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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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Jahrzehnte her.«
    »Und was bedeutet es für uns, wenn er den Dämon wirklich erwecken kann?«
    »Die reine Katastrophe. Mit viel Glück für uns Mullendorfer wird er nur mit ihm zusammenarbeiten, um zu bekommen, was er will: Geld, Macht, Ruhm, einen Platz in der Regierung, was auch immer. Mit etwas weniger Glück verschmelzen die beiden zu einem Superdämon, der uns das Leben zur Hölle macht. Dann wird hier die Erde brennen und kein Stein mehr auf dem anderen bleiben.«
    »Verdammt!« Das war das einzige, was mir dazu einfiel.
    »Deshalb sage ich dir: Pack deine Sachen und verschwinde.«
    »Und meine Schwester?«
    »Die wirst du vermutlich nicht wiedersehen.«
    »Das geht nicht! Ich kann sie nicht im Stich lassen!«
    »Ich weiß. Und wenn ich könnte, würde ich dir gerne helfen, aber ich weiß, ehrlich gesagt, wirklich nicht, wie. Zumal ich mich nicht draußen blicken lassen darf. Es tut mir leid.«
    Ich konnte ehrliches Bedauern bei ihm erkennen.
    »Vielleicht lässt er sie gehen, wenn wir seine Bedingungen erfüllen?«
    »Möglicherweise«, antwortete er vage. Ich wollte etwas darauf erwidern, doch in diesem Moment betrat jemand die Tankstelle.
    »Ich komme!«, rief ich hinüber, während Leif schnell durch die Hintertür in den Keller verschwand.
    Als ich den Laden betrat, staunte ich jedoch nicht schlecht. Kein Geringerer als Pfarrer Bernhard stand dort und musterte mit hungrigem Blick meine frisch geschmierten Brötchen.
    »Pfarrer Bernhard! Was machen Sie denn hier? Wurden Sie etwa schon entlassen? Aber dazu Sie sind doch noch viel zu angeschlagen.«
    Er grinste spitzbübisch und drehte sich einmal um sich selbst, um mir zu zeigen, dass er topfit war. Er trug tatsächlich keine Bandagen, Gipsverbände oder Pflaster mehr. »War alles halb so schlimm, wie du siehst. Ich bin wieder einsatzbereit. Deshalb kam ich auf schnellstem Wege hierher, um dir meine Hilfe anzubieten.«
    Ich war unendlich erleichtert über seine Unterstützung, auch wenn mich seine plötzliche Genesung stutzig machte. »Ich verstehe trotzdem nicht, wieso es Ihnen plötzlich so gut geht. Das sah doch noch ganz anders aus, als ich Sie besucht habe. Heilen sich Gestaltwandler auch selbst wie die Vampire?«
    Er schüttelte verlegen den Kopf. »Leider nicht. Ich hatte Hilfe.«
    »Wer war es?«, fragte ich.
    »Dein Freund.«
    »Mein Freund? Robert!?« Irrsinnigerweise keimte plötzlich Hoffnung in mir auf, dass Robert doch nicht im Lager war, sondern im Gallburger Krankenhaus Menschen heilte. Doch diese Hoffnung wurde sofort enttäuscht.
    »Nein, er.«
    Er deutete zur Tür vom Büro hinter mir. Ich drehte mich um und entdeckte Leif, der gelassen im Türrahmen stand.
    »Wie ich sehe, hat es funktioniert«, sagte er kurz.
    »Ja, hat es«, antwortete Pfarrer Bernhard. »Die Ärzte waren sehr verwundert, und ich musste ihnen umständlich erklären, dass wohl ihr Röntgenapparat kaputt sei oder der Assistent die Bilder vertauscht haben müsse. Der wurde daraufhin gefeuert, weil das nun schon zum zweiten Mal vorgekommen war.  – Es war derselbe, der auch bei Moonas Unfall Dienst hatte«, fügte er erklärend hinzu.
    Ich sah Leif an. »Wann warst du denn in Gallburg?«, wollte ich wissen. »Bist du lebensmüde?«
    »Ich dachte, während du feierst, kann ich in Erfahrung bringen, wo sich Robert befindet. Aber ich kam nicht weit. Das Vampircenter ist gut gesichert, und die Wachen konnten von mir nicht beeinflusst werden. Offensichtlich sind sie gut ausgebildet. Aber ich dachte, wenn ich schon mal da bin, besuche ich meinen Retter und helfe ihm mit meinem Blut wieder auf die Beine.«
    Draußen fuhr ein Auto vor, und Leif verschwand mit dem Pfarrer runter in den Keller, während ich hinausging, um die Kunden zu betreuen. Als die Familie auf der Durchreise nach dem Tanken wieder abgefahren war, verschloss ich den Laden und stieg ich ebenfalls in den Keller hinunter.
    Die beiden saßen auf Kisten und diskutierten über die Gefährlichkeit des Dämons. Offenbar hatte Leif den Pfarrer bereits auf den neuesten Stand gebracht. Ich konnte nicht lange zuhören, denn jetzt ertönte der Summer. Dieses Mal war es der Postbote. Überraschenderweise drückte er mir nicht nur ein paar Rechnungen und ein Paket mit Putzmitteln, die ich nach Antritt meines »Erbes« sofort bestellt hatte, in die Hand, sondern auch mehrere Exemplare des neuesten Sauger-Journals. Er sagte, ein charismatischer Fürst hätte ihn mit der Verteilung beauftragt, weil von nun an niemand mehr

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