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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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mir zu und wünschte mir einen zauberhaften guten Morgen. Ich winkte zurück und ging schnell wieder hinaus.
    Unteroffizier Parrier wartete vor der Baracke auf mich. Er führte mich in das Gebäude und dort einen langen Flur entlang. Mir stockte ganz plötzlich der Atem. Den Korridor kannte ich aus meinem Traum! Ich blickte zum Ende des Flurs, wo sich in meinem Traum ein Treppenhaus befunden hatte, das in den Keller führte. Dort war tatsächlich eine Tür.
    »Was sind das alles für Räume?«, fragte ich so unauffällig wie möglich.
    »Hier werden die Elemente verhört oder zwischengelagert. Gestern Nacht wurde ein Blutsauger geliefert, den haben wir hier untergebracht. Er wird später verhört.«
    »Reicht die Räume denn aus? Oder gibt es noch mehr Etagen?«
    Ich hoffte, meine Frage klang nicht zu plump, sondern eher naiv interessiert. Er nahm mir das Interesse ab.
    »Es gibt noch einen Keller darunter, aber dort wirst du nicht gebraucht, wenn sie da landen, haben sie ihre letzte Station erreicht.«
    Ich dachte an meine Vision. Dort unten hatten sie die Vampire verbrannt. Wieder hörte ich einen Schrei, er kam aus einem der entfernter liegenden Räume.
    Parrier öffnete eine Tür direkt vor uns. Dahinter war es grell erleuchtet, doch nicht durch die strahlende Sonne draußen, sondern durch mehrere starke Scheinwerfer. Sie waren auf einen klatschnassen Vampir gerichtet, der an den Händen gefesselt von der Decke hing. Seine Füße berührten nur mit den Zehenspitzen den Boden. Er sah fürchterlich ausgemergelt aus und hing kraftlos in den Fesseln. Vor ihm standen zwei Männer, der eine hielt einen Elektroschocker, der andere stand mit einem Kübel Eiswasser daneben. Er trug einen blauen Kittel und eine viel zu schicke Brille für diesen Raum. Er war der Mann aus meiner Vision. Als ich eintrat, sahen mich beide verwundert an. Parrier stellte mich kurz vor, da nickten sie. Dann ließ mich der Blonde bei dem Verhör mit dem Vampir zurück.
    Die nächsten Stunden waren die Hölle für mich. Für den verhörten Vampir noch viel mehr, der hatte die allerschlimmste Rolle, aber auch für mich war es nicht einfach. Ich hatte größte Mühe, nicht dazwischen zu gehen, um die Folterungen zu unterbrechen, und meinen Magen im Zaum zu halten. Es war entsetzlich. Dass der Verhörte nicht sein Dasein aufgab, grenzte schon an ein Wunder. Dreimal musste ich ihm einen in Blut getränkten Schwamm hinhalten, an dem er saugen durfte, um etwas Kraft zu bekommen, weil er sonst bewusstlos geworden wäre. Einmal musste ich seine Muskeln massieren, um ihn etwas zu erwärmen, damit er seinen Mund bewegen konnte. Und zweimal bekam er eine Spritze von mir unter die Haut mit einer Lösung, die ihn am ganzen Körper noch stärker zittern ließ, als es meine Hände taten. Ich hatte keine Ahnung, was drin war, gut war es bestimmt nicht, denn Fred, so hieß der Vernommene, bekam dadurch nicht nur diese Zitteranfälle, sondern wurde auch ganz blau. Zwischendurch hörte ich Schreie aus den anderen Räumen, offenbar erfolgten mehrere Verhöre gleichzeitig. Aber von den anderen wurde ich nicht angefordert.
    Irgendwann war es vorbei, ohne dass er etwas preisgegeben hätte. Er war immer wieder nach Verstecken und Namen gefragt worden, aber offenbar wusste er nichts, oder war zu schwach zum Sprechen.
    Als sie ihn von den Fesseln gelöst hatten, schleiften sie ihn aus dem Raum und brachten ihn in einen der Container, wo sie ihn liegen ließen. Ich massierte ihn ein wenig und gab ihm noch etwas Blut aus dem Schwamm, den ich heimlich eingesteckt hatte. Er blinzelte einmal kurz und murmelte etwas, das wie »Danke« klang und was mir fast das Herz brach, aber mehr konnte ich nicht für ihn tun.
    Wenigstens hatte ich Gelegenheit, mich in diesem Container genauer nach Robert umzusehen. Doch auch hier konnte ich ihn nirgends entdecken. Mehrere Frauen lagen hier und noch viel mehr Männer, aber es war kein mir bekanntes Gesicht dabei. Blieben also noch sechs Container, die ich untersuchen musste.
    Als ich wieder draußen im Freien war, hatte sich meine Rechnung jedoch erledigt. Mir sackten fast die Knie weg, als ich die beiden Wachen sah, die einen Mann mit sich schleiften. Sie hatten meinen Robert zwischen sich geklemmt und zerrten ihn über den staubigen Hof auf einen der Container zu. Jetzt wurde mir wirklich schlecht. Er sah entsetzlich aus. Offenbar hatten sie ihn schon in der Mangel gehabt.
    Ohne zu zögern eilte ich hin.
    »Ich kümmere mich um ihn«, sagte

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