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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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seiner Hinrichtung abholen. Die Lebkuchen trug er in einem Holzkasten bei sich.
    »Versuch doch wenigstens, freundlich und zuversichtlich dreinzuschauen!«, bat ihn Agnes.
    Unter großen Mühen verzog Anselm das Gesicht zu einem verunglückten Lächeln. Die beiden Frauen winkten ihm nach, bis er um die Ecke der Gasse verschwunden war. Und da erst bemerkte Agnes, dass Benedicta gar keine Bäckerkleidung trug, sondern ihr schönstes Kleid. Dazu hatte sie das Haar sorgsam zu einem Zopf geflochten …
    »Was geht hier vor?«, fragte Agnes neugierig.
    »Ich statte dem Haus des Gewürzhändlers Berthold von Ehrenreit einen Besuch ab.«
    »Du bist ja närrisch. Was willst du dort? Da wird unsereins nicht empfangen.«
    Es blieb Benedicta gar nichts anderes übrig, als zunächst einmal von ihrer Begegnung mit Alisa zu erzählen.
    »Sie ist Julians Braut? Er hat dich aus dem Kloster entführt, obwohl er einer anderen die Ehe versprochen hatte? Eine Schande ist das! Aber das erklärt trotzdem nicht, was du beim Gewürzhändler von Ehrenreit willst?« Agnes stutzte. »Er heißt ja wie dein Julian«, murmelte sie gedehnt.
    Benedicta nickte und schilderte ihrer Freundin in allen Einzelheiten, wie sie Konstantin von Ehrenreit abermals begegnet war.
    »Und du hast geleugnet, dass du Schwester Benedicta bist? Das ist sehr gut, denn wer weiß, ob du ihm vertrauen kannst.«
    »Ich glaube, ich kann ihm vertrauen. Er ist ein aufrichtiger Mann. Ein Ehrenmann. Er ist nicht so lustig wie Julian. Eher ernst, aber dabei so vornehm und …«
    Agnes musterte ihre Freundin forschend. »Du schwärmst von ihm. Du bist doch nicht etwa …«
    »Nein!«, widersprach Benedicta aufs Heftigste.
    »Und was willst du dann von ihm? Du willst doch nicht etwa fort?«
    Energisch schüttelte Benedicta den Kopf. »Natürlich nicht. Ich bleibe bei euch, aber er hat mir seinen Schutz angeboten. Ich solle zum Haus seines Onkels kommen, wenn ich etwas brauche. Und ich werde ihn jetzt um Gewürze für uns bitten.«
    Agnes atmete erleichtert auf. »Das ist ein wahrlich guter Einfall. Soll ich mitkommen?«
    »Nein, nein, lass nur! Hilf lieber dem Lehrjungen, solange Anselm und ich fort sind«, beeilte sich Benedicta zu sagen und hoffte, dass sie nicht rot geworden war, denn ihre Antwort war nur die halbe Wahrheit. Seit sie heute Morgen sein Bild so klar vor sich gesehen hatte, konnte sie Konstantin nicht mehr unbefangen aufsuchen. Wo vorher ihr Stolz das größte Hindernis gewesen war, verspürte sie nun eine völlig andersartige innere Aufgeregtheit. Ihre Hände wurden feucht, und ein Schauer überlief sie bei dem Gedanken, ihm zu begegnen.

39
    Vor der Tür des prächtigen Hauses mit den Türmchen holte Benedicta tief Luft. Sie hätte beinahe geklopft, doch dann erst entdeckte sie die Glocke. Ganz plötzlich musste sie an ihr Elternhaus denken. Dort hatte es auch eine Glocke gegeben, und das Haus war nicht minder prächtig gewesen als dieses.
    Eine Magd öffnete ihr. Mit belegter Stimme fragte Benedicta nach Konstantin von Ehrenreit. Man hieß sie in der Diele warten. Benedicta sah sich prüfend um. Ein Wandgemälde mit einer Jagdszene stach ihr ins Auge. Ein ähnliches hatte ihr Vater auch einst für das Esszimmer anfertigen lassen.
    Bei der Vorstellung, Konstantin gegenüberzustehen, zitterten ihr die Knie. Am liebsten wäre sie davongelaufen, doch sämtliche Unsicherheit wich von ihr, als Artemis sie freudig bellend begrüßte.
    »Nicht springen!«, ertönte Konstantins strenge Stimme. Erstaunen stand ihm ins Gesicht geschrieben, als er Benedicta erkannte. »Brunhild?«, fragte er, und in seinen Augen blitzte es spöttisch.
    Benedicta empfand ihn als herablassend. Das genügte, um sie erneut gegen Konstantin aufzubringen. Verschwunden waren die zitternden Knie und die feuchten Hände. Nur der Zorn über seine Überheblichkeit loderte wieder auf.
    »Ihr wisst genau, wer ich bin. Dass ich bei unserer letzten Begegnung nicht allzu freundlich zu Euch war, das hatte seinen Grund. Kurz zuvor erfuhr ich nämlich, dass Euer edler Bruder bereits verlobt war, als er mich entführte.«
    »Darf ich etwas zu seiner Verteidigung vorbringen?«
    Unwirsch rollte Benedicta mit den Augen.
    »Er liebt Euch von Herzen. Als aber unsere Tante bemerkte, was zwischen ihm und Euch vorging, verlangte sie von ihm, sich mit einer anderen zu vermählen. Sonst hätte er nicht mehr ins Kloster kommen dürfen. Er leistete ihrem Befehl Folge und bat Alisa um ihre Hand. Als man Euch wegen jener

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