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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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Lachen. »Das hat unserer Muhme doch sicher nicht gefallen.«
    »Nein, die Priorin war außer sich, aber dann haben unsere Lebkuchen allen so gemundet, dass der Provinzial darauf bestand, dass wir die Oblaten weiter mit den Hostieneisen backen.«
    »Täte es auch ein Waffeleisen? Ich glaube, unsere Köchin besitzt ein solches Gerät.«
    »Natürlich, wir könnten die Oblaten nach dem Backen doch in die richtige Form schneiden.«
    »Ich entwende unserer Köchin das Eisen nur unter einer Bedingung.« Konstantin blickte Benedicta in die Augen.
    »Welche Bedingung stellt Ihr?«, fragte Benedicta, hielt dem Blick stand und hoffte inständig, dass ihr jene wärmenden Gefühle nicht aus den Augen blitzten, die ihren Körper in Wellen durchströmten, während sie mit Konstantin sprach.
    »Ihr müsst mich von Euren köstlichen Lebkuchen kosten lassen. Wenn Ihr das nächste Mal Gewürze holt, dann zahlt Ihr sie in Lebkuchen. Ich bin sehr gespannt, aber wenn das Gebäck alle diese Gewürze enthält, dann kann es nur köstlich schmecken.«
    »Ich bringe Euch nächstes Mal auch Geld mit, wenn wir die Lebkuchen gut verkauft haben«, beeilte sich Benedicta zu sagen.
    »Nein, ich nehme kein Geld von Euch. Schließlich seid Ihr durch den …« Er stockte, bevor er fortfuhr. »… durch den Tod meines Bruders auf Euch allein gestellt. Und da ist dies das Mindeste, was ich für Euch tun kann. Wartet hier! Ich hole das Waffeleisen und einen Korb, in dem Ihr alles tragen könnt.«
    Benedicta blieb inmitten der betörenden Gerüche zurück. Sie schnupperte an weiteren Gewürzen, die sie noch nie zuvor gerochen hatte. Welche Wohltat!, dachte sie. Obwohl sie sich einigermaßen an den Gestank in den Gassen der Stadt gewöhnt hatte – in diesem Haus roch es ungleich besser.
    »Das sind Nelken«, sagte Konstantin und deutete auf die winzigen Stängel, die Benedicta gerade gedankenverloren in ihrer Hand hielt. Sie hatte ihn gar nicht kommen hören, aber nun stand er dicht hinter ihr und sah ihr über die Schulter. Dabei streifte sein Haar ihre Wange. Das genügte, um ihre Sehnsucht erneut zu entfachen, und sie wünschte sich von Herzen, von ihm in die Arme genommen zu werden.
    Doch sie wollte sich dem wohligen Gefühl nicht länger hingeben, sondern trat entschlossen einen Schritt zur Seite. »Jetzt muss ich mich aber endlich auf den Weg machen.«
    Als sie ihm jetzt gegenüberstand, nahm sie erst richtig wahr, wie groß er war und dass er sie um Haupteslänge überragte. Wie sein Bruder, dachte sie, während sie die Gefäße mit den Gewürzen in einem Korb verstaute, den er ihr aus der Küche mitgebracht hatte. Überhaupt sieht er ihm sehr ähnlich.
    »Die Magd muss sich auf den Weg machen«, versuchte sie zu scherzen, aber Konstantin verzog keine Miene. »Ich bringe Euch noch zum Hauptmarkt«, schlug er vor.
    »Nein, bitte nicht!«, flehte sie.
    »Habt Ihr etwa Sorge, ich könnte Euch von dort aus hinterherschleichen?« Seine Stimme klang beleidigt.
    Benedicta blieb ihm eine Antwort schuldig. Als sie sich von Konstantin verabschiedete, legte sich die Hündin vor ihre Füße und ließ sich ausgiebig streicheln.
    »Artemis, nun lass sie! Sie kommt doch wieder«, sagte Konstantin schließlich mit strenger Stimme.
    »Artemis? Habt Ihr sie eben Artemis genannt?«
    Konstantin lächelte verlegen. »Ihr werdet doch zugeben, dass Schwarzschnauz kein annähernd so wohlklingender Name ist wie Artemis. Wie kamt Ihr eigentlich darauf?«
    »Der Lieblingshund meines Vaters hieß so«, erwiderte sie und wollte nur noch eines: auf schnellstem Weg in die Torgasse. Sonst, so fürchtete sie, konnte sie sich nicht mehr von dem prächtigen Haus, der Hündin, die ihr ans Herz gewachsen war, und dem Mann losreißen, den sie ablehnte, um ihn wenig später von Herzen gern zu mögen.
    In diesem Augenblick überwog das Mögen, und sie verspürte den Wunsch, ihn zu küssen. Stärker noch als damals bei Julian. Aber sie wollte sich nie mehr im Leben zu solchem Leichtsinn hinreißen lassen. Der Mann, den sie geküsst hatte, war tot, allein deshalb, weil sie ihn geküsst hatte.
    Benedicta stieß einen tiefen Seufzer aus und trat hinaus auf die Gasse.
    »Und vergesst nicht, mir Lebkuchen mitzubringen! Mir läuft jetzt schon das Wasser im Mund zusammen!«, rief er ihr hinterher, doch sie wandte sich nicht mehr um, damit er ja nicht bemerkte, wie sehr sie sich auf ein Wiedersehen mit ihm freute.
    So glücklich sie auch darüber war, sein Haus mit solch reicher Beute zu

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