Die Lebensprinzipien
Mittel«, nicht gescheut, indische Männer für das Geschenk eines kleinen, billigen Taschenradios zu einem scheinbar kleinen, harmlosen Eingriff zu überreden. Als sie merkten, dass es sich um eine Sterilisation handelte, war es für sie zu spät. Auch für Sanjay war es irgendwann zu spät und er wurde ermordet. Seine Mutter Indira erlitt das gleiche Schicksal, was ihren zweiten Sohn Rajiv an die Macht brachte, bis auch er ermordet wurde. Letztlich löschte Indira Gandhis plutonische Politik ihre ganze Familie, der sie Leben und Vision eingeimpft hatte, wie die Göttin Kali auch selbst wieder aus.
Schah Reza Pahlavi träumte für das Zweistromland von einer großen Zukunft, die er mittels seiner weißen Revolution und mit Hilfe eines brutalen Geheimdienstes durchdrücken wollte. Mit eiserner Hand und harter Unterdrückungspolitik polarisierte er das Land immer schärfer in Arm und Reich. Sich selbst bereicherte er extrem, machte sich nebenbei zum Kaiser und seine Frauen zu Lieblingen der Klatschpresse. In Deutschland radikalisierte er 1968 mit seinem Besuch in Berlin die Studentenbewegung. Bei einer Demonstration gegen ihn erschoss der Polizist Kurras den Studenten Benno Ohnesorg.
Wer gedacht hatte, es könne für die Perser nicht schlimmer werden, sah sich durch Ayatollah Chomeini eines Besseren belehrt, der mit einem Skorpion-Aszendenten und der Religion im Rücken noch ungleich plutonischer seine Idee vom Gottesstaat durchdrückte und das geistige Schlachtfeld bis in die Wohn- und Schlafzimmer der Perser trug. Reza Pahlavi, der letzte Schah, floh und starb bald darauf an Krebs einen plutonischen Tod.
Die Erfahrung, dass Menschen, die eine große Veränderung nur widerwillig erlitten und erduldet haben – wie etwa den Verlust eines langjährigen Partners, Gurus oder Traumes –, innerhalb eines Jahres häufig von Krebs heimgesucht werden, könnte aufhorchen lassen. Über sechzig Prozent der Menschen, die in der zweiten Lebenshälfte ihren langjährigen Partner verlieren, haben ein Jahr später Krebs. All das könnte andeuten, dass durch dieses plutonische
Krankheitsbild die innerlich nicht mitvollzogene Erfahrung der Verwandlung nun mit Nachdruck vom Schicksal durchgedrückt wird.
Charles de Gaulle , General und französischer Präsident mit Machtinstinkt, gab den Kampf gegen Nazideutschland nie auf, nicht einmal, als sein Heer schon geschlagen war. Mit den Resten der besiegten Armee floh er und regenerierte die Truppen, rief zum Widerstand auf und kam als Sieger zurück nach Paris, wo er sich auf Jahrzehnte festsetzte. Während des Algerienkrieges überlebte er Dutzende von Attentaten ohne einen Kratzer. Er hatte bald mehr Leben verbraucht als die sprichwörtlichen neun der Katze. Auf Kanadabesuch sprach er im französischsprachigen Teil einen provokanten Hochruf auf »Québec libre« aus.
Robert Kennedy fiel einem Attentat zum Opfer, bevor er seine hochfliegenden Träume von Frieden in Vietnam und Rettung der Welt überhaupt angehen konnte. Als Plutoniker folgte er seinem Bruder John nicht nur ins Bett von Marilyn Monroe, sondern auch in den modernen Märtyrertod und starb für seine Ideen und Ideale.
Hillary Clinton , die sich nie unterkriegen lässt und auch nicht nachgibt, sondern kompromisslos ihrem Weg folgt, selbst wenn es sie viel kostet, ist eine weitere Repräsentantin des plutonischen Lebensprinzips. Bei der absurd aufgebauschten Sexgeschichte ihres Mannes in der Lewinsky-Affäre bewies sie Selbstbewusstsein und brachte die Journalisten mit einer Gegenfrage zum Schweigen: »Wollen Sie einen Papst oder einen Präsidenten?«
Als First Lady an der Seite ihres Präsidentengatten Bill änderte sie auch einmal auf einer Chinareise ihr Damenprogramm ab, um überfallartig in eines jener Kinder- beziehungsweise Todesheime einzudringen. So wurde die chinesische Unsitte, erstgeborene Mädchen (zum Verhungern) abzugeben, weil die Regierung auf der Ein-Kind-Familie besteht und die Eltern dann wenigstens einen Sohn wollen, überhaupt erst richtig bekannt. Natürlich löste sie damit einen extremen Skandal aus, konnte aber als Präsidentengattin nicht mit der üblichen chinesischen Politik der Einkerkerung zum Schweigen gebracht werden.
In ihrer eigenen Karriere hatte Hillary Clinton als erste Frau schon fast die Nominierung ihrer Partei zur Präsidentschaftskandidatin geschafft, als sie im letzten Moment von Obama abgefangen wurde. Aber kaum gestürzt, tauchte sie – wie Phönix aus der Asche – als
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