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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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überhörte diese Bemerkung, denn nun brachte die Wirtin das Essen. Sie hatte von der vielen frischen Luft einen gesegneten Appetit und konnte, was die Mengen an gekochtem Huhn anging, durchaus mit Conrat mithalten. Nach dem Essen zwinkerte er ihr verschwörerisch zu. Sie schenkte ihm ein Lächeln.
    Benedicta vertraute dem jungen Mann. Sicherlich ließ er sie ziehen. Würzburg, dachte sie, ich werde bald in Würzburg sein. Und dann? Sie wollte nicht weiterdenken, zumal sie gerade wieder einen von Adelheits stechenden Blicken auffing.
    »Das Schmunzeln wird dir noch vergehen!«, giftete ihre Stiefmutter.
    »Warum hasst du mich eigentlich so?«, rutschte es Benedicta heraus. Es tat ihr sofort leid, aber nun stand ihre Frage im Raum.
    Adelheit hatte schon mehrere Becher des Weins genossen, den der Ehemann der Buckligen in Mengen einschenkte. Jedenfalls antwortete sie mit verwaschener Stimme: »Du warst immer sein Augenstern. Er hat mich nur geheiratet, damit du eine Mutter hast. Im Schlaf hat er nach deiner Mutter gerufen. Brunhild! Brunhild! Er hat immer nur von dir gesprochen, nie von Conrat. Gut, er war nicht sein Sohn, aber ein Knabe. Deinem Vater war das gleichgültig. Er wollte, dass du den Handel weiterführst. Ein Weib als Tuchhändlerin … Ha, ich kann erst wieder ruhig schlafen, wenn dein Balg und du …«
    »Mutter, schweig!«, unterbrach Conrat Adelheit unwillig, bevor er sich an Benedicta wandte. »Ich glaube, es ist besser, wenn wir jetzt alle zu Bett gehen. Wir haben morgen einen langen Weg vor uns, und ich möchte bis Neumarkt kommen.«
    Conrat sah Benedicta durchdringend an. Sie merkte, dass er ihr eine stumme Botschaft übermitteln wollte, nur leider verstand sie nicht, was er meinte. Trotzdem ging sie auf ihr Zimmer.
    Berchta stillte vor dem Schlafengehen noch einmal das Kind, während sich Benedicta genüsslich in das weiche Bett fallen ließ. Es war wesentlich behaglicher, darin zu liegen, als auf der harten Klosterpritsche.
    Vor dem Einschlafen ging ihr noch allerhand durch den Kopf. Was wäre, wenn sie einfach zurück nach Nürnberg ginge und Konstantin aufsuchte?
    Mit diesem Gedanken schlief sie ein. Sie träumte davon, mit Konstantin Hand in Hand durch das Lagerhaus zu schlendern. Es roch betörend. Zimt. Anis, Piment, Kardamon, Ingwer … Sie knetete Teig und formte herrliche Lebkuchen. Er sah ihr dabei zu und lachte. Artemis bellte fröhlich.
    Benedicta, sagte er, und noch einmal: Benedicta, wach auf!
    Doch was war das? Das war nicht seine tiefe, warme Stimme. Benedicta brummelte unwirsch. Keiner sollte sie stören.
    »Wach auf!«
    Unwillig öffnete sie die Augen. Im fahlen Mondlicht, das durch ein kleines Fenster in das Zimmer schien, erblickte sie Conrat.
    »Du?«, fragte sie brüsk und setzte sich auf.
    »Los! Nimm deine Amme und dein Kind, und dann verschwinde! Mutter liegt trunken im Bett und schnarcht. Einen besseren Augenblick gibt es nicht für eure Flucht.«
    »Jetzt mitten in der Nacht?«, fragte sie müde und wäre am liebsten ins Bett zurückgesunken, um weiterzuträumen.
    »Benedicta, wach endlich auf! Ich will dir zur Flucht verhelfen. Und ich berichte Mutter morgen früh, dass ich dich umgebracht habe.«
    »Und du glaubst wirklich, dann wird sie aufhören, mich zu verfolgen?«, fragte Benedicta schon etwas wacher.
    »Sicher. Sie wird wohl kaum daran zweifeln, dass ich mein Versprechen halte. Schließlich glaubt sie, dass es für mich der einzige Weg ist, meine Marie zu heiraten. Geh du deiner Wege. Ich gebe dir noch einen gefüllten Geldbeutel mit auf die Reise, damit du nicht als Bettelweib endest.«
    Benedicta lächelte in sich hinein. Wenn er wüsste, dass ich bereits einen Geldbeutel bei mir trage …
    Widerwillig verließ sie die warme Bettstatt und weckte Berchta, die erschrocken hochfuhr und um sich schlug.
    »Wir verlassen das Gasthaus auf leisen Sohlen«, erklärte sie der Amme.
    »Wollt Ihr etwa die Zeche prellen?«, fragte sie verwundert zurück.
    »Nein, aber ich habe dir doch gesagt, dass ich Conrat nicht liebe und ihn niemals heiraten werde. Ihm geht es genauso, und deshalb verhilft er uns zur Flucht. Verstehst du?«
    Die Amme nickte eifrig. »Und nun gehen wir zurück nach Nürnberg zu dem jungen Gewürzhändler.«
    »Gewürzhändler?« Conrat musterte Benedicta mit großen Augen.
    »Ja, Konstantin!« Berchta sprach seinen Namen schmachtend aus.
    »Wie kommst du dazu, so von ihm zu sprechen?«, fauchte Benedicta sie an.
    »Ihr habt das im Schlaf so laut getan,

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