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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Khitan. »Ich hätte voraussehen müssen, daß sie Öl verwenden. Ich wußte, daß sie nie durch Brandpfeile allein Feuer fangen würden und habe keinen Gedanken an andere Brennstoffe verschwendet. Niemand wird uns noch einmal so schlagen.«
    »Ganz gewiß nicht, mein gelehrter Architekt«, sagte Ulric mit einer Verbeugung.
    Khitan kicherte. »Die Jahre machen mich großspurig, Herr. Todeswanderer hat sich heute gut geschlagen. Er ist ein würdiger Gegner.«
    »Das ist er in der Tat – aber ich glaube nicht, daß die Pläne für den heutigen Tag von ihm stammten. Sie haben weiße Templer bei sich, die Nosta Khans Akolyten vernichtet haben.«
    »Ich dachte mir doch, daß dabei eine Teufelei im Spiel war«, murmelte Khitan. »Was willst du mit den Verteidigern machen, wenn wir die Festung einnehmen?«
    »Ich habe gesagt, ich werde sie töten.«
    »Ich weiß. Ich habe nur überlegt, ob du deine Meinung vielleicht geändert hast. Sie sind sehr tapfer.«
    »Und ich habe Achtung vor ihnen. Aber die Drenai müssen lernen, was mit denen geschieht, die sich mir widersetzen.«
    »Was wirst du also tun, Herr?«
    »Ich werde sie alle auf einem großen Scheiterhaufen verbrennen – alle bis auf einen, der weiterleben soll, um es überall zu erzählen.«
     
    Eine Stunde vor Sonnenaufgang schlüpfte Caessa leise in Druss’ Zimmer und ging zum Bett. Der Krieger schlief tief und fest. Er lag auf dem Bauch und hatte den Kopf auf die starken Arme gebettet. Als sie ihn ansah, rührte er sich. Er öffnete die Augen. Sein Blick fiel auf ihre schlanken Beine, die in schenkellangen Rehlederstiefeln steckten. Dann ließ er seinen Blick aufwärts gleiten. Sie trug eine enganliegende grüne Tunika mit einem breiten, silberbeschlagenen Gürtel, der ihre schlanke Linie betonte. An ihrer Seite hing ein Kurzschwert mit Ebenholzgriff. Er drehte sich um und begegnete ihrem Blick – in den gelbbraunen Augen stand Zorn.
    »Fertig mit der Begutachtung?« fuhr sie ihn an.
    »Was ist los, Mädchen?«
    Jeder Ausdruck wich aus ihrem Gesicht, zog sich wie eine Katze in die Schatten zurück.
    »Nichts. Dreh dich um, ich will deinen Rücken untersuchen.«
    Geschickt begann sie, die Muskeln an den Schulterblättern zu kneten. Ihre Finger waren wie Stahlnägel, so daß er ab und zu mit zusammengebissenen Zähnen stöhnte.
    »Dreh dich wieder um.«
    Als Druss auf dem Rücken lag, nahm sie seinen rechten Arm und drehte ihn mit einem Ruck im Gelenk. Ein scharfes Knirschen folgte, und für einen Moment dachte Druss, sie hätte ihm die Schulter gebrochen. Sie ließ seinen Arm los und legte ihn auf seine linke Schulter, den linken Arm auf die rechte Schulter. Sie beugte sich vor, rollte ihn auf die Seite und legte ihm die geballte Faust zwischen den Schulterblättern auf die Wirbelsäule. Dann rollte sie ihn wieder auf den Rücken. Plötzlich warf sie sich mit ihrem ganzen Gewicht auf seine Brust, so daß die Wirbelsäule heftig gegen ihre Faust gepreßt wurde. Er stöhnte noch zweimal auf, während beunruhigende Geräusche das Zimmer erfüllten, die ihm vorkamen, als würde etwas knirschend einschnappen. Schweiß stand auf seiner Stirn.
    »Du bist kräftiger, als du aussiehst, Mädchen.«
    »Sei still und setz dich hin, mit dem Gesicht zur Wand.«
    Diesmal schien sie ihm fast das Genick zu brechen, indem sie ihre Hände unter sein Kinn und über die Ohren legte, seinen Kopf erst kräftig nach links, dann nach rechts drehte. Es klang, als würde ein trockener Zweig brechen.
    »Morgen wirst du ruhen«, sagte sie, als sie sich zum Gehen wandte.
    Er reckte sich und bewegte die schlimme Schulter. Er fühlte sich gut – besser als seit Wochen.
    »Was war dieses Knirschen?« fragte er, als sie schon an der Tür war.
    »Du hast Arthritis. Die ersten drei Wirbel waren verklemmt, deswegen konnte das Blut nicht richtig fließen. Der Muskel unter dem Schulterblatt hatte sich verhärtet. Das hat Krämpfe ausgelöst, die deinen rechten Arm schwächten. Aber hör auf mich, alter Mann, morgen mußt du ruhen. Oder sterben.«
    »Wir alle sterben«, sagte er.
    »Wohl wahr. Aber du wirst gebraucht.«
    »Kannst du nur mich nicht leiden oder alle Männer?« fragte er, als sie die Tür öffnete.
    Sie drehte sich noch einmal um, schloß die Tür wieder und kam zurück. Sie blieb nur Zentimeter vor seiner nackten Gestalt stehen.
    »Würdest du gerne mit mir schlafen, Druss?« fragte sie und legte ihm den linken Arm um die Schulter.
    »Nein«, antwortete er leise und sah ihr in die

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