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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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innigen Umarmung bestrafen wollte, da drang sie darauf, dass er sich und Euch rettete. Er wollte Tante Leonore noch sagen, dass er ihrer Anordnung inzwischen Folge geleistet und sich mit Alisa verlobt habe, aber die Ereignisse überstürzten sich. Ja, und den Rest der Geschichte kennt Ihr.«
    Benedicta schluckte. Das änderte alles. Die Augen wurden ihr feucht. Nun konnte sie endlich um Julian trauern, was ihr bislang nicht gelungen war. Da hatte ihr eher das Wissen um seinen Verrat Tränen in die Augen getrieben. Trotzdem wollte ihr der Gedanke an seinen Tod das Herz nicht zerreißen. Es war ihr eher, als ob ein guter Freund von dieser Welt gegangen sei, nicht aber der Geliebte.
    »Ihr habt ihn sehr geliebt?«, fragte Konstantin mitfühlend, und zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, spürte sie, dass er eine sanftmütige Seite besaß. Sie wünschte sich in diesem Augenblick nichts sehnlicher, als dass er sie in die Arme nehmen und an sich drücken möge.
    Um sich ihre Sehnsucht nicht anmerken zu lassen, antwortete sie ihm mit einem knappen »Ja.«
    »Kann ich etwas für Euch tun? Euch aus der Stadt in Sicherheit bringen, bevor der Provinzial Eurer habhaft wird?« Er schien ehrlich besorgt.
    »Nein, ich werde als Brunhild unerkannt in dieser Stadt leben. Bei meiner Freundin, der Frau eines Bäckers.«
    »Ihr lebt im Haushalt eines Bäckers?«, fragte er verdutzt.
    »Das mag Euch schrecklich erscheinen, weil Ihr in diesem prächtigen Haus wohnt. Aber da ich nicht in mein prächtiges Elternhaus zurückkehren kann und der Mann, der mich zu seiner Frau machen wollte, tot ist, bleibe ich dort, wo ich wohlgelitten bin. Und es lasst sich dort leben. Glaubt mir. Immer noch besser als im Kloster, aber das könnt Ihr sicher nicht verstehen.«
    Sie funkelte ihn so angriffslustig an, dass er einen Schritt zurückwich und sogar die Hündin, die die ganze Zeit bei ihr gesessen hatte, zu ihm hinüberwechselte und sich an sein Bein schmiegte.
    »Sagt Ihr mir trotzdem, was ich für Euch tun kann?«
    Benedicta nickte. »Ich brauche Gewürze, um Lebkuchen zu backen.« Ihr Ton klang freundlicher.
    »Lebkuchen?«
    »Das war im Kloster unsere Fastenspeise und auch unser Nachtisch. Und das will ich nun für den Bäcker backen, damit seine Geschäfte besser laufen.«
    »Gut, dann folgt mir ins Hinterhaus, Ihr sollt alles bekommen, was Ihr braucht. Kennt Ihr Euch aus mit Gewürzen? Dann sagt mir, wonach es hier riecht!«
    Jetzt erst nahm Benedicta die würzigen Aromen wahr, die in der Luft hingen. Sie schnupperte und verzog verzückt das Gesicht. »Das ist Zimt.«
    »Genau!« Er lächelte.
    Beim Anblick seines Lächelns war alles wieder da, was sie eben noch verloren geglaubt hatte. Ihre Knie wurden weich, und ihr Herz klopfte bis zum Hals.
    »Wisst Ihr, wie sehr ich Euch gehasst habe, als Ihr Euer Pferd getötet habt?«
    »Wisst Ihr, wie es mir schier das Herz zerreißen wollte?«
    Benedicta nickte. »Mein Vater musste es auch einmal tun, aber das fiel mir erst in der Nacht im Wald ein, als ich nicht schlafen konnte. In dem Augenblick, als ich Zeuge Eurer Tat wurde, hätte ich Euch am liebsten umgebracht.«
    »Ja, und um ein Haar hätte ich Euch getötet, denn ich vermutete weitere Klosterknechte hinter der alten Eiche.«
    »Habt Ihr dem einen den Schädel zertrümmert?«, fragte Benedicta und durchbohrte Konstantin mit Blicken.
    Er hielt ihrem Blick stand. »Und habt Ihr dem anderen den Garaus gemacht?«
    Benedicta senkte den Kopf und nickte.
    »Warum könnt Ihr eigentlich nicht nach Hause? Dort könnte man Euch doch nichts anhaben. Wie ich hörte, kommt Ihr aus Regensburg. So weit reicht der Arm des Provinzials nicht.«
    »Meine Stiefmutter brächte mich eigenhändig ins Kloster zurück und würde um eine harte Strafe für mich winseln«, erwiderte Benedicta traurig. »So, und nun lasst uns endlich zu den Gewürzen gehen!«, fügte sie in gespielt heiterem Ton hinzu.
    Konstantin seufzte. »Wenn ich Euch damit helfen kann, gern, aber wollen wir nicht lieber auf eine Möglichkeit sinnen, wie Ihr unbehelligt ein Eurem Stand gemäßes Leben führen könnt? Am besten wäre es doch, Ihr würdet …« Er stockte. Wollte er ihr etwa vorschlagen, einen Mann ihres Standes zu heiraten? Dann könnte ich mich ja gleich selbst anbieten, schoss es ihm durch den Kopf, und er spürte, wie ihm vor lauter Verlegenheit das Blut in die Wangen strömte. Was, wenn sie mich nun fragt, was meiner Meinung nach am besten für sie wäre? Und wieder spürte er eine

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