Die Lebensprinzipien
versiegt sind, bildet sich ein Gleichgewicht zwischen den Wassern des Himmels und der Trockenheit von Gaia, und die Erde nimmt ihre heutige Gestalt an. Uranus bleibt aber weiter schöpferisch tätig und zeugt mit seiner Mutter drei Riesen: Briareus, den Starken, Gyges und Kottes, die fünfzig Köpfe und hundert Arme haben. Anschließend zeugt er die drei einäugigen Zyklopen: Brontes, den Donner, Steropes, den Blitz, und Arges, den Glanz. Selbst vaterlos, wird Uranus zum leidenschaftlichen Vater und zeugt weiterhin noch die Titanen und manch anderes exotisch gestaltete Ungeheuer. Über dieses Ergebnis
selbst enttäuscht, weist er diese (Miss-)Gestalten zurück und schiebt sie in die Höhlen und Spalten seiner Mutter Erde zurück, was Gaia beleidigt und erzürnt.
Damit das Zeugen solch verrückter Wesen aufhört und um ihre verbannten Kinder zu befreien, überredet sie ihren Titanen-Sohn Chronos, mit der von ihr gestellten Steinsichel aus Feuerstein den Vater Uranus zu entmannen. Im Moment des Sterbens befruchtet dieser mit seinen Blutstropfen Gaia jedoch noch ein letztes Mal und zeugt die Giganten und die Erinnyen, auch Furien genannt. Diese Rachegöttinnen verfolgen nun jedes Unrecht einer Mutter und des Mutterseins, später auch das der Familie. Aus seinem abgeschlagenen, ins Meer stürzenden Glied entsteht Aphrodite-Venus, die Göttin der Liebe und der Sinne, die uns schon zweimal – in ihrer irdischen Version beim Stier-Venusprinzip und ihrer luftigen beim Waage-Venusprinzip – begegnet ist. Seinem mörderischen Sohn prophezeit er sterbend noch, auch er werde von seinem Sohn einmal entmachtet.
Uranus bringt also viel Verrücktes hervor, unter anderem inakzeptable Kinder, die in ihrer Urgewalt und Ungestalt niemand mögen kann. Das ist uns inzwischen zur Genüge bekannt, denn auch die Kinder des Fortschritts in Gestalt von Atombomben und -kraftwerken sind ein Gräuel, obwohl manche noch stolz auf diese Irrwege sind, die mit Nobelpreisen gepflastert wurden und unsere Zukunft bedrohen. Wir erkennen hier den Versuch, diese speziellen titanisch-gigantischen Naturgewalten über Normen und Gesetze zu beherrschen oder sie weitgehend mittels Rationalisierung aus dem Leben zu drängen.
Selbst noch des Uranus größter Akt, der ihn auch zugleich das Leben kostet, in den er also alles hineingibt, was er noch hat, nämlich die Erschaffung der schaumgeborenen Liebesgöttin Aphrodite-Venus aus seinem zum letzten Mal aufschäumenden und ins Meer stürzenden Glied, beinhaltet durchaus viel Ambivalenz. Die Liebe und besonders die uranisch-himmlische Liebe auf den ersten Blick, die wie ein Blitz trifft und das Leben ebenso plötzlich wie tiefgehend
verändert, kann viel Verwirrung stiften, vor allem wenn sie nicht durch Kenntnis der Spielregeln des Lebens abgefedert wird. So rasch und unerwartet, eben uranisch, heiße Verliebtheit aufschäumt, so ungewollt schnell und erschreckend kann sie in kalten Hass umschlagen. Tatsächlich erleben wir heute, wie die aus uranischer Verliebtheit entstandenen Beziehungen nicht mehr annähernd halten, was sie ursprünglich versprachen: ein Leben bis zum Ende. Stattdessen erreichen Scheidungsraten nie geahnte Rekordmarken.
Das Feuer des Prometheus – geschenkte Ambivalenz
Der Titan Prometheus (»der Vorausschauende«, »der Vorausdenkende«) ist dem Wesen des Himmelsgottes Uranus sehr ähnlich. Prometheus lehnt sich gegen die Oligarchie der olympischen Götter auf, überlistet sie und entzündet am Sonnenfeuer des Helios einen Stängel des Riesenfenchels und gibt damit – gegen den Willen von Zeus – das Feuer an die Menschen weiter. Dafür wird er vom beleidigten Zeus schwer bestraft und an einen Felsen des Kaukasus geschmiedet, wo ihm ein Adler tagsüber die Leber wegfrisst, die aber in jeder Nacht wieder nachwächst, bis Herakles ihn endlich befreit. Tatsächlich hat die Leber als jovisches Organ diese unglaubliche Regenerationskraft, von der der Mythos lange vor der medizinischen Wissenschaft wusste.
Als Titanenkraft ist das Feuer für uns Menschen von konstruktiver und destruktiver Bedeutung. Ebenso verhält es sich mit der dem Feuer verwandten Elektrizität. Sie ist eine Energie, ohne die heute in unserer Welt gar nichts mehr geht, die uns aber auch einige Sorgen bereitet, vor allem wenn wir sie aus dem Atomfeuer gewinnen.
Da wir inzwischen die Erfahrung machen mussten, wie das Feuer des Helios in Gestalt der Sonnenflecken unsere Energiefelder beeinflusst, sind wir auch hier dem
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