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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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gebacken. Nimm davon, so viel, wie du tragen kannst!«
    »Ich bin es, der dir zu Dank verpflichtet ist!«, lachte der junge Zeidler. »Du hättest mir ja auch eine Schelle verpassen können, als ich dich so stürmisch umarmte.«
    »O nein, hättest du es nicht getan, hätte mich dieser Gaukler noch weiter in die Enge getrieben.«
    »Das dachte ich mir schon – du hast gar keinen Bräutigam, der Zeidler ist.«
    »Nein, den Zeidler benutze ich nur als Schild gegen aufdringliche Kerle.«
    »Warum gerade einen Zeidler?«
    »Weil ihr im Reichswald arbeitet und ich immer behaupten kann, mein Bräutigam sei weit fort bei seinen Bienenvölkern …«
    Mit Wohlgefallen betrachtete Jost Benedicta. »Hätte ich nicht schon eine Braut in Feucht«, erklärte er bedauernd, »brächte ich dich gern in den Genuss, einen Zeidler zum Mann zu nehmen. Dich muss man einfach mögen, wenngleich …«
    Er hielt inne und grinste über das ganze Gesicht. »… wenngleich du ein wenig mehr auf den Rippen haben könntest. Hoffentlich tragen die anderen Galgenvögel es meiner Braut nicht zu, dass ich auf dem Markt eine andere geküsst habe.«
    Wenn er wüsste, wer ich wirklich bin!, dachte Benedicta belustigt, und dass er mit einer jungen Frau aus adligem Hause spricht. Ach, es ist alles so fern. Manchmal fühlte sie sich schon wie eine aus dem Volk. Sogar die Sprache der einfachen Laute hatte sie bereits angenommen. Das plumpe Du hatte ihr anfangs gar nicht über die Lippen kommen wollen. Auch an die groben Stoffe hatte sie sich gewöhnt. Längst trug sie nicht mehr die Kleider der verstorbenen Anna Heller, sondern hatte sich von Agnes eigene Gewänder schneidern lassen.
    Die wohlklingende Stimme des Zeidlers holte sie aus ihren Gedanken. »Wie heißt du eigentlich?«
    »Bene …« Benedicta bemerkte ihren Fehler gerade noch rechtzeitig. »Ich heiße Brunhild.«
    »Ein schöner Name«, sagte Jost und überreichte ihr ein hölzernes Gefäß.
    »Für mich?«
    Der Zeidler nickte. Als Benedicta es öffnete, wehte ihr ein bekannter Duft entgegen, und ihre Wangen röteten sich. Da hatte sie einen Einfall.
    »Kannst du uns mehr davon liefern?«, fragte sie aufgeregt. »Wir bezahlen dich auch«, fügte sie hastig hinzu.
    »Ja, gern, ich habe einen ganzen Wagen voll mitgebracht.«
    »Aber Brunhild, was sollen wir mit dem vielen Honig? Er ist teuer«, mischte sich Anselm ein.
    »Lass die Agnes und mich nur machen! Du wirst es nicht bereuen. Wir verhelfen dir zu Wohlstand.«
    »Aber wir haben kein Geld für Honig!«
    »Ich bringe dir, was du brauchst, Brunhild, und wenn du den Honig vergoldet hast, hole ich mir meinen Lohn. Es war ein gutes Jahr mit reichlicher Ernte.«
    »Hab Dank! Hast du Zimt und Kardamom vorrätig, Anselm?«
    Der junge Bäcker warf ihr einen Blick zu, als zweifle er an ihrem Verstand. »Wir sind hier nicht im …« Er brach gerade noch rechtzeitig mitten im Satz ab. »Gewürze sind unerschwinglich für unsereins«, murrte er.
    »Aber es geht um dein Meisterstück!«
    »Was Brunhild auch vorhat, es ist bestimmt zu deinem Besten«, mischte sich Gieselbert ein.
    Benedicta strich ihm liebevoll über den zerzausten rotblonden Haarschopf, während Anselm immer zorniger wurde. »Ihr habt euch wohl alle gegen mich verschworen!«, fauchte er. »Hier hat nur einer das Sagen …«
    »Anselm, unser Kind soll es doch einmal besser haben, nicht wahr?«, flötete eine sanfte Stimme im Hintergrund. Agnes hatte schon eine ganze Weile in der Tür gestanden und dem Geplänkel gelauscht.
    Benedicta warf ihrer Freundin einen verschwörerischen Blick zu, bevor sie sich an den jungen Bäcker wandte und säuselte: »Anselm, es soll dein Schaden nicht sein.«
    »Ich dulde keine Weiberwirtschaft in meinem Hause!«, knurrte er.
    »Dann lasst uns hurtig an die Arbeit gehen«, bemerkte Agnes mit einem Lächeln auf den Lippen, bevor sie ihren Mann umarmte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Da wurde sein grimmiges Gesicht etwas freundlicher.

38
    Agnes’ und Benedictas Freude über den Einfall, Anselm einen Lebkuchen als Meisterstück zu backen und das Gebäck dann in Mengen auf dem Markt zu verkaufen, war von kurzer Dauer.
    Mit dem Geld, das Anselm ihnen für den Kauf von Gewürzen gegeben hatte, konnten sie gerade so viel Zimt und Kardamon erstehen, wie sie für das Meisterstück und höchstens zehn weitere Lebkuchen benötigten. Dabei hätten sie gern schon einen ganzen Ofen voller Lebkuchen gebacken. Wenn sie sich schon die Mühe machten …
    Zucker konnten sie

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