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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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zubereiten, die im Hinterhof gehalten wurden. Schon beim Gedanken an das Festmahl leckte sich Anselm die Lippen und versprach, reichlich Wein fließen zu lassen.
    Als er mit Benedicta allein war, setzte er ein feierliches Gesicht auf. »Benedicta, ich weiß gar nicht, wie ich mich erkenntlich zeigen soll. Du arbeitest ohne Unterlass. Du bist stets guter Stimmung. Dein Verhalten lässt so gar nicht darauf schließen, dass du eine Klosterschwester von hohem Stand bist. Wie kann ich dir nur jemals danken?«
    Benedicta war gerührt ob dieser Worte. »Aber ich habe doch ein Zuhause gefunden. Das ist Dank genug. Ich darf in der Backstube stehen und ungestraft backen. Ich gehöre zu euch …«
    »Aber du wirst eines Tages auch heiraten wollen und kannst doch keinen Zeidler zum Mann nehmen.«
    »Warum nicht?«, fragte sie trotzig.
    »Weil du deine Herkunft nicht ein Leben lang leugnen kannst und eines Tages zu Deinesgleichen zurückkehren musst. Ich wollte das vorhin nicht so deutlich vor Agnes sagen, aber es ist die Wahrheit.«
    »Muss ich nicht!«, widersprach Benedicta schnippisch. »Außerdem kann ich gar nicht zurück, weil Benedicta von Altmühl eine entlaufene Nonne ist, die man in ein entlegenes Kloster sperren würde, wenn man ihrer habhaft würde. Aber man wird sie nicht bekommen, das schwöre ich dir.«
    Anselm wollte etwas sagen, aber dann klappte er den Mund wieder zu. Sie schwiegen eine Weile, bis der frischgebackene Bäckermeister schüchtern sagte: »Und trotzdem möchte ich dir danken, und ich weiß auch schon wie.«
    »Ich bin gespannt«, erwiderte Benedicta fröhlich. Sie war erleichtert, dass Anselm endlich Ruhe gab, denn warum sollte sie sich über eine mögliche Verheiratung Gedanken machen? Sie hatte doch ein Dach über dem Kopf und genug zu essen in diesem Haus. Und sie war frei.
    »Wenn der Lebkuchen mit den Nüssen gelingt und wir ihn verkaufen, dann … also, ich möchte ihm einen Namen geben. Deinen Namen.«
    »Soll er Brunhild heißen?«, kicherte sie.
    »Nein, diese Lebkuchen sollen die Benedicten sein.«
    »Ist das dein Ernst?« Sie lachte.
    »Ja, mein heiliger Ernst, denn ohne Agnes und dich hätte ich das alles niemals geschafft.«
    »Ja, dann nenn sie doch Agne … Agne …«
    »Siehst du? Es klingt nicht. Du weißt, ich liebe sie, aber die Lebkuchen, die sind dein Werk.«
    »Benedicten?«, wiederholte Benedicta. »Das hört sich gar nicht übel an. Ich hätte gern zwei von den Benedicten. Ach, Anselm, wenn es dir so wichtig ist, dann nenn sie so. Erst einmal müssen wir doch sowieso abwarten, ob sie in gebackenem Zustand auch so köstlich munden, wie es der Teig verspricht.«
    »Davon bin ich fest überzeugt«, erwiderte Anselm feierlich.
    Ich doch auch, dachte Benedicta und war froh, dass Gieselbert nun mit den Mandeln zurückkehrte. Sonst wäre sie womöglich vor lauter Rührung noch in Tränen ausgebrochen.
    Mit Feuereifer machte sie sich daran, auf jeden Lebkuchen vier Mandeln zu drücken. Damit wollte sie ihr weltliches Werk dem Herrn dort oben widmen. Sie hatte ja niemals aufgehört, ihn anzurufen. So sollten ihre Benedicten zukünftig das Zeichen des Kreuzes tragen.
    Schließlich rief Benedicta Anselm und den Lehrjungen herbei und fasste die beiden bei der Hand. Verschwörerisch verlangte sie von ihnen, das Rezept niemals preiszugeben. Anselm und Gieselbert versprachen feierlich, dass die Zubereitung der Benedicten ein Geheimnis bleiben solle.

41
    Der Stand mit den Benedicten wurde bald zu einem der meistbesuchten auf dem Hauptmarkt. Jeden Tag herrschte ein solcher Andrang, dass Benedicta und ihre Gehilfen kaum mit dem Backen nachkamen. Sogar Agnes mit ihrem stetig wachsenden Bauch war nun Tag und Nacht in der Backstube beschäftigt. Anselm hatte die Herstellung von Roggenbrot mittlerweile gänzlich eingestellt.
    Mit dem Erlös der Lebkuchen wurde Anselms Geldbeutel immer praller. Benedicta hatte den Zeidler bis auf den letzten Pfennig bezahlt und so viel Honig bei ihm bestellt, dass es bis zu seinem nächsten Besuch reichen würde.
    Sie hatte inzwischen bereits ein Mal Nachschub an Gewürzen geholt. Zu ihrer großen Enttäuschung war Konstantin nicht zu Haus gewesen. Die Magd an der Tür hatte ihr einen Korb voller Gewürze gereicht – und ihr auf ausdrücklichen Befehl des jungen Herrn Artemis mitgegeben. Benedicta hatte ihre Neugier kaum zügeln können. »Wo ist denn Konstantin von Ehrenreit?«, hatte sie das Mädchen beiläufig gefragt. Die junge Magd hatte sich mit der

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