwartet von mir, dass ich diese
Kriegsmacht einsetze, um seine Sicherheit zu gewährleisten.
Aber ich kann es nicht. Dieses Mal nicht. Noch nicht
zumindest.« Seine breiten Schultern sanken herab. »Alle
strategischen Bomber, Raketen, Panzer und Bataillone der Welt
nützen nichts, wenn ich ihnen kein Ziel nennen kann. Und genau
das kann ich ihnen nicht geben.«
Klein erwiderte mitfühlend den Blick seines Freundes. Er hatte
den Präsidenten wahrhaftig nie um die vielen Sonderrechte und
Privilegien seines Amts beneidet. Jetzt empfand er nur Mitleid
für den erschöpften Mann mit den traurigen Augen ihm
gegenüber. »Covert-One wird seine Pflicht tun«, versprach er.
»Wir werden ein Ziel für dich finden.«
»Ich flehe zu Gott, dass du Recht behältst«, sagte Castilla
leise. »Denn uns läuft die Zeit davon, und unsere Optionen
werden von Tag zu Tag weniger.«

Kapitel siebenunddreißig
    MONTAG, 18. OKTOBER, Paris
    Jon Smith sah aus dem Fenster des Taxis, ein schwarzer Mercedes, der vom Flughafen Charles de Gaulle nach Süden in Richtung der schlafenden Stadt fuhr. Bis zum Morgen waren es noch einige Stunden, und nur der verschwommene, matte Schein von Lichtern zu beiden Seiten der mehrspurigen A1 verriet, dass sie bereits Vororte der französischen Hauptstadt passierten. Die Autobahn war nahezu leer, und der Taxifahrer, ein kleiner, hagerer Pariser mit mürrischem Gesicht und blutunterlaufenen Augen, jagte den Mercedes kommentarlos bis an das Tempolimit und dann erheblich darüber.
    Mit 120 Kilometern die Stunde brausten sie an mehreren im Dunkeln liegenden Vierteln vorüber, in denen hier und dort rot und orange flackernde Feuer in den schwarzen Nachthimmel loderten. Verfallene Wohnblocks standen in Flammen und tauchten die umliegenden Gebäude in einen

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