Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
Vom Netzwerk:
dass ich davon aufgewacht bin«, plapperte Berchta frei heraus.
    »Benedicta, nach Nürnberg kannst du nicht zurück. Mutter wird Wind davon bekommen, dass du lebst. Das ist zu gefährlich«, mischte sich Conrat hastig ein.
    »Ich weiß«, seufzte Benedicta. »Ich habe doch nur ein wenig geträumt. Nein, unser Weg führt uns nach Würzburg.«
    Conrat atmete erleichtert auf. »Dann folgt mir, aber leise!«

60
    Unruhig ging Konstantin auf und ab. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, seit er zu spät beim Stadttor gewesen war. Man hatte ihn nicht mehr aus der Stadt hinausgelassen, obwohl er alles versucht hatte. Er hatte gebettelt, gejammert, gebrüllt und gedroht. Vergeblich.
    Nun wartete er sehnsüchtig darauf, dass der Tag anbrach, um gleich bei Sonnenaufgang aus der Stadt zu kommen.
    »Wenn du schon nichts isst, dann leiste mir bei Tisch wenigstens Gesellschaft!«, bat der Onkel, der allein an der reichlich gedeckten Tafel saß.
    »Ich kann nicht«, erwiderte Konstantin.
    »Keine Widerrede, du sagst mir auf der Stelle, was in dich gefahren ist! Du rennst wie ein Tier im Käfig herum, und ich möchte wissen, welchen Grund das hat.«
    Unwillig ließ sich Konstantin auf einen Stuhl fallen.
    »Sag bloß, es hat wieder etwas mit dieser Nonne zu tun«, mutmaßte Berthold vorwurfsvoll.
    »Onkel, bitte! Ich liebe sie, und ich werde sie heiraten.«
    »Sie heiraten? Du beliebst zu scherzen.«
    »Nein, der Provinzial hat sie von ihrem Gelübde entbunden – unter der Voraussetzung, dass sie einen Mann von ihrem Stand nimmt.«
    »Ja, und nun hast du dich bereit erklärt?« Fassungslos starrte Berthold seinen Neffen an.
    »Nein, ihr Stiefbruder, der hat sie mitgenommen nach Regensburg.«
    »Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Damit ist die Sache doch erledigt. Was redest du dann so wirr? Vergiss sie endlich!«
    »Er will sie nur zum Schein zur Frau nehmen. In Wirklichkeit soll ihr auf dem Weg nach Regensburg etwas zustoßen.«
    »Junge, wer hat dir bloß den Kopf verdreht und dir solche Schauermärchen erzählt?« Berthold lachte.
    »Die Schwester ihrer Stiefmutter weiß, wie sehr diese Adelheit Benedicta hasst.«
    »Schöne Geschichte«, murmelte der Onkel. »Und nun willst du sie retten?«
    »Wenn ich das nur könnte! Ich wäre bereits bei ihr, aber die Torwächter haben mich nicht aus der Stadt hinausgelassen. Der Garaus war bereits eingeläutet«, klagte Konstantin.
    »Aber das ist doch kein Hindernis. Ich bin schon zu ganz anderen Zeiten aus der Stadt geritten.«
    »Ich habe nichts unversucht gelassen.«
    »Und sie haben abgelehnt? Ich kenne keinen Torwächter in der Stadt, der dies ausschlägt.« Er deutete auf seinen Geldbeutel.
    »Das habe ich natürlich nicht versucht«, gab Konstantin kleinlaut zu.
    »Und nun willst du warten, bis der Morgen graut?«
    Konstantin nickte.
    Der Onkel schüttelte den Kopf. »Ach, du hast wirklich so gar nichts von der Schlitzohrigkeit deines Vaters! Du bist ein durch und durch aufrechter Bursche. Deshalb frage ich dich jetzt: Tätest du alles, um sie noch heute Nacht verfolgen und retten zu können?«
    »Alles«, seufzte Konstantin.
    »Gut, dann reite auf der Stelle zum Frauentor und weck den Wächter Jasper. Sag ihm einen schönen Gruß von deinem Onkel, dem alten Ehrenreit, und erzähl ihm, du müsstest die Stadt sofort verlassen. Es gehe um Leben und Tod. Dann greif in deinen Beutel und bezahl seinen Dienst. Und wenn er nun sagt, er könne es nicht tun, dann hast du ihm zu wenig gegeben. Dann bietest du ihm einfach noch mehr an.«
    Konstantin sprang auf und umarmte seinen Onkel überschwänglich. »Das heißt, du bist einverstanden, dass ich sie als meine Braut mit in dein Haus bringe?«
    »Ich möchte, dass du mit deinen Gedanken endlich wieder bei der Arbeit bist«, brummte Berthold. »Die Händler kommen bald, und wir müssen im Lager nachsehen, was wir brauchen.«
    »Aber das erledige ich doch alles gern, wenn sie nur endlich in Sicherheit ist.«
    »Meinst du, sie kann uns den Haushalt führen? Oder ist sie eine Klosterschwester, die nicht anzupacken versteht?«
    »Onkel, sie liebt Gewürze über alles und … Du erinnerst dich an die schmackhaften Lebkuchen, die ich dir neulich zum Kosten gab?«
    Bertholds Augen leuchteten. »Und ob!«
    »Die hat Benedicta nach einem eigenen Rezept gebacken.«
    Berthold lachte. »Ja, worauf wartest du denn noch? Hol sie her, aber hurtig!«
    Das ließ sich Konstantin nicht zweimal sage. Ohne sich von seinem Onkel zu verabschieden, stürmte

Weitere Kostenlose Bücher