Die Lebküchnerin
Antwort geziert, doch dann hatte sie Benedicta erzählt, dass er auf der Burg seines Vaters nach dem Rechten schauen müsse.
»Ich hätte gern vier von den Benedicten«, verlangte nun eine junge Frau. Benedicta schreckte aus ihren Gedanken hoch. Als sie die Frau ansah, wurde ihr unwohl. Es war Alisa. Die Tochter des Fechtmeisters schien auch sie gleich wiederzuerkennen. Mit einem Blick auf Artemis, der zusammengerollt neben dem Verkaufsstand schlief, sagte sie lauernd: »Wie ich sehe, hat der Hund schon wieder den Besitzer gewechselt. War er nicht zwischenzeitlich wieder zu seinem Herrn zurückgekehrt?«
Benedicta wollte schon erwidern, dass sie die Hündin nur bei sich habe, solange Konstantin auf der Burg Ehrenreit weile, doch sie konnte gerade noch innehalten. Alisa hätte mit Sicherheit nicht verstanden, wieso ein adliger Herr ausgerechnet dem Bäckermädchen seinen Hund überließ.
»Er ist mir schon wieder zugelaufen, und ich weiß nicht, wo sein Herr wohnt. Aber das Hündchen wird sich sicher bald wieder aufmachen und allein nach Hause zurücklaufen.«
Hastig packte sie Alisa die vier Lebkuchen in den Korb und nannte den Preis. Sie war wenig erpicht auf ein längeres Gespräch, doch die Tochter des Fechtmeisters hatte offenbar keine Eile.
»Warum erzählst du mir nicht, dass du ihn getroffen hast, nachdem du bei uns an der Tür warst?«
Benedicta fühlte sich in die Enge getrieben. Sie zuckte mit den Achseln. Woher sollte Alisa von ihrer Begegnung wissen? Konstantin hatte bestimmt nichts von ihr erzählt. So dumm war er sicher nicht!
»Er besuchte uns an dem Tag, als du vor unserer Tür standest, kurz darauf in Begleitung des Hundes. Also müsst ihr euch getroffen haben. Oder rennt der Hund gar ständig zwischen euch beiden hin und her? Ein merkwürdiges Tier!«
»Ich erinnere mich nicht mehr«, versuchte Benedicta sich herauszureden.
»Du erinnerst dich aber bestimmt noch an deinen Besuch bei uns. Vor allem daran, dass ich mir große Sorgen um meinen Verlobten machte, nicht wahr?«
Wieder zuckte Benedicta mit den Achseln. Ihr wurde heiß. Warum ging die Frau nicht endlich? Benedicta fühlte Alisas durchdringenden Blick auf ihrem Gesicht brennen.
»Man sieht ja noch gar nichts«, bemerkte die Tochter des Fechtmeisters nun spitz und musterte Benedictas Bauch. Benedicta sah Alisa fragend an. Als ihr einfiel, worauf die junge Frau anspielte, nämlich auf ihre Ohnmacht und die vorgeschobene Schwangerschaft, war es zu spät.
»Wer bist du und was hast du mit meinem Verlobten zu schaffen?« Alisa durchbohrte Benedicta förmlich mit ihrem Blick.
»Ich bin Brunhild und verkaufe auf dem Markt diese Lebkuchen, und alles Weitere geht dich nichts an«, erwiderte Benedicta schnippisch.
»Wie du willst. Dann werde ich eben selbst herausbekommen, wer du wirklich bist und warum du in Ohnmacht fielst, als du erfuhrst, dass ich Julians Braut bin. Doch falls es dich interessiert, ich werde auf ihn warten. Und wenn er noch so weit fort ist und dort Unterricht gibt. Auch wenn sein Bruder hundertmal behauptet, Julian werde nie wieder nach Nürnberg zurückkehren und ich sei frei, ich werde auf ihn warten …«
»Sein Bruder behauptet, er sei weit fort und werde nicht mehr nach Nürnberg zurückkehren?« Vor lauter Empörung vergaß Benedicta jegliche Vorsicht. Da ließ Konstantin die arme Frau auf Julians Rückkehr hoffen, obwohl der gar nicht mehr am Leben war? Warum hatte er ihr nicht die Wahrheit gesagt? Welch verlogener Bursche!
»Tu nicht so empört! Du kennst Julian besser, als du vorgibst. Ich vermute, er hat dir schöne Augen gemacht, hier auf dem Markt. Aber deshalb brauchst du dir nicht einzubilden, dass du ihm etwas bedeutest. Was du auch immer im Schilde führst und wer du auch immer bist, Julian ist mein Bräutigam. Und das wird er bleiben, solange ich lebe. Aber lieber wäre es mir, er würde mein Mann. Im Übrigen vermute ich, dass du ein Geheimnis hast, von dem du nicht möchtest, dass es jemand erfährt. Aber ich werde herausbekommen, warum du dich wie ein Fräulein von höherem Stand gebärdest.«
Grußlos wandte sich Alisa um und rauschte von dannen. Vor lauter Wut hatte sie sogar ihren Korb mit den Lebkuchen auf dem Tisch stehen gelassen. Nachdenklich blieb Benedicta zurück. Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, dass die Tochter des Fechtmeisters womöglich versuchte, etwas über sie herauszufinden. Sie musste sie besänftigen, aber wie? Da sah sie sie bereits mit zornigem Gesicht zum Stand
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