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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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nieder, goß sich eine duftende Flüssigkeit in die Hände und begann, ihm die Haare zu waschen. Er schloß die Augen und genoß das Gefühl ihrer Finger auf seiner Kopfhaut. Sie spülte ihm das Haar mit frischem, warmem Wasser aus und rieb es mit einem sauberen Handtuch trocken.
    Wieder in seinem Zimmer stellte Druss fest, daß sie ihm eine saubere Unterjacke und schwarze Wollhosen zurechtgelegt hatte. Sie hatte auch seine Lederweste und die Stiefel gesäubert. Ehe sie ging, schenkte sie ihm noch einen Becher lentrischen Rotwein ein. Druss trank den Wein und legte sich wieder aufs Bett, den Kopf auf die Hand gestützt. Seit Rowena hatte sich keine Frau mehr so um ihn gekümmert, und seine Gedanken waren sanft.
    Rowena, seine Kindsbraut, entführt von Sklavenjägern bald nach der Hochzeit unter der alten Eiche. Druss hatte sie verfolgt, ohne auch nur seine Eltern zu begraben. Monatelang war er durchs Land gereist, bis er schließlich zusammen mit Seben, dem Dichter, das Lager des Sklavenjägers entdeckt hatte. Nachdem er erfahren hatte, daß Rowena an einen Händler verkauft worden war, der nach Osten ziehen wollte, erschlug er den Anführer in seinem Zelt und brach erneut auf. Fünf Jahre durchwanderte er den Kontinent, ein Söldner, der sich einen Ruf als furchtbarster Krieger seiner Zeit schuf und schließlich Streiter des Gottkönigs von Ventria, Gorben, wurde.
    Endlich hatte er seine Frau in einem Palast im Osten gefunden, und er hatte geweint. Denn ohne sie war er immer nur ein halber Mann gewesen. Sie allein machte ihn menschlich, besänftigte für eine Weile die dunkle Seite seines Wesens, machte ihn zu einem Ganzen, zeigte ihm die Schönheit einer Blumenwiese, wo er nur die Vollkommenheit in einer stählernen Klinge suchte.
    Sie hatte ihm immer das Haar gewaschen, die Spannungen aus seinem Nacken vertrieben und den Zorn aus seinem Herzen.
    Jetzt war sie fort und die Welt leer, ein wechselndes, schimmerndes Grau, wo einst Farben von strahlender Leuchtkraft gewesen waren.
    Draußen begann es leise zu regnen. Eine Weile lauschte Druss dem Prasseln der Tropfen auf dem Dach. Dann schlief er ein.
    Caessa saß im Freien, die Arme um die Knie geschlungen. Hätte sich ihr jemand genähert, er hätte nicht sagen können, wo der Regen aufhörte und die Tränen begannen.

22
    Als die Nadir sich zum Angriff sammelten, wurde Eldibar zum erstenmal von den Dreißig bemannt. Serbitar hatte Rek und Druss gewarnt, daß der heutige Tag anders verlaufen würde: kein Beschuß mit den Wurfgeschützen, sondern nur eine endlose Reihe von Attacken, um die Verteidiger zu zermürben. Druss hatte jeden Rat, diesen Tag auszuruhen, entschieden abgelehnt und stand mitten auf der Mauer. Um ihn verteilten sich die Dreißig in ihren silbernen Stahlrüstungen und weißen Mänteln. Hogun war bei ihnen, während Rek und Virae vierzig Schritt weiter links mit den Männern der Gruppe Feuer standen. Orrin blieb mit Karnak auf der rechten Seite. Fünftausend Mann warteten, die Schwerter in den Händen, die Schilde umgeschnallt, die Visiere herabgelassen.
    Der Himmel war zornig und düster; mächtige Wolken türmten sich im Norden auf. Oberhalb der Mauer wartete noch ein Stückchen blauer Himmel auf den Sturm. Rek lächelte plötzlich, als ihm die Poesie des Augenblicks bewußt wurde.
    Die Nadir begannen, sich als brodelnde, wütende Masse voranzuschieben; das Trampeln der zahllosen Füße klang wie Donnergrollen.
    Druss sprang auf die zinnenbewehrte Brüstung.
    »Kommt schon, ihr Hurensöhne!« brüllte er. »Todeswanderer wartet auf euch!« Seine Stimme scholl weit über das Tal und wurde von den hohen Granitwänden zurückgeworfen. In dem Moment zerriß ein Blitz den Himmel, ein gezackter Speer hoch über der Dros. Donner folgte.
    Und das Blutvergießen begann.
    Wie Serbitar vorausgesehen hatte, erlitt das Zentrum ihrer Linie die wütendsten Angriffe; eine Woge von Stammeskriegern nach der anderen erklomm die Mauer, um unter der stählernen Verteidigung der Dreißig zu sterben. Ihr Können war unglaublich. Eine hölzerne Keule riß Druss von den Füßen, und ein dicker Nadir zielte mit der Axt auf seinen Kopf. Serbitar sprang herbei, um den Hieb abzuwehren, während Menahem den Mann mit einem Schlag gegen den Hals außer Gefecht setzte. Erschöpft taumelte Druss über den gestürzten Körper und fiel drei Angreifern vor die Füße. Arbedark und Hogun kamen zu seiner Rettung, als er noch nach seiner Axt griff.
    Zur Rechten durchbrachen die Nadir

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