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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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der Nonne habhaft werdet und sie ihm vorführt, dann muss er sich den Tatsachen stellen und ein Urteil über sie sprechen. Wir im Rat haben entschieden, dass es eine kirchliche Angelegenheit ist und wir nicht befugt sind, über Benedicta von Altmühls Schicksal zu entscheiden.«
    »Was seid Ihr nur für Feig …«
    »Mutter!«, unterbrach Conrat sie unwirsch.
    »Da muss man in dieser ehrenwerten Stadt noch selbst den Büttel spielen!«, grollte Adelheit. »Das gäbe es in Regensburg nicht.«
    »Ich schlage vor, wir setzen uns zu Tisch und speisen fürstlich. Ein gutes Essen kühlt die Gemüter.« Peter Teffler lächelte Adelheit gewinnend an, doch sie kniff nur grimmig den Mund zusammen.
    »Lieber Teffler, dem Vorschlag schließe ich mich nur zu gerne an«, pflichtete ihm Conrat aus tiefster Seele bei.
    »Wie kannst du jetzt ans Essen denken? Du hast doch gehört – wir müssen das Weib herbeischaffen, damit es seine gerechte Strafe erhält. Also, worauf wartest du noch? Komm!«
    Hilflos hob Conrat die Schultern. Dann eilte er seiner Mutter nach. An der Tür wandte er sich noch einmal um. »Ich spräche Euch, solange wir Eure Gäste sind, gern einmal unter vier Augen«, murmelte er sichtlich verlegen.
    Das Gesicht des Tuchhändlers hellte sich auf. »Ich fürchtete schon, Ihr traut Euch nie.«
    Conrat seufzte. »Lasst mich erst meine Stiefschwester finden. Vorher gibt meine Mutter vermutlich keine Ruhe.«
    Peter Teffler nickte und blickte dem jungen Mann mitleidig hinterher.

49
    Am Nachmittag des Hinrichtungstages, nachdem alles vorüber war, ging Benedicta mit Gieselbert auf den Markt, um frisch gebackene Benedicten zu verkaufen. Sie hatte Anselm davon überzeugen können, zu Hause zu bleiben. Er hatte ihr hoch und heilig versprochen, neue Lebkuchen zu backen, statt weiterhin Wände anzustarren.
    Da wir schon das frühe Geschäft versäumt haben, sollten wir wenigstens jetzt die hungrigen Mäuler stopfen, dachte sie. Viele der Schaulustigen, die inzwischen vom Galgenberg zurückgekehrt waren, legten am Lebkuchenstand eine Pause ein. Die Stimmung war eine völlig andere als auf dem Hinweg. Die Menschen waren müde und erschöpft. Es ertönte weder diese schreckliche Musik, noch wurde gepöbelt. Im Gegenteil, es herrschte eine unheimliche Ruhe. Nur ab und an schnappte Benedicta unfreiwillig leise Gesprächsfetzen auf. So wie in diesem Moment.
    »Sie hatte den Leibhaftigen in den Augen, als sie am Galgen hing.«
    »Ich habe gleich gesagt, man hätte sie sieden sollen, wie man es mit Kindsmörderinnen zu tun pflegt.«
    »Zumindest hätte ich mir mehr Geschrei gewünscht. Sie war ja stumm wie ein Fisch. Das macht keinen Spaß!«
    Angewidert wandte sich Benedicta ab. Sie war froh, dass sie den Markt gleich verlassen durfte. Sie hatte nämlich binnen kurzer Zeit ein einträgliches Geschäft gemacht. So viel verkaufte sie sonst an einem ganzen Tag. Nur noch wenige Lebkuchen waren übrig geblieben, als sich ein gut gekleideter mittelgroßer, kräftiger Mann dem Stand näherte.
    Benedicta glaubte, ihr Herz müsse stehen bleiben. Auch wenn er damals erst fünfzehn Jahre alt gewesen war, sein dickes Kindergesicht hatte er nicht verloren. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen, sondern reichte ihm die gewünschten Benedicten.
    Er biss sofort hinein und murmelte mit vollem Mund. »Das ist köstlich. Gebt mir alle!«
    Wenn Benedicta auf den ersten Blick noch nicht ganz sicher gewesen war, jetzt hatte sie die Gewissheit. So gierig stopfte nur ihr Stiefbruder Conrat das Essen in sich hinein.
    »Schnell her damit! Ich nehme alle«, wiederholte er schmatzend.
    Benedictas Hände zitterten, als sie ihm die letzten fünf Lebkuchen reichte. Noch immer mit vollem Mund erzählte er offenherzig, dass er eine junge Frau suche. Er wisse nicht genau, wie sie aussehe, aber sie sei sehr groß und mager. Dunkelhaarig und schön. Inmitten seines letzten Satzes stutzte er und musterte sie erschrocken von Kopf bis Fuß.
    »O Gott! Benedicta? Bist du es?«, flüsterte er ungläubig.
    Sie schüttelte heftig den Kopf, doch sie ahnte, dass Leugnen keinen Zweck hatte. Ihr war sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen, und ihre Hände zitterten noch stärker.
    Conrat aber nahm einen weiteren kräftigen Bissen und zischte schmatzend: »Pass auf, was ich dir jetzt sage! Verlass die Stadt, so schnell du kannst. Meine Mutter will dich hinter Mauern sehen. Schau nicht hin, sie steht dort drüben an dem Stand mit den Tongefäßen. Mit dem Rücken

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