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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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mich in großer Gefahr.«
    »Merkwürdig«, sagte Alisa leise, »aber das glaube ich dir sogar. Keine Sorge, ich werde nichts tun, was dir schaden könnte, aber nun geh zu Konstantin. Was auch immer zwischen euch vorgefallen ist, er ist ein guter Mann.«
    Benedicta dankte Alisa überschwänglich und machte sich entschlossen auf den Weg zum Haus des Gewürzhändlers Berthold von Ehrenreit.

45
    Als Benedicta vor der Tür des prächtigen Hauses mit den Türmchen ankam, war sie plötzlich ganz ruhig. Sie war bereit, Konstantin zu verzeihen, dass er Alisa belogen hatte. Im Gegenzug dazu sollte er ihr verzeihen, dass sie zu feige gewesen war, ihm selbst von Artemis’ plötzlichem Ende zu berichten. Woran sie wohl verendet ist?, fragte sie sich in diesem Augenblick zum ersten Mal. In ihrer Trauer um das Tier hatte sie noch nicht darüber nachgedacht. War die Hündin schon so alt gewesen? Allein bei dem Gedanken an Artemis bekam sie feuchte Augen. Benedicta erwartete, dass ihr die Magd öffnete, aber unvermittelt stand Konstantin vor ihr, groß, gut aussehend und mit grimmigem Blick.
    Statt sie zu begrüßen, zog er sie grob in die Diele des Hauses. »Was fällt Euch ein, der armen Alisa zu erzählen, dass mein Bruder tot ist?«, schnauzte er sie an.
    Benedicta brauchte einen Augenblick, um die Fassung zurückzugewinnen, aber dann fauchte sie zurück. »Ihr habt die gute Frau doch belogen und sie im irrigen Glauben gelassen, dass Julian vielleicht doch eines Tages zurückkommt. Sie hätte womöglich ein Leben lang vergeblich darauf gehofft. Wart Ihr zu feige, ihr die Wahrheit zu sagen?«
    »Ich habe ihr die Wahrheit gesagt«, entgegnete Konstantin mit eiskalter Stimme.
    »Was soll das heißen?«, fuhr Benedicta ihn an.
    »Dass er fortgegangen ist und niemals wiederkommen wird, aber sich bester Gesundheit erfreut. Wie kommt es eigentlich, dass Ihr niemals gefragt habt, wie er gestorben ist? Ob in meinen Armen oder auf dem Weg zur Burg? Alisa wollte es genau wissen.«
    Benedicta wurde puterrot und funkelte Konstantin zornig an. »Und warum habt Ihr mich belogen?«
    »Weil mein Bruder es mir so aufgetragen hat. Alisa sollte ich aus dem Eheversprechen entlassen, und Euch sollte ich sagen, er sei tot. Wahrscheinlich glaubte er, Ihr kämt nur auf diese Weise über den Verlust hinweg. Jetzt bin ich es leid, alle zu belügen. Aber wegen Eurer Schwatzhaftigkeit kann ich der armen Alisa nun nicht einmal mehr die Wahrheit sagen, weil ich ihr dann von Euch berichten müsste. Und davon, was Euch mit Alisas Verlobtem verbindet. Und das will ich ihr nicht antun. Sie würde darunter leiden. Im Gegensatz zu Euch, die es völlig kalt zu lassen scheint, dass mein Bruder noch lebt. Genauso wenig, wie Euch die Nachricht von seinem Tod berührte.«
    »Es geht Euch gar nichts an, was ich fühle. Aber was Alisa betrifft – für sie ist es besser so. Wenn Julian ohnehin nicht zurückkehrt, ist es weniger schmerzhaft, wenn sie ihn für tot hält. Dann wird sie schließlich einen anderen heiraten!«, schrie Benedicta und merkte nicht einmal, wie laut sie geworden war.
    Erst als Konstantins Onkel dazwischenfuhr und mit donnernder Stimme fragte: »Was geht hier vor?«, schlug sie sich erschrocken die Hand vor den Mund.
    »Nichts, Onkel, wir können uns über den Preis nicht einigen. Die Magd und ich.«
    Bertholds Antwort war ein höhnisches Lachen. »Mein lieber Junge, ich bin zwar alt, aber nicht dumm. Ich weiß nicht, was hier vorgeht, aber bring es in Ordnung!«
    Berthold von Ehrenreit musterte Benedicta abschätzig von Kopf bis Fuß, bevor er an ihr vorbei das Haus verließ.
    »Habt Ihr mich herbestellt, um mir dies zu sagen? Um mich mit Vorwürfen zu überschütten, dass ich Alisa helfen wollte? Wie sollte ich denn ahnen, wer hier wen belügt?«, flüsterte sie wütend, kaum dass die Tür sich hinter dem Onkel geschlossen hatte.
    »Nein, deshalb nicht«, erwiderte Konstantin tonlos.
    Täuschte sich Benedicta, oder wurden seine Augen feucht?
    »Ich möchte von Euch wissen, wie Artemis gestorben ist.«
    Kaum erwähnte Konstantin die Hündin, da flossen Benedicta dicke Tränen über das Gesicht. Sie hatte noch krampfhaft versucht, sie zurückzuhalten, aber es war zu spät. Ein verzweifelter Schluchzer entrang sich ihrer Kehle.
    »Ich weiß es nicht. Ich ließ sie hinaus in die Gasse wie jeden Morgen, aber sie kehrte nicht zurück. Und dann fand ich sie zuckend im Unrat liegen. Ich habe auf sie eingeredet, sie gestreichelt, doch ihre Beine

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