Die Lebküchnerin
gewesen, und der eine oder andere habe auch versucht, ihm das Lebkuchenrezept zu entlocken.
Anselm war seinerseits neugierig zu erfahren, woher die beiden Frauen die köstlichen Gewürze hatten, und Benedicta erzählte von ihrem Besuch im Haus des Gewürzhändlers. Der Bäcker zeigte sich genauso misstrauisch wie seine Frau. »Und du meinst wirklich, er schenkt dir das alles, nur um ein paar Lebkuchen dafür zu bekommen? Meinst du nicht, er führt etwas anderes im Schilde?«
»Was sollte er im Schilde führen?«
Darauf wusste auch Anselm keine Antwort. »Mir ist es einfach unheimlich, dass er dich so reich beschenkt.«
»Er weiß, wer sie ist«, klärte Agnes ihn nun auf.
»Und du bist sicher, dass du ihm trauen kannst?«
Benedicta nickte verträumt, denn während Anselm sich Sorgen um sie machte, war sie mit den Gedanken schon wieder zu Konstantin abgeschweift. Er hatte ein so ansteckendes Lachen und …
»Wirst du ihn heiraten?« Anselms Frage riss sie aus ihrer Schwärmerei.
»Heiraten?« Sie lief rot an. »Warum sollte ich ihn denn heiraten? Ich liebe ihn ja gar nicht. Und vor allem – warum in aller Welt sollte er eine Nonne heiraten, die mit seinem Bruder aus dem Kloster geflüchtet ist? Das brächte ihm doch nur Ärger ein. Im Hause von Ehrenreit könnte ich nicht so unerkannt leben wie bei euch.«
»Ich finde auch, dass du zu uns gehörst.« Mit diesen Worten beendete Anselm das Gespräch, das Benedicta mehr als unangenehm gewesen war.
Sie war froh, als Gieselbert mit einem Korb voller Haselnüsse zurückkehrte. Gemeinsam mit dem Lehrjungen machte sie sich daran, die Schalen zu knacken und die Nüsse zu zermahlen.
Agnes beschäftigte sich mit den Oblaten, während Anselm sich dem Tagwerk widmete. Einer musste schließlich die Roggenbrote backen.
»Ohne Weißmehl? Welch dumme Vorschrift!«, murrte er, während er dunkle Brote backte.
Die Nüsse ließen sich tatsächlich mahlen, nur wurden sie beim besten Willen nicht annähernd so fein wie Weißmehlstaub, sondern blieben winzige Stücke.
Benedicta war enttäuscht, aber sie wollte es dennoch versuchen. So verrührte sie die zerkleinerten Haselnüsse im Trog mit der erhitzten Masse aus Zucker und Honig, fügte die Gewürze hinzu und hob das Eiweiß darunter. Dann begann sie mit dem Kneten. Erst hatte sie Bedenken, weil sich alles so gar nicht zu einem Teig vermischen wollte, doch sie knetete beharrlich weiter und erhielt allmählich eine gleichmäßige, zähe Masse. Sie war längst nicht so weich und glatt, wie sie mit Weißmehl wurde, aber Benedicta war froh, dass überhaupt ein Teig entstand.
Schließlich steckte sie den Finger hinein und leckte ihn ab. »Himmlisch!«, jauchzte sie. »Es schmeckt himmlisch!« Sie ließ erst Agnes und dann den Lehrburschen davon kosten, aber auch Anselm ließ es sich nicht nehmen, von dem Teig zu probieren. Alle waren vollauf begeistert.
»Es schmeckt anders«, bemerkte Agnes, »aber wenn du mich fragst – noch viel besser.«
Schließlich verteilten sie die schwere Masse auf die Oblaten. Dies bereitete ihnen allerdings große Mühe. Immer wieder zerfloss der Berg, den sie auf der Oblate aufgetürmt hatten, nach allen Seiten. Mit vereinten Kräften schafften sie es schließlich, fünfzig Lebkuchen herzustellen, bei denen sich der kleine Teigkegel auf der Oblate hielt, ohne zu zerlaufen. Nun mussten sie diese nur noch über Nacht neben dem Ofen lagern.
»Ich platze zwar vor Neugier«, bemerkte Benedicta, »aber wenn wir die Lebkuchen gleich backen, fließt uns die schwere Masse vermutlich nach allen Seiten davon.«
Sie war ein wenig enttäuscht, dass die Oberflächen der Küchlein nicht so schön weich und glatt waren wie bei den klösterlichen Lebkuchen, sondern ihnen eher wie pockennarbige Gesichter vorkamen.
»Habt ihr Mandeln im Haus?«, fragte sie beiläufig.
Anselm rollte mit den Augen, zog wortlos ein paar Pfennige aus seinem Geldbeutel und reichte sie Gieselbert. Der begriff zunächst nicht, was er damit sollte.
»Junge, geh zum Obstmarkt und bring reichlich Mandeln mit! Und von dem Geld, das übrig bleibt, kaufst du dir einen Apfel oder etwas anderes, wonach es dich gelüstet. Du hast es dir verdient.« Benedicta lächelte dem Lehrjungen aufmunternd zu.
Anselm verkniff sich ein Murren und die Frage, was Benedicta nun auch noch mit Mandeln wollte.
Agnes schlug vor, nach getaner Arbeit ein Festessen zu veranstalten. Mit den köstlichen Gewürzen und dem Honig wollte sie eins der Hühner
Weitere Kostenlose Bücher