Die lebenden Puppen des Gerald Pole
war der Teufel, der den Kontakt mit ihm aufnahm. Er kannte die Stimme und hörte sie jetzt wieder in seinem Kopf.
»Du hast die Niederlage mitbekommen, wie ich weiß.«
»Ja.«
»Und?«
»Es war schlimm. Mein Ring war nicht stark genug. Eine andere Kraft war stärker und hat ihn manipuliert. Aber das muss ich dir ja nicht extra sagen, das hast du schon gesehen, wenn du so mächtig bist.«
»Das bin ich.«
»Schön. Warum hast du dann nicht eingegriffen? Du hättest es tun können, wenn du der Teufel bist, aber du hast es nicht getan. Ich kenne den Grund nicht. Oder ist die andere Seite stärker als du? Kann es das gewesen sein?«
»Ja, schon, es gibt eine andere Seite. Sie hat eingegriffen.«
»Wer ist sie?«
»Ach, das weißt du. Es ist dieser Sinclair, dem wir die Puppe geschickt haben. Der Mönch ist leider nicht dazu gekommen, seine kleinen Messer einzusetzen. Sinclair war schneller und besser als er.«
»Sinclair«, murmelte Gerald Pole. »Warum gerade dieser Mann?«
»Er ist dein Feind.«
»Warum?«
»Weil er auch mein Feind ist.« Asmodis lachte. »Das ist so. Daran ändert sich nichts.«
»Könnte sich überhaupt etwas ändern? Wir haben doch verloren, verflucht noch mal.«
Asmodis lachte. »Wer sagt das?«
»Ich.«
»Unsinn.«
Pole regte sich auf. Der andere hatte gut reden.
»Das ist kein Unsinn. Ich weiß es besser.«
»Nein, mein Freund. Wenn jemand etwas weiß, dann bin ich es. Und das solltest du dir hinter die Ohren schreiben. Es war vielleicht eine kleine Niederlage, nicht mehr.«
»Das muss ich anders sehen. Du hast keine Qualen erlitten. Ich allerdings schon.«
»Auch das ist mir bekannt. Ich gehe aber davon aus, dass es keinen Grund gibt, aufzugeben, denn ab jetzt bist du an der Reihe. Deine große Zeit ist da.«
»Tatsächlich?«
»Ja.«
»Kannst du mir das auch näher erklären?«
»Deshalb habe ich mit dir Kontakt aufgenommen. Die große Show fängt noch an.«
»Wie denn? Welche Show? Und wer ist der Showmaster?«
»Du natürlich.«
Der Puppenspieler war nicht auf den Mund gefallen, das hatte er in den letzten Minuten bewiesen. In diesem Moment allerdings war er sprachlos geworden.
»Was ist?«, fragte Asmodis, der sich noch immer nicht blicken ließ.
»Ich kann dir nicht folgen, denn …«
Die Stimme unterbrach ihn. »Warum nicht? Was ist so schwer daran zu begreifen?«
»Ich habe soeben eine Niederlage einstecken müssen …«
»Ja, aber was ist heute Abend mit deiner Show?«
»Was soll da schon sein? Ich lasse sie ausfallen.«
»Sie ist ausverkauft.«
»Das interessiert mich einen Dreck.«
Der Teufel lachte. »Das sollte es nicht, mein Lieber, ich bin da anderer Meinung.«
»Wieso?«
»Du wirst deine Show durchziehen.«
»Nein!«
Der Teufel reagierte, und er bewies damit seine Macht. Er stand in Verbindung mit dem Ring, und diese Tatsache spielte er auch aus.
Der Angriff erfolgte ohne Vorwarnung. Pole hatte den Eindruck, als würde ihm der Finger abgerissen. Er brüllte auf, und in seine Augen stiegen Tränen. Er schnappte nach Luft und sackte in sich zusammen, doch der Schmerz war ebenso schnell vorbei, wie er ihn erwischt hatte. Es gab auch keine Folgeerscheinungen.
»Nun …?«
Gerald Pole keuchte. »Ja, verflucht, ich bin noch da. Was willst du denn?«
»Ich will, dass alles so weitergeht. Das mit Sinclair war ein Test, das habe ich irgendwie tun müssen, daran kam ich nicht vorbei, aber heute Abend wird es anders zur Sache gehen. Sinclair hatte es nur mit einer Puppe zu tun, die Menschen in deiner Show aber werden viele deiner Kinder erleben.«
»Das weiß ich«, flüsterte Pole. »Und weiter?«
Asmodis lachte. »Wie kannst du so etwas fragen? Wir werden deine Show zu einem Ereignis machen.«
»Und wie?«
»Denk nach. Das ist einfach. Zu einem tödlichen Ereignis. Du kannst deine Puppen laufen lassen, sie alle sind selbstständig geworden, das kann ich dir jetzt schon versprechen.«
Pole schwieg. Er überlegte. Noch mal ließ er sich das Gehörte durch den Kopf gehen. Ja, der Teufel hatte recht. Es gab seine veränderten Puppen, und sie würden keine Gnade kennen. Sie waren durch die Hölle beeinflusst worden, nur das allein zählte, und er würde sich auf die Kraft des Teufels verlassen können.
Asmodis nahm wieder Kontakt zu Pole auf. Er spürte das Zucken am Ringfinger, dann hörte er die lauernde Stimme.
»Nun? Alles klar?«
»Ja.«
Der Teufel lachte im Hintergrund. »Und denk daran, ich werde immer in deiner Nähe
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