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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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uns?«
    »Ein Freund von mir bringt öfter mal Grabflüchter her und hat mir von diesem Lager erzählt. Ich möchte gerne mithelfen, das Land von diesen Biestern zu säubern.« Ich lächelte in die Kamera am Tor gegenüber, warf mein Haar zurück und reckte die Brust raus. Wenn das nicht half, dann wusste ich auch nicht.
    Es half. Der Summer ertönte, das Tor öffnete sich und ich durfte hinein.
    Vor dem zweiten Tor lächelte ich noch einmal. Als daraufhin nichts passierte, kramte ich meine Bewerbungsunterlagen hervor und hielt das Blatt mit dem Foto nach oben. Darauf war ich wirklich sehr vorteilhaft abgebildet. Auch wenn es züchtig und anständig war, zeigte es meine körperlichen Vorzüge in einem wahrhaft günstigen Licht. (Das Foto hatte Leif gemacht, obwohl es mich eine Menge Überwindung gekostet hatte, ihm diese Vorzüge dermaßen deutlich zu präsentieren.)
    Auch das half. Wieder ertönte ein Summer und ich durfte eintreten. Kaum hatte ich zwei Schritte in das Lager getan, kam mir ein Mann entgegen. Er war etwa Anfang dreißig, hatte kurze blonde Haare und eine krumme Nase, als wäre er mal gegen eine Wand gelaufen. Darüber saßen kleine, graublaue Augen, die mich interessiert musterten.
    »Hallo«, sagte ich. »Vielen Dank, dass Sie mir eine Chance geben. Ich möchte sehr gerne hier arbeiten und meinen Beitrag zur Säuberung des Landes leisten. Hier sind meine Unterlagen.«
    Er nahm meine Bewerbungsmappe zur Hand. »Komm rein«, forderte er mich auf und führte mich in das Gebäude, das von außen längs zu unserem Versteck gestanden hatte. Bevor ich durch die niedrige Tür trat, sah ich mich unauffällig im Hof um. Es war jedoch nicht viel zu sehen. Vier Männer patrouillierten mit Gewehren auf dem Rücken, auf dem Dach saßen ein paar Tauben. Das war's auf den ersten Blick. Als ich das Gebäude betrat, war ich erst einmal erschlagen von der Kälte darin. Mich fröstelte, obwohl ich mich gerade mal fünf Sekunden dort aufhielt.
    »Hier drinnen ist es so kalt, um den Grabflüchtern die Lust zu nehmen, sich hier niederzulassen. Bei uns ist es überall kalt, damit müsstest du klarkommen.«
    Ich nickte, wobei mir die Zähne klapperten. Der Typ verkniff sich ein Lachen und sah meine Unterlagen an.
    »Erste-Hilfe-Seminar vom Deutschen Roten Kreuz«, las er.
    Das war ein wenig übertrieben. Als ich den Führerschein machte, musste ich ein paar Stunden des Kurses besuchen, den ich hier aufgeführt hatte. Leif hatte mir dazu eine Urkunde gefälscht.
    »Praktikum im Gallburger Krankenhaus, Abteilung Transfusionsmedizin«, zitierte er beeindruckt. Ungeniert verwendete ich meinen Ausflug in die Blutbank. Wieder hatte Leif seine Unterschrift auf eine gefälschte Urkunde gegeben, dieses Mal natürlich eine andere.
    »Vater war Kopfgeldjäger für Grabflüchter.« Das war ausnahmsweise mal die Wahrheit, allerdings hatte das Dokument wiederum Leif verfasst.
    »Mutter hat erfolgreich einen Vampir beseitigt.« Das war auch fast wahr. Sie hatte daneben gestanden, als Viviane den Pflock in Kurts Herz trieb. Und ihr Name war ein anderer.
    Als er fertig war, reichte ich ihm noch das Dokument vom Gallburger Vampircenter, dessen fauler Sachbearbeiter mich hierher verwiesen hatte, um mich loszuwerden.
    Als mich der Blonde ansah, streckte ich noch einmal meinen Busen raus, für den Fall, dass er ihn vorhin in der Kamera nicht richtig gesehen hatte.
    Er reichte mir die Hand. »Herzlichen Glückwunsch, Mona Schmidt. Du bist angestellt. Erst einmal nur für zwei Monate, damit wir sehen können, wie du dich machst, dann sehen wir weiter.«
    Zwei Monate waren völlig ausreichend.
    Glücklicherweise führte mich der Typ sofort im Lager herum, um mir zu zeigen, wie toll er und seine Kameraden die Blutsauger im Griff hatten. Es war schlimmer, als ich es mir vorgestellt hatte. Aus den Containern, die seiner Beschreibung nach stark gekühlt waren, um die Grabflüchter bewegungsunfähig zu halten, hörte ich gequältes Stöhnen. Als ich Unteroffizier Parrier, so hieß der Blonde, darauf ansprach, zuckte er nur mit den Schultern. »Wenn wir sie bei Zimmertemperatur halten würden, würden sie uns umbringen.« Er öffnete einen der Container, um mir den Inhalt zu zeigen, wobei er einen Elektroschocker und einen Pflock bereithielt. Einen Pflock hatte er mir ebenfalls in die Hand gedrückt. Aber diese Vorsichtsmaßnahme war nicht erforderlich. In dem dunklen, eiskalten Raum lagen viele Vampire zusammengepfercht auf dem harten Boden, manche

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