Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
Vom Netzwerk:
und wir lassen uns etwas anderes einfallen. Deine Sicherheit ist wichtiger als der Plan.«
    »Und Robert kann sich ja eigentlich auch selbst befreien, der braucht kein Mädchen, das ihm hilft«, ergänzte von Bismarck voller Ironie. Er ging mir tierisch auf die Nerven. Umso mehr wollte ich, dass es endlich losging.
    »In Ordnung«, erwiderte ich an Leif gewandt. »Dann dreht euch um, ich muss mich umziehen.«
    Die beiden gehorchten, obwohl ich Leif dabei erwischte, wie er angeblich einen Dorn aus seinem Rücken beseitigend sich dabei umdrehen musste. Doch er konnte nicht viel sehen. Eilig zog ich die schmutzigen, von Dornen zerkratzten Sachen aus und eine enge weiße Bluse sowie eine gut sitzende Leinenhose an, die ich in meiner Tasche mitgebracht hatte. Die alten Klamotten versteckte ich in der Hecke, was den Fuchs wahrscheinlich wundern würde, falls er zurückkam. Ich kämmte meine Haare und säuberte mein Gesicht, danach aß ich ein Stück Apfel und nahm einen Kaugummi, um meinen Atem einigermaßen zu erfrischen. Als ich in einen kleinen Spiegel sah, blickte mir ein recht munteres, sauberes Mädchen entgegen. Munterer und sauberer jedenfalls, als ich mich fühlte.
    Inzwischen war die Sonne aufgegangen und schien hell und warm vom Himmel herab. In der Ferne konnte ich einen Zug hören, doch sein Geräusch wurde vom Zwitschern einer Lerche übertönt, die sich über mir in die Höhe schraubte. Ich wünschte, ich wäre sie, dann wäre es wesentlich einfacher, herauszubekommen, wo Robert war und wie ich ihn befreien konnte. Doch so musste ich es auf eine wesentlich schwierigere Art und Weise herausfinden. Ich nickte Leif und dem Fürsten zu und wollte gerade die sichere Hecke verlassen, als ich Schritte und Stimmen hörte. Schnell verkroch ich mich wieder in mein Versteck. Auch Leif und der Fürst gingen in Deckung. Die Stimmen kamen näher. Vorsichtig lugte ich zwischen zwei Brombeerzweigen hindurch. Acht Männer schritten den Pfad entlang auf das Lager zu. Sie mussten vom Zug gekommen sein, um ihre Arbeit im Reservat anzutreten. Einen Grabflüchter konnte ich unter ihnen nicht ausmachen.
    Mein Herz klopfte. Leif sah auf die Uhr.
    »Sieben Uhr ist also Schichtwechsel. Gut zu wissen«, sagte er leise.
    Damit hatte er absolut Recht, das war wirklich wichtig.
    Die Männer schienen am Tor eine Klingel zu betätigen, dann ertönte ein Summer, und die Pforte öffnete sich. Die acht schritten einzeln durch das erste Tor hindurch und zeigten einen Ausweis in eine Kamera, die über der zweiten angebracht war. Danach öffnete sich die zweite Pforte und einer nach dem anderen durfte durch das weitere Tor hindurch in das Lager treten.
    »Jetzt wissen wir wenigstens auch, wie das funktioniert«, murmelte Leif. Ich nickte stumm. Diese Prozedur machte meine Sache nicht unbedingt leichter. Wir warteten noch ein Weilchen, um zu sehen, was als nächstes passieren würde.
Tatsächlich verließen ungefähr eine Viertelstunde später acht andere Männer das Lager durch das kleine Tor, gefolgt von den vier Typen, die Roman hergebracht hatten. Auch sie blieben zwischen erstem und zweitem Tor stehen und ließen sich von einer Kamera scannen, bis sie das Lager endgültig verlassen durften. Während sie warteten, entdeckte ich an den Seiten zwei rot blinkende Lämpchen.
    »Wärmesensoren«, erklärte Leif leise. »Sie checken, ob man auch wirklich ein Warmblüter ist.«
    Als die Männer das Tor hinter sich gelassen und sich auf den Weg zum Bahndamm gemacht hatten, war es an der Zeit, dass ich meine Aufgabe begann.
    »Wünscht mir Glück«, flüsterte ich, bevor ich mich erhob.
    »Viel Glück«, erwiderte Leif.
    »Hals- und Beinbruch«, fügte der Fürst hinzu.
    Geduckt hinter Büschen schlich ich zum Pfad, wo ich mich endlich aufrichtete und erhobenen Hauptes zum Tor schritt.
     

In der Höhle der Vampire
     
    Für den Fall, dass ein Besucher von einem anderem Planeten stammte, wo man seine Haustüren offenstehen ließ und kein Einlasszeichen von etwaigen Gästen benötigte und solche Dinge auch nicht kannte, stand auf der Klingel am Tor »Klingel«. Ich drückte darauf und erwartete, dass nun wie bei den Männern des Schichtwechsels der Summer ertönte und sich das Tor öffnete, aber ich hörte lediglich eine männliche Stimme.
    »Was wollen Sie?«
    »Mein Name ist Ramona Schmidt. Ich möchte mich bei Ihnen als Krankenschwester bewerben.«
    Die Stimme schwieg verdutzt. Schließlich erklang sie wieder. »Wie kommen Sie gerade auf

Weitere Kostenlose Bücher