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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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Sankt Sebaldus.«
    »Danke«, sagte Benedicta artig und verschwendete keinen Gedanken darauf, warum Lukarde plötzlich so freundlich war, sondern rannte die Torgasse hinunter und bog um die Ecke.
    Als sie sah, was dort im Unrat der Gasse lag, lief ihr ein Schauer des Entsetzens über den ganzen Körper. Neben dem Kadaver eines Schweins lag Artemis und wand sich in Krämpfen. Benedicta kauerte nieder und zog das Tier auf den Schoß, damit es sich beruhigte. Aber die Hündin wand sich heftig und glitt wieder zu Boden. Sie jaulte jämmerlich und streckte die Beine von sich. Ein Bein nach dem anderen. Hilflos und steif lag sie schließlich im Schmutz neben einem toten Schwein. Die sterbende Hündin bedachte Benedicta mit einem Blick, als wolle sie sagen: Du kannst mir nicht mehr helfen. Dann brachen ihre Augen, und Benedicta warf sich schreiend über das tote Tier. Sofort versammelten sich Schaulustige ringsum.
    »Ein Köter weniger!«, krächzte einer.
    »Steh auf, du dummes Weib!«, schrie ein anderer, und sie fühlte sich grob auf die Füße gezerrt.
    »Er ist an einem Brotkanten erstickt«, bemerkte ein Dritter, während er auf ein angebissenes Stück Brot deutete, das vor der Schnauze des toten Hundes lag.
    Benedicta aber sah und hörte alles nur wie durch einen Nebel, bevor sie aufstand und den Ort des Schreckens hinter sich ließ. Wie betäubt wankte sie durch die Gassen. So konnte sie Konstantin nicht unter die Augen treten. Und vor allem – wie sollte sie ihm erklären, wo sein Hund geblieben war? Tränenblind steuerte sie auf das Haus von Fechtmeister Arnold zu.
    Sie war erleichtert, als Alisa ihr öffnete. Schluchzend berichtete sie, was geschehen war. Schließlich bat sie die Tochter des Fechtmeisters inständig, die Gewürze für sie zu holen und Konstantin von Artemis’ traurigem Ende zu berichten.
    Tröstend legte Alisa Benedicta den Arm um die Schultern. »Natürlich helfe ich dir, so wie du mir geholfen hast«, versicherte sie der aufgelösten, von Schmutz bedeckten Benedicta und ergriff den Korb.
    »Ich hole die Gewürze morgen bei dir ab«, schluchzte Benedicta und drückte Alisa einen Lederbeutel voller Geldstücke in die Hand. »Das ist eine Anzahlung für die Gewürze.«
    Alisa blieb, nachdem sich Benedicta tränenreich von ihr verabschiedet hatte, noch eine ganze Weile im Türrahmen stehen und sah der Besucherin hinterher. Sie konnte sich nicht helfen, aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass diese Frau ihr immer noch nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte. Trotzdem zögerte sie nicht, umgehend Konstantin von Ehrenreit aufzusuchen. Allerdings nicht ohne Hintergedanken. Bei der Gelegenheit wollte sie ihn endlich fragen, wie Julian zu Tode gekommen war.

44
    Ein gellender Schrei kündigte die baldige Geburt des Kindes an. Wie der Wind eilte Benedicta an Agnes’ Seite. Schweißnass lag die Freundin auf dem Laken. Benedicta versicherte ihr, sie werde nach der Hebamme laufen, aber Agnes klammerte sich an sie.
    »Bitte schick Anselm und bleib du bei mir. Ich habe solche Angst. Der Mühlstein in meinem Bauch.«
    »Ach, Agnes, das ist das Kind, das auf deinen Bauch drückt!«
    Nun kamen auch Anselm und Gieselbert aus der Backstube gelaufen. Benedicta bat den Jungen, die Hebamme zu holen.
    Alle paar Minuten schrie Agnes nun auf. Anselm war so bleich geworden, dass Benedicta ihn in die Backstube zurückschickte. Sie hielt der Freundin die Hand und wischte ihr den Schweiß von der Stirn, bis die Hebamme kam. Diese hieß Benedicta feuchte Tücher holen, was sie auch unermüdlich tat.
    So lange, bis das kräftige Schreien eines Säuglings zu hören war. Erschöpft, aber mit einem Lächeln auf den Lippen lag Agnes da. Im Arm hielt sie ein hässliches Bündel Mensch. Benedicta erschrak. Sie hatte noch nie zuvor ein Neugeborenes gesehen und war nicht sicher, ob alle so faltig und unansehnlich waren oder nur dieses eine.
    »Ist er nicht hübsch?«, fragte Agnes verzückt.
    Benedicta nickte eifrig.
    »Du darfst ihn auch auf den Arm nehmen«, bot ihr die Freundin an.
    »O ja«, erwiderte Benedicta nicht gerade begeistert. Sie hatte Sorge, das Neugeborene falsch anzufassen oder gar fallen zu lassen.
    Da fiel ihr siedend heiß ein, dass sie noch die Gewürze bei Alisa abholen musste. Der Vorrat an Lebkuchen reichte gerade einmal für den morgigen Verkauf, aber dann würde ihr Stand leer bleiben.
    »Später nehme ich ihn auf den Arm, aber nun hole ich dir Anselm, denn ich muss nach den Gewürzen eilen«, erklärte

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