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Die Lebenskünstlerin (German Edition)

Die Lebenskünstlerin (German Edition)

Titel: Die Lebenskünstlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute R. Albrecht
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Leben zu erobern, den eigenen Körper zurückzugewinnen, mir selbst eine Daseinsberechtigung zu erlauben. Genug habe ich von all diesem Seelenmüll, von meinen Ängsten und Einschränkungen. Ich will mir nicht mehr selbst im Weg stehen. Ich will endlich leben, lieben, lachen. Volle Kraft voraus durch das Abenteuer Leben.
    Ich verabscheue den Opferstatus abgrundtief: Machtlos, hilflos, ausgeliefert. Wie ekelhaft.
    Stark möchte ich sein, kraftvoll. Niemand soll mich jemals mit seinem Mitleid lähmen und bedauern. Gewiss habe ich viel Schlimmes erlebt. Doch das heißt nicht, dass ich damit ewig ein Brandmal auf der Stirn trage mit der Aufschrift: Opfer .
    Es reicht doch, dass ich die erste Hälfte meines Lebens verzweifelt erdulden musste. Wieso soll ich heute immer noch leiden? Ich will Freude, Spaß, ich will nicht von all dem ausgeschlossen sein. Hinein ins bunte Leben will ich.
    Die Gegenwart und die Zukunft gehören jetzt mir alleine. Sicherlich habe ich noch mancherlei aufzuarbeiten, aber das ist eben so. Das bin ich. Das schaffe ich auch noch. Soviel habe ich schon erreicht.
    Ich bin alleine in der Lage, die volle Verantwortung für mein Leben zu übernehmen.
     
    Erschöpft stehe ich die folgenden Tage durch. Diese Sehnsucht nach Liebe frisst mich regelrecht auf. Ist es Raphael, der mir das so sehr Gewünschte und Ersehnte schenken wird?
    Raphael bedauert, dass die von mir vorgeschlagene Oper nicht in absehbarer Zeit aufgeführt wird. Deswegen möchte er mich gerne überraschen. Bedenkenlos stimme ich zu, mich von seinem Fahrer abholen zu lassen.
    Da solch eine Situation für mich ungewohnt ist, sitze ich wenig später äußerst angespannt in der Limousine.
    Der Fahrer von meinem Psychodoktor deutet zwar eine Verneigung an, als er mir die Tür aufhält, doch scheint er kein Wort mit mir reden zu wollen. Auf eine kleine Plauderei über ein unverfängliches Thema geht er absolut nicht ein. Je länger wir fahren, desto unbehaglicher wird mir.
    Von der vorbeihuschenden Gegend draußen nehme ich nichts wahr, zumal es ohnehin schon recht dunkel ist. So versuche ich, mich zu entspannen, indem ich mir das letzte Treffen mit Raphael in Erinnerung rufe und versuche, seinen erregenden Kuss noch einmal nachzuempfinden.
    Nach der scheinbar nicht enden wollenden Fahrt höre ich nun das Knirschen von Kiesboden unter den breiten Reifen.
    Wir sind wohl am Ziel.
     
    Ein imposantes und sehr repräsentatives Herrschaftshaus in milden Gelbtönen mit weiß abgesetzten Ornamenten und Verzierungen steht in voller Beleuchtung in einem traumhaften Park von nicht überschaubarer Weite.
    Das alles wirkt äußerst eindrucksvoll. Es hat den Charme einer Bühnenkulisse in einem alten Film über den Hochadel. Ich kann mich kaum von diesem überwältigenden Anblick losreißen. Doch der Fahrer oder vielleicht auch Diener bedeutet mir wortkarg, die breite Treppe zur Eingangstür hinaufzugehen. Drinnen nimmt er mir den leichten Mantel ab.
    Aufgedonnert stehe in einer gewaltigen Eingangshalle und warte. Dicke schwere Teppiche dämpfen die Schritte, so dass ich zuerst nicht bemerke, dass Raphael schon zugegen ist.
    Die ungewöhnliche Umgebung wirkt einschüchternd, was ich mir natürlich keinesfalls anmerken lassen möchte.
    Höflich begrüßt mich Raphael und bietet mir zwanglos einen kleinen Rundgang durch sein Haus an.
    Ich stimme zu und hoffe, ihm dadurch wieder ein bisschen näher zu kommen.
    An seinem Arm werde ich herumgeführt. Es scheint das Haus eines alleinlebenden Mannes mit gutem Verdienst zu sein, der sein Leben gut organisiert hat. Zwar zeigt sich hier kein überflüssiger Nippes und auch nicht die Spur von gewöhnlichem Alltagsgeschehen, aber viel luxuriöser Prunk.
    Imposante, goldgerahmte Spiegel und roter Samt, der sich sowohl in den Sesseln als auch in den schweren Vorhängen im Empfangszimmer wiederfindet.
    Beeindruckend ist ebenso die riesige Bibliothek mit Bücherregalen bis unter die hohen, stuckverzierten Decken. Hier in einem breiten, dunkelbraunen Ledersessel mit kleinem Beistelltisch lässt es sich bestimmt gut stöbern. Erdige Töne verströmen Gemütlichkeit, der Hartholzboden und die wertvoll aussehenden, dezent gemusterten Teppiche unterstreichen konsequent diese Linie.
    Zweifellos zeigt er mir nicht alle Räumlichkeiten. Zwar fühle ich mich aufgrund dieser liebgemeinten Geste schon ein wenig wohler, dennoch bleibt unser Wiedersehen angespannt. Besonders, da ich das Gefühl habe, dass er mich auf eine

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