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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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Benedicta hastig und verließ das Zimmer der Wöchnerin.
    Anselm wartete bereits ungeduldig unten in der Diele. Vor Aufregung trat er in schnellem Wechsel von einem Bein auf das andere.
    »Was ist es?«, fragte er heiser.
    »Ein Junge.«
    Anselm strahlte. »Ein Bäckermeister!«
    »Dann lauf zu deiner Frau und deinem Bäckermeister und bleib bei ihnen, bis ich zurück bin.«
    »Du willst mich doch nicht allein lassen mit dem Kind und …« Es klang ängstlich.
    »Wenn du Hilfe brauchst, Gieselbert ist auch noch da, und der hat mindestens drei kleine Geschwister. Ich muss die Gewürze holen. Sonst können wir morgen früh nicht weiterbacken. Aber das ist schnell erledigt. Ich bin bald zurück und kümmere mich um Agnes«, erklärte sie lächelnd.
    Anselm seufzte. »Ach, Benedicta, man sagt doch, manche Schwestern aus Kloster Engelthal seien wirkliche Engel. Du bist jedenfalls einer von ihnen! Das werde ich schwören, wenn ich vor dem Jüngsten Gericht stehe. Du bist ein Engel!« Und er küsste sie überschwänglich auf die Wange.
    »Und wie sieht er aus, mein Sohn?«
    »Ein wunderschönes Kind«, erwiderte Benedicta, bevor sie in ihre Kammer eilte, um sich für den Ausgang ein wenig herzurichten.
    Als sie gerade an der Torgasse um die Ecke biegen wollte, hielt sie unvermittelt inne. Was, wenn Artemis immer noch im Unrat der Gasse lag? Mit klopfendem Herzen setzte sie einen Fuß vor den anderen. Dann atmete sie erleichtert auf. Artemis war verschwunden, aber das tote Schwein lag immer noch dort. Ungeziefer hatte von dem Kadaver Besitz ergriffen. Und auch auf einem weißen Stück Brot krabbelte es. Das war seltsam, denn dieses Brot war so teuer, dass es man es üblicherweise nicht in den Gassen fand.
    Angewidert hob Benedicta es auf, schüttelte das Getier fort und roch daran. Sie wollte das Brot wieder in die Gasse werfen, nachdem sie nichts Auffälliges feststellen konnte. Doch dann überlegte sie es sich anders, vergewisserte sich, dass nichts Lebendiges mehr daran haftete, und steckte es in den Geldbeutel, den sie am Gürtel ihres Kleides befestigt hatte.
    Je näher sie dem Haus des Fechtmeisters Arnold kam, desto größer wurden ihre Zweifel, ob es wirklich richtig gewesen war, Alisa zu Konstantin zu schicken. Ich werfe ihm Feigheit vor, weil er Alisa belogen hat, besitze aber selbst nicht den Mut, ihm Auge in Auge von Artemis’ Tod zu erzählen, dachte sie beschämt.
    Benedicta stieß einen tiefen Seufzer aus, während sie an Meister Arnolds Tür läutete. Alisa öffnete ihr und schien gar nicht erfreut bei ihrem Anblick.
    »Hast du die Gewürze bekommen?«, fragte Benedicta aufgeregt. Sie ahnte, dass etwas geschehen war.
    Alisa schüttelte den Kopf.
    »Warst du denn nicht bei ihm?«
    »Doch, ich habe ihn gleich aufgesucht. Und er hat den Tod seines Hundes zunächst recht gefasst aufgenommen. Nur als ich ihn bat, mir zu erzählen, wie Julian gestorben ist, da wurde er plötzlich so merkwürdig. Er fragte, woher ich das wisse. Als ich deinen Namen erwähnte, wurde er wütend und bat mich, dir auszurichten, du mögest selbst zu ihm kommen, um die Gewürze zu holen, und zwar heute noch.«
    Fassungslos starrte Benedicta Alisa an. »Ich soll heute zu ihm kommen?«
    Alisa atmete schwer. »Ja, er hat sogar gedroht, dass er dir, wenn du heute nicht kommst, gar keine Gewürze mehr gibt.«
    »Das hat er gesagt?« Wütend ballte Benedicta die Fäuste. »Wäre ich nicht gezwungen, ihn aufzusuchen, ich dächte nicht daran, seiner Anordnung Folge zu leisten. Was bildet er sich eigentlich ein, so mit mir zu sprechen, nachdem er doch weiß, wer …« Erschrocken schlug sich Benedicta die Hand vor den Mund.
    »Sprich nur weiter! Ich habe dir die Geschichte mit der armen Magd ohnehin nicht abgenommen. Ich muss doch nur deine feinen Hände und deine makellosen Zähne ansehen, um zu erkennen, dass du keine Magd bist. Und der junge Herr gehört gewiss nicht zu denen, die sich zu ihrem Vergnügen eine Magd mit in die Stadt nehmen und sie dann verstoßen.«
    »Bitte, Alisa, schweig!«, bat Benedicta, während sie gegen die Tränen ankämpfte. »Glaub mir, ich würde dir gern die Wahrheit sagen, aber ich kann nicht. Du musst mir vertrauen. Ich mag dich, und ich will dir nicht weh …«
    »Würde mir die Wahrheit denn wehtun?«
    »Nein, das meinte ich nicht, ich wollte sagen …«, stammelte Benedicta, bevor sie stockte und Alisa flehentlich ansah. »Bitte, dring nicht weiter in mich, und sprich mit keinem Menschen darüber. Ich befinde

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