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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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ernannt haben.« Anselm strahlte, doch dann wurde er ganz ernst. »Dabei steht es mir gar nicht zu, sondern dir. Dich sollten sie zur ersten Lebküchnerin Nürnbergs machen.«
    Benedicta lachte. »Deine Zunft ist streng. Sie würden niemals eine Frau zur Meisterin eines Handwerks machen, das sie nicht erlernt hat. Und kennst du eine einzige Frau, die das Bäckerhandwerk erlernt hat?«
    »Dann kannst du doch als erste Frau bei mir in die Lehre gehen …«
    »Genau, lieber Anselm, und danach gehe ich auf Wanderschaft wie ein Geselle. Nein. Es soll alles bleiben, wie es ist. Aber du darfst mich gern unter uns eine Lebküchnerin nennen. Ach, das ist eine gute Nachricht!«
    Benedicta fiel Anselm vor Begeisterung um den Hals und jauchzte. »Und nun versuch bloß, Gieselbert nach seiner Lehrzeit zu behalten. Sag, er sei dir wie ein Sohn, und es sei wichtig, wenn er bei dir bliebe und nicht auf Wanderschaft ginge. Und du stellst einen neuen Lehrburschen ein.«
    Anselm wirbelte sie ein paarmal herum, bis Agnes hinzutrat und mit gespielter Strenge fragte: »Was gibt es denn hier zu feiern?«
    »Dein Anselm ist just der erste Lebkuchenmeister der Stadt geworden. Und er darf nie mehr Roggenbrote backen, sondern nur noch Lebkuchen.«
    Agnes hüpfte vor lauter Freude auf einem Bein, und die drei tanzten schließlich ausgelassen durch die Diele.

43
    Die Gewürze gingen wieder einmal zur Neige, und Benedicta sah der Frage nach Nachschub mit gemischten Gefühlen entgegen. Natürlich hoffte sie, dass Konstantin wieder von der Burg zurück war, denn wer sonst würde ihr einen Korb packen?
    Und doch fürchtete sie diese Begegnung. Sie konnte ihm nicht verzeihen, dass er die Tochter des Fechtmeisters aus lauter Furcht vor deren Gefühlen so gemein belogen hatte.
    Auch der Gedanke, dass sie ihm nun Artemis zurückgeben musste, versetzte ihr einen Stich. Die treue Hündin war ihre ständige Begleiterin, und nur an Anselms erbittertem Widerstand war es gescheitert, dass sie bei Benedicta in der Kammer schlafen durfte.
    Doch sobald Benedicta am frühen Morgen die Stiege hinunterstieg, wartete Artemis schon schwanzwedelnd in der Diele. Wie auch an diesem Tag.
    Benedicta streichelte sie wie immer ausgiebig, gab ihr einen Kanten Brot und schickte sie in die Gasse hinaus, damit sie sich erleichtern konnte. Als sie die Tür schließen wollte, sah sie aus dem Augenwinkel drüben im Eingang des Bäckerhauses Lukarde stehen und herüberschielen. Benedicta dachte sich nichts dabei, denn das war sie bereits gewohnt. Lukarde glühte immer noch vor Zorn, obwohl nun für jedermann sichtbar war, dass Agnes bald niederkommen würde.
    Seufzend zog Benedicta die Tür hinter sich zu und ging geradewegs in die Backstube. Anselm, Gieselbert und der neue Lehrjunge Egloff waren bereits bei der Arbeit. Es duftet köstlich nach frisch gebackenen Lebkuchen. Benedicta betrachtete die fertigen Gebäckstücke mit strengem Blick. Das tat sie jeden Morgen. Keine Benedicte verließ das Bäckerhaus, bevor Benedicta sich nicht davon überzeugt hatte, dass die Mandeln in Kreuzform in den Teig gesteckt worden waren. Appetitlich lagen sie da. Benedicta nahm sich einen von ihnen und biss herzhaft hinein. Sie konnte sich jedes Mal wieder an dem würzigen Geschmack erfreuen. Ein paarmal hatte sie die Gewürzmischungen abgewandelt. Und sie würde so lange etwas daran verändern, bis sie vollauf zufrieden war.
    »Also nie«, pflegte Agnes dann immer zu sagen, die inzwischen nicht mehr mit ihnen Lebkuchen backte. Es hatte Benedicta allerdings viel Überredung gekostet, die Freundin aus der erhitzten, engen Backstube fernzuhalten, jetzt, kurz bevor das Kind kam.
    Nachdem sich Benedicta die fertigen Lebkuchen angesehen hatte, verstaute sie die Holzgefäße für die Gewürze im Korb. Sie hatte den Besuch im Hause Ehrenreit bereits einige Tage hinausgezögert. Nun duldete er keinen Aufschub mehr. Seufzend packte Benedicta alles zusammen und machte sich zum Gehen bereit.
    »Du siehst sehr hübsch aus«, raunte ihr Gieselbert zu.
    »Fast zu hübsch, um Gewürze zu kaufen«, bemerkte Anselm spöttisch.
    Benedicta überhörte diese Bemerkungen und machte sich auf. Wie immer rief sie vor der Tür des Bäckerhauses nach Artemis, doch sie kam nicht. Benedicta rief noch einmal lauter. Nichts geschah. Und abermals rief Benedicta nach der Hündin, doch stattdessen trat Lukarde auf sie zu.
    »Suchst du deinen Hund? Ich habe ihn gerade um die Ecke laufen sehen. Die Torgasse hinunter in Richtung

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