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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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seinem Bett sitzt und seine Hand hält. Er hat ihr soeben versprochen, sie sicher zur Burg zu bringen. Als sein Weib! Wenn Ihr Euch selbst davon überzeugen wollt, tretet ruhig ein!«
    Konstantin blieb wie angewurzelt vor der Haustür stehen. »Dann ist ja alles gut«, murmelte er tonlos.
    »Und soll ich Eurem Bruder etwas von Euch ausrichten?«
    »Nein, nein, ich komme in den nächsten Tagen wieder und sehe nach ihm, oder ich reite zur Burg, wenn er dort sicher angekommen ist. Sagt den beiden, sie sollen vorsichtig sein!«
    Dann drehte er sich auf dem Absatz um und eilte von dannen.
     
    Julian betrachtete Benedicta voller Verlangen. Sie hatte immer noch kein Wort hervorgebracht, sondern überlegte fieberhaft, was sie tun sollte.
    »Benedicta, meine Benedicta, ich liebe dich und lasse dich nie wieder los. Dass ich flüchtete, war eine große Torheit. Ich danke Gott, dass die Männer des Burggrafen mich nach Hause brachten. Ich hätte mich vielleicht nie getraut, zurückzukehren. Du sollst wissen, als ich dich aus dem Kloster mitnahm, hatte ich bereits mit einer anderen Verlobung …«
    Benedicta verschloss ihm mit dem Zeigefinger den Mund. »Nicht so viel sprechen!«, mahnte sie.
    Er war abgemagert und sah älter aus. Sie empfand Mitleid mit ihm. In diesem Augenblick wusste sie, dass sie auf keinen Fall mit ihm gehen würde, denn sie liebte ihn nicht. Ihre Sehnsucht nach Konstantin hingegen wurde schier unerträglich.
    »Du bist im Hause von Alisa, deiner Verlobten«, sagte Benedicta mit belegter Stimme.
    »Sie ist ein wunderbares Mädchen. Sie wird mich freigeben«, erwiderte Julian hastig.
    »Nein, Julian, sie liebt dich von ganzem Herzen. Mehr als ich. Mit ihr kannst du glücklich werden. Ich hingegen werde unbarmherzig von meiner Stiefmutter verfolgt und muss noch morgen die Stadt verlassen.«
    »Dann gehen wir zusammen. Einer muss dich doch beschützen. Ich kann dich nicht alleinlassen.«
    Benedicta atmete tief durch. Es lag ihr auf der Zunge, doch in diesem Augenblick wollte sie ihm lieber nicht an den Kopf werfen, dass er beim letzten Mal auch nicht gezögert hatte, sie ihrem Schicksal zu überlassen.
    »Es gibt jemand anderen, der dich viel nötiger braucht. Das ist Alisa!«
    »Aber ich lasse dich nicht ziehen. Jetzt, nachdem das Schicksal uns wieder zusammengeführt hat.« Das klang trotzig.
    Benedicta nahm all ihren Mut zusammen. »Aber ich, ich kann nicht. Ich liebe einen anderen.«
    »Einen anderen? Wird er mit dir fortgehen?«
    »Nein, ich gehe allein. Und nun werde schnell gesund. Und bitte, sei gut zu Alisa, sie hat es verdient.«
    Zum Abschied strich Benedicta dem Verwundeten über die eingefallenen Wangen und eilte, ohne sich noch einmal umzusehen, aus der Kammer.
    Unten angekommen, rief sie nach Alisa, aber sie bekam keine Antwort.
    »Alisa? Alisa? Wo bist du?«
    Es rührte sie nichts. Kein Laut war zu hören, denn Alisa, die sich hinter einer Tür versteckt hatte, hielt die Luft an. Schließlich verließ Benedicta traurig das Haus des Fechtmeisters Arnold, ohne sich von ihrer Freundin verabschiedet zu haben.

51
    Benedicta fuhr erschrocken hoch. Es war mitten in der Nacht. Sie hatte schlecht geträumt, und dann hatte sie diese beschwörende Stimme gehört. »Steh auf!« Und wieder. »Steh auf!« Ganz nahe an ihrem Ohr.
    »Brunhild, bitte steh auf. Es ist etwas Furchtbares geschehen.«
    Benedicta rieb sich schlaftrunken die Augen. Das war kein Traum. Erstaunt blickte sie in Gieselberts verstörtes Gesicht.
    »Steh auf, schnell …« Die Stimme des Lehrjungen klang schwach, und er war aschfahl im Gesicht.
    »Haben sie mich gefunden?«, fragte sie ängstlich, während sie aus dem Bett sprang. Das hatte sie nun davon, dass sie Leons wegen im Hause des Bäckers geblieben war, obwohl der Mühlstein in ihrem Bauch täglich schwerer wurde.
    »Ich … nein … ich … ich habe ihn noch weglaufen sehen, die ganze Backstube, alles rot …« Gieselbert verdrehte die Augen und brach zusammen.
    Benedicta hockte sich auf den Boden neben ihn und versetzte ihm eine leichte Ohrfeige, damit er wieder zu sich kam. Sie zuckte zusammen, als sie an dem Ärmel seines Bäckergewandes einen Flecken entdeckte. War das etwa Blut?
    »Alles rot, alles!«, stammelte er, als er die Augen wieder aufschlug.
    Ohne Gieselbert weiter zu beachten, schlüpfte Benedicta in ihr Kleid und rannte in die Backstube hinunter. Unvermittelt blieb sie stehen. Vorsichtig öffnete sie die Tür – um sie gleich darauf mit lautem Knall wieder

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