Die Lebensprinzipien
Angst vor dem Tod; der plutonische Mensch lebt wie kein anderer im Bewusstsein des Todes, was ihn einerseits in Katastrophen treibt, andererseits bei seinen spirituellen Ambitionen hilft.
Wo bei Mars die Explosion ist, findet sich bei Pluto die Implosion – und alle Selbstzerstörung und Autoaggression. Wo bei Mars der Mord ist, stoßen wir bei Pluto auf Selbstmord; wo Mars in den Krieg zieht, zettelt Pluto Bürgerkriege an. Er vertritt sozusagen die archetypisch weibliche Aggression. Sein Kampfstil ist dabei völlig stillos und im Gegensatz zu dem von Mars weder von der Genfer noch von sonst irgendeiner Konvention abgedeckt oder gar akzeptiert oder auch nur toleriert. Andererseits gehört aber auch der Samurai mit seiner ritualisierten Kampfkunst hierher, wenn auch der Kampf an sich zu Mars gehört.
Der plutonische Skorpion ist als unangenehmster Archetyp verschrien, und wenn sich eine Gruppe von Cafébesuchern anlässlich entsprechend markierter Zuckerstücke ihre Sternzeichen verrät und zwei einfach nicht damit herausrücken, sind in ihnen Skorpione zu vermuten. Sie haben schlechte Erfahrungen damit, sich urprinzipiell zu outen. Das ist durchaus verständlich, denn unter Pluto findet sich die größte Hybris, das heißt Auflehnung gegen Gott, und erbarmungsloseste Rache bis aufs Blut. Pluto ist in der unerlösten Form nicht bereit, loszulassen und sich neuen Verhältnissen anzupassen.
Am schmerzlichsten ist für einen Plutoniker der Mangel an (Ur-)Vertrauen. Er muss sich folglich alles immer verdienen, auch seine Daseinsberechtigung. Nichts kann er einfach leichtnehmen, sondern muss und will leiden und büßen und es sich und anderen schwermachen. Dabei kommen ihm seine meist kaum nachvollziehbaren Schuldgefühle zu Hilfe. Plutoniker leiden oft an der Unvollkommenheit der Welt und wollen ihr mit Nachdruck und zur Not mit Gewalt einen besseren, am besten idealen Zustand aufzwingen.
Was leicht geht, ist verdächtig und wird schnell als banal abgelehnt. All die weltlich-irdischen Genüsse, denen man sich bei seinem Gegenüber, dem Stier-Venusprinzip, hingibt, würden einen vom Plutoprinzip Geprägten zwar auch reizen, aber er darf sie sich nicht zugestehen und sich keinesfalls mit der Materieebene zufriedengeben. Materie ist vergänglich und sterblich, das weiß er und zielt auf Unsterbliches. So muss er sich Höheres auf schwierigerem Weg verdienen, und sein Ziel ist mindestens die geistige Ebene, wenn nicht sogar eine, die weit über dieses Leben hinausreicht. Tatsächlich will er Bleibendes schaffen, das über ihn und dieses Leben hinausweist. Dass er dabei oft extrem anstrengend für die Umwelt wird, ist natürlich wahr und macht es ihm bezüglich Anerkennung nicht leichter.
Andererseits verfügt ein Plutoniker aber auch über enorme Energie. Er ist bereit, am weitesten und damit auch tiefsten zu gehen
; er besitzt die größte Regenerationskraft, und manche sagen, neun Leben. Er denkt weit und tiefgründig über sich selbst hinaus, hat hohe Ideale, für die er zur Not sogar durch die Hölle geht und dabei sein Leben riskiert – seines und das anderer – und zum Märtyrer wird. Er kann bei einer Sache bleiben und Konzepte durchsetzen und ist auf Leitbilder fixiert, aber auch sehr an Ethik interessiert, will er doch immer zwingend bis zwanghaft wissen, was gut und was böse ist. Den Tod fürchtet er nicht, sondern interessiert sich für ihn. Das Hintergründige fasziniert ihn mehr als die Oberfläche, und mit kriminalistischer Spürnase findet er heraus, was in der Tiefe abläuft.
Seine Ideale sind so hoch, dass sie oft an Perfektionismus erinnern, und selten bekommt er sie mit der Wirklichkeit in Übereinstimmung. Niemals scheut er sich, seinen Finger in offene Wunden zu legen, weder bei sich selbst noch bei anderen. Er interessiert sich für die Machtverhältnisse und liebt es, Kontrolle über die Macht oder wenigstens über diejenigen zu haben, die an ihren Schalthebeln sitzen. »Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser«, ist seine Devise, bei der es ganz direkt um Macht und ihre Ausübung geht und nicht etwa um Ordnung wie beim Jungfrau-Merkurprinzip.
Ein Plutoniker will Grenzen überschreiten und Tabus brechen, und mit der ihm eigenen enormen Selbstdisziplin wird ihm dies öfter als anderen gelingen. Krisen und Katastrophen sind seine Themen, und oft hat er von Kindheit an Erfahrung damit und kann sich daher in solchen Situationen kompromisslos entscheiden und entschieden umkehren. So wird das
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