Die Lebenskünstlerin (German Edition)
Mitgift. Nein, nicht dass ich vorausdenke oder gar etwas gegen Kinder habe. Meine eigene Brut liebe ich abgöttisch. Aber fremde Nesthocker mag ich nicht aufziehen.
Ich bin mal wieder nicht in der Gegenwart. Nichts überstürzen, nichts reininterpretieren, loslassen, den Göttern überlassen.
Ich glaube, der gefällt mir mehr, als ich mir selbst eingestehen möchte. Lukas Berger aus Langenselbold, du hast es mir ganz schön angetan.
Männerträume, Jakobsweg und Puddingklau
Es ist halb eins in der Nacht und ich träume schon wieder von einem Mann. Dabei will ich doch erst mal keinen mehr.
Loslassen, der höheren Macht überlassen, dem Leben überlassen.
Sieht richtig süß aus, dieser Typ. Passt einfach alles. Bleib locker, Selina, du Mondgöttin, rufe ich mich innerlich zur Ordnung.
Lass ihn von sich aus kommen. Er hat meine Telefonnummer und Internetadresse, er kann Kontakt aufnehmen, wenn er tatsächlich Interesse hat. Bereitschaft signalisieren und dann loslassen. Das Leben macht das schon.
Ich bin richtig gut ausgeschlafen. Wenn ich an Lukas denke, werde ich unruhig. Ich habe mich wunderbar selbst gestreichelt und mir vorgestellt, dass er mich liebt und es mit mir ordentlich treibt. Anfangs sanft massierend, zart, oral. So wie ich es liebe.
Er packt in meiner Vorstellung richtig zu. Ich schwinge mich von einem Orgasmus zum nächsten, dann dringt er in meine breitwillig geöffnete Muschi. Packt fest meine Brüste, knetet, saugt und als er schließlich selbst kommt, grabscht er meinen Hintern schön fest, so dass ich mit ihm in Ekstase gerate und wir gemeinsam voller Lust auf und davon schweben.
Ach wie schön, noch mal.
In meiner Fantasie bumst er einfach herrlich deftig. Kraftvoll, bestimmend, saftig, hitzige Wollust.
Ich stelle fest, ich bin auf Entzug.
Ich weiß genau, wie viele Tage ich inzwischen ohne Sex bin.
Aber eine Frau braucht doch angeblich Geborgenheit und ein sicheres Gefühl, wenn sie sich wirklich hingeben möchte. Ich will keine One-Night-Stands, nur noch verbindlich innerhalb einer liebevollen Beziehung, die eine gewisse Perspektive aufweist. Also, dann mache ich es mir lieber selbst und träume davon, alles andere bekommt mir wohl nicht.
Als möchte mich mein Körper vor unbedachten Aktionen bewahren, legt er mich schon wieder mit Neuralgien lahm. Dieses Mal auf der anderen, der linken Seite, zwischen den Rippen.
Interkostalneuralgie. Tolles Wort, schlimme Schmerzen.
Schlagartig fühle ich mich wieder alleine. Keinem bin ich wichtig, niemand will mich, niemand liebt mich. Ich bin zuviel und keiner hält mich aus. Volles Programm. Das ungeliebte innere Kind hat Angst und verbreitet Schmerzen.
Gut, das ist alles mal so gewesen, doch heute bin ich erwachsen.
Ich nehme die Schmerzen an, die physischen von meinem geplagten Körper und die psychischen von meiner angekratzten Seele.
Statt von meinem heimlichen Schwarm bekomme ich E-Mails von Maximilian. Natürlich möchte er wissen, ob Lukas sich bei mir gemeldet hat.
Nein, der gute Lukas Berger hat sich nicht gemeldet.
Ich beschließe, dass dieser ganze Männerzirkus nicht schon wieder von vorne beginnen soll. Statt dessen werde ich männerabstinent leben. Bis ich mit mir selbst im Reinen bin und genügend Selbstliebe entwickelt habe. Basta.
Meine Kinder werkeln den ganzen Nachmittag und Abend in meiner Wohnung herum. Tim kämpft mit dem Heizkörper im Badezimmer, der nicht funktionieren möchte und Jan baut mir ein CD-Regal auf, da ich mich kaum bewegen kann. Sogar das riesige Poster von Marius Müller-Westernhagen hängt nun gerahmt in meiner Küche.
Zweifelhafte Kunst, ich weiß.
Sind meine Söhne um mich herum, geht es mir spontan besser. Aber da ich keinesfalls klammern will und weiß, dass sie ihr eigenes Leben leben müssen, sind die gemeinsamen Zeiten umso kostbarer.
Wieder alleine surfe ich im Internet nach Stellenangeboten und rufe meine E-Mails ab. Abgesehen von Maximilians erneuter neugieriger Interessensbekundung ist eine von Konrad dabei. Wie zum Teufel hat der meine geänderte Anschrift herausbekommen?
Ich bin geschockt. Soll ich sie ungelesen löschen? Ja, das mache ich dann auch, sogar den Mülleimer lösche ich, damit ich es mir nicht anders überlegen kann. Dann sperre ich abermals seine Mails.
Hört dieser Quatsch mit diesem kranken Verrückten denn niemals auf? Lauert er wieder irgendwo im Gebüsch? Ich fühle mich gleich wieder bedroht und überlege, was ich machen kann. Polizei?
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