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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Druss sei krank, oder schlimmer noch, daß er keinen Wein vertrug.
    »Vielleicht tut mir die Luft gut. Wo ist er?«
    »Er sagte, er würde dich gern in dem Wirtshaus an der Einhorngasse treffen. Du biegst vor der Festung rechts ab, bis du zum ersten Marktplatz kommst; dann geht es bei dem Müller links ab und durch die Bäckergasse, bis du zu dem Waffenschmied kommst. Dort mußt du rechts abbiegen. Das ist die Einhorngasse, und am Ende ist das Wirtshaus.«
    Druss bat den Mann, die Wegbeschreibung zu wiederholen. Dann stieß er sich von der Wand ab und taumelte in die Nacht hinaus. Die Sterne funkelten von einem wolkenlosen Himmel. Er sog die frische Luft ein und spürte, wie sein Magen sich umdrehte. »Verdammt«, sagte er wütend, suchte ein abgelegenes Fleckchen weit entfernt von den Wächtern und übergab sich. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn, und sein Kopf schmerzte, als er sich wieder aufrichtete, aber zumindest schien sein Magen sich etwas zu beruhigen. Er machte sich auf den Weg zum ersten Marktplatz, fand den Müller und bog links ab. Aus der Bäckergasse drang schon der Duft von frischgebackenem Brot.
    Der Geruch ließ wieder Übelkeit in Druss aufsteigen. Er war jetzt wütend über seinen Zustand und polterte gegen die erste Tür, an die er gelangte. Ein kleiner, dicker Bäcker in weißem Baumwollkittel öffnete und spähte nervös ins Freie.
    »Ja?« fragte er.
    »Ich bin Druss. Hast du schon einen Laib fertig?«
    »Es ist gerade erst nach Mitternacht. Ich habe noch Brot von gestern. Aber wenn du ein bißchen wartest, kannst du auch frisches Brot haben. Was ist mit dir? Du siehst ganz grün aus.«
    »Hol mir einfach ein Brot – und zwar schnell!« Druss klammerte sich an den Türrahmen, um sich auf den Beinen zu halten. Was, zum Teufel, war mit dem verdammten Wein los? Oder lag es am Essen? Er haßte überreiches Essen. Zu viele Jahre bei getrocknetem Fleisch und rohem Gemüse. Sein Körper konnte es nicht vertragen. Aber so hatte er noch nie reagiert.
    Der Mann kam mit einem großen Stück Schwarzbrot und einer kleinen Phiole über den kurzen Flur zurückgetrottet.
    »Trink das«, sagte er. »Ich habe ein Magengeschwür, und Calvar Syn sagt, es beruhigt den Magen schneller als alles andere.«
    Dankbar trank Druss. Es schmeckte wie Kohle. Dann biß er ein großes Stück aus dem Brot und ließ sich zufrieden zu Boden gleiten, den Rücken gegen die Tür gelehnt. Sein Magen rebellierte, doch er biß die Zähne zusammen und aß das Brot auf. Schon nach wenigen Minuten fühlte er sich besser.
    Sein Kopf schmerzte höllisch, und sein Blick war leicht verschwommen, aber seine Beine zitterten nicht mehr, und er fühlte sich kräftig genug, um ein kurzes Gespräch mit Mendar zu führen, ohne sich etwas anmerken zu lassen.
    »Vielen Dank, Bäcker. Was schulde ich dir?«
    Der Bäcker wollte schon um zwei Kupferstücke bitten, bemerkte aber noch rechtzeitig, daß der alte Mann offensichtlich keine Taschen hatte und keinen Geldbeutel. Er seufzte und sagte, was von ihm erwartet wurde: »Du schuldest mir nichts, Druss. Natürlich nicht.«
    »Sehr anständig von dir.«
    »Du solltest nach Hause gehen«, riet der Bäcker. »Und versuchen zu schlafen.«
    »Noch nicht. Muß erst einen meiner Offiziere treffen.«
    »Mendar«, sagte der Bäcker lächelnd.
    »Woher weißt du das?«
    »Ich sah ihn vor noch nicht ganz zwanzig Minuten mit drei oder vier anderen Richtung ›Einhorn‹ gehen. Wir sehen hier um diese Nachtzeit nicht allzu viele Offiziere. Das Einhorn ist eine Schänke für Soldaten.«
    »Ja. Nochmals danke. Ich mache mich jetzt lieber auf den Weg.«
    Druss blieb noch einen Moment im Türrahmen stehen, nachdem der Bäcker wieder an seinen Ofen zurückgekehrt war. Wenn Mendar noch mit drei oder vier anderen zusammen war, erwarteten sie vielleicht, daß er ein Glas mit ihnen trank, und er zermarterte sich das Hirn nach einer Ausrede. Ihm fiel keine überzeugende Entschuldigung ein. Er fluchte und ging mit schnellen Schritten die Bäckergasse hinunter.
    Jetzt war alles dunkel und still. Die Stille beunruhigte ihn, aber sein Kopf schmerzte zu sehr, als daß er sich darum scherte.
    Voraus sah er den Amboß im Schild des Waffenschmieds im Mondlicht glitzern. Er blieb wieder stehen und blinzelte, als das Schild zu schimmern und sich zu verzerren schien. Er schüttelte den Kopf.
    Stille … was war nur mit dieser verdammten Stille?
    Er ging angespannt weiter und löste Snaga in ihrer Scheide, mehr aus Reflex und

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