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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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Walburga wird ihr frech ins Gesicht lügen, dass das eine dumme Ausrede von mir sei.« Erschöpft hielt sie inne.
    Der Fechtmeister lächelte. »Wisst Ihr, dass Ihr noch hübscher seid, wenn Ihr Euch so richtig in Zorn redet?«
    »Nein, mein Herr, und wenn ich ganz ehrlich bin, kümmert es mich auch nicht«, presste sie schnippisch hervor. Hoffentlich merkt er nicht, dass ich lüge, dachte sie. Wie oft schon hatte sie sich gefragt, ob er sie wohl ebenso ansprechend fand wie sie ihn. Trotzdem, es schickte sich nicht, einer Schwester schöne Augen zu machen. Wenn die Priorin erfuhr, dass sie, statt in der Kirche zu beten, mit deren Neffen im Kreuzgang schöntat …
    Benedicta senkte das Haupt und schlug züchtig die Augen nieder. »Bitte, mein Herr, sprecht mich nie wieder an. Ihr wisst doch, dass es uns verboten ist, mit Fremden zu reden«, hauchte sie, sichtlich bemüht, beschämt zu klingen.
    Statt sich bei ihr zu entschuldigen, brach der Fechtmeister in lautes Gelächter aus. Er lachte so ansteckend, dass Benedicta gern eingestimmt hätte, aber sie durfte sich auf keinen Fall unziemlich verhalten. Sonst würde er womöglich seiner Tante erzählen, wie schamlos sie sich aufgeführt hatte.
    Plötzlich aber wurde der junge Mann ganz still und raunte dann bedauernd: »Ach, Schwester Benedicta, was gäbe ich darum, wenn ich Euch mit nach Nürnberg nehmen, dort sesshaft werden und Euch zu meiner Frau machen könnte. Ihr seid das entzückendste weibliche Geschöpf, das ich kenne, aber ich muss mich leider damit abfinden, dass Ihr Euch für ein Leben im Dienst des Herrn entschieden habt. Verzeiht meine groben Scherze …«
    »Dass Ihr es wagt …!«, fauchte Benedicta und rauschte empört davon.
    Erst als sie um eine Ecke gebogen war, blieb sie stehen und lauschte dem Schlag ihres pochenden Herzens. Was hätte sie darum gegeben, mit dem Fechtmeister nach Nürnberg zu reiten! Und was erst darum, seine Frau werden zu dürfen! Die Ehefrau eines richtigen Mannes aus Fleisch und Blut, der sie in den Arm nehmen und halten würde, wenn sie einmal traurig war. Doch ihre süßen Träume waren nur von kurzer Dauer. Dann siegte die Wut. Was bildet er sich eigentlich ein, so mit mir zu sprechen?, schoss es ihr durch den Kopf. Am ganzen Körper zitternd machte sie sich auf den Weg zur Kirche, doch es war zu spät. Das Gotteshaus war leer, das Mittagsgebet vorüber. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich in den Speisesaal zu begeben und sich bei Priorin Leonore für ihr Fernbleiben zu entschuldigen. Vielleicht sollte sie ein Unwohlsein vorschieben.
    Für den Weg zum Refektorium ließ sie sich allerdings viel Zeit. Gedankenversunken schlich sie durch die Klostergänge. In ihrem Kopf ging alles wild durcheinander. Wie sie das Klosterleben leid war! Immer wieder musste sie sich gegen Walburgas Bösartigkeiten verteidigen, und ständig träumte sie von der Welt außerhalb der Mauern. Zu allem Überfluss spukte ihr nun auch noch dieser unverschämte Fechtmeister im Kopf herum. Er mag mich genauso gern wie ich ihn, frohlockte sie, um sich im nächsten Augenblick für diesen Gedanken zu schämen. Sie hatte der weltlichen Liebe für alle Ewigkeiten entsagt. Sie allein wusste, dass sie es nicht freiwillig getan hatte, aber nun war sie Nonne geworden und konnte es nicht mehr ändern. Sie musste den jungen Mann ein für alle Male vergessen. Das fiel ihr überaus schwer, denn immer stattlicher stand er vor ihrem inneren Auge. So groß und blond, mit seinem kantigen Gesicht, dem energischen Kinn und den grünen Augen, in denen sie wie in einem tiefen See hätte versinken mögen.
    Hör endlich auf, an ihn zu denken!, schalt sich Benedicta, als sie die Tür zum Speisesaal öffnete. Ängstlich blickte sie in die Runde. Alle Augen waren auf sie gerichtet.
    »Schwester Benedicta, Ihr habt schon wieder das Mittagsgebet geschwänzt!«, ertönte Walburgas vorwurfsvolle Stimme durch den ganzen Saal. Mit einem verstohlenen Blick zum Platz der Priorin stellte Benedicta erleichtert fest, dass dieser leer war. Sie atmete auf. Priorin Leonore war noch nicht bei Tisch erschienen. Vorerst blieb Benedicta also das Donnerwetter erspart. Mit gesenktem Kopf durchquerte sie den Saal und nahm schweigend ihren Platz ein. Um sie herum summte es so laut wie in einem Bienenstock. Eigentlich herrschte bei Tisch ein Schweigegebot, aber wenn die Priorin nicht anwesend war, schwatzten alle wild durcheinander. Walburga war zwar dafür bekannt, dass sie der Priorin

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